Wie kann die B 295 zukünftig an die Leonberger Straße angebunden werden? Darüber informiert das Regierungspräsidium Stuttgart am 24. September.

Renningen - Es ist ein großer Stapel an Texten, Illustrationen und Zeichnungen, den die Renninger Interessengemeinschaft Burg-Hummelbaum-Kindelberg sich zusammengestellt hat. Sie alle haben ein Thema zum Inhalt: Den Lückenschluss im Bereich Renningen-Ost und die Frage, wie er an die B 295 angeschlossen wird. Denn ist der Lückenschluss erst mal fertig, wird es dort keine Ampel mehr geben. Im derzeitigen Plan ist eine weiträumige Überführung vorgesehen, die per Brücke über die Bundesstraße führt und in einem weiten Bogen wieder hinunter. „Viele sind sich darüber gar nicht bewusst, was das für ein Riesenklotz wird“, hat Gisela Bitzer, Mitglied der IG, im Gespräch mit anderen Mitbürgern die Erfahrung gemacht.

 

Seit die Pläne bekannt wurden, setzt sich die IG für den Bau einer Unterführung statt einer Überführung ein. Ihnen geht es um den Erhalt der Frischluftschneise, um Lärmschutz, das Vermeiden von Lichtverschmutzung sowie um das Renninger Landschaftsbild. Einen ersten Erfolg konnten sie verbuchen: Das Regierungspräsidium hat auf ihr Engagement hin die Möglichkeit einer Unterführung mittlerweile untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchung werden am 24. September um 19 Uhr bei einem öffentlichen Informationsabend im Bürgerhaus vorgestellt. Die IG hofft nun, dass sich möglichst viele daran beteiligen. „Denn das Thema betrifft nicht nur unsere Wohngebiete, sondern alle Renninger“, sagt Regula Forth. Vermutlich sei das die letzte Gelegenheit, sich in diesem Umfang und direkt bei den Planern zu informieren. „Und es geht auch darum, Präsenz zu zeigen.“

„Das wird so nicht funktionieren“

Natürlich wäre es manch einem lieber, die Situation bliebe genau so, wie sie jetzt ist, weiß Forth: mit einer einfachen Kreuzung und einer Ampel. „Aber uns ist klar, dass das so nicht funktionieren wird. Das ist eine gefährliche Einmündung, und wir verstehen, dass da eine Lösung her muss.“ Nur sollte diese Lösung sich nicht allein an den Finanzen orientieren, sondern auch die Bürger im Blick haben. „Man kann davon ausgehen, dass das Bauwerk eine Höhe von sechs Metern haben muss, damit ein Laster drunter durchpasst“, so Gisela Bitzer. Die Folgen eines solchen Bauwerks treiben die IG nun schon seit mehreren Jahren um.

Da wären zum einen die Themen Lärm und Lichtverschmutzung. „Das Licht von den Scheinwerfern ist natürlich viel weiter zu sehen, wenn die Autos über eine Brücke fahren“, erklärt Wilhelm Schumm. „Und man kann davon ausgehen: So weit man ein Auto sieht, so weit hört man es auch“, ergänzt Regula Forth. Die Geräusche würden also viel weiter in die Stadt hineingetragen. „Ein Lärmschutz ist dort dann auch überhaupt nicht mehr möglich“, sagt Gernot Kaes.

Lärm und weniger Sicht

Hinzu kommt die Einschränkung im Bereich Naherholung. Der Blick von der Stadt bis zum Renninger See wäre in jedem Fall versperrt, sagt Regula Forth. „Und schon jetzt dringt viel Lärm vom Längenbühl hinunter in dieses Naherholungsgebiet.“ Eine Autobrücke würde die Situation verschärfen. Ein wesentlicher Punkt in ihrer Argumentation ist zudem die Frischluftschneise durch das Renninger Becken, die durch eine große Brücke unterbrochen würde. „Es geht hier also auch im gesundheitliche Aspekte“, betont Gisela Bitzer.

Von der Bürgerinfo erhoffen sich die IG-Mitglieder nun Klarheit über viele wichtige Fragen wie die genaue Ausgestaltung der Varianten und die Kosten – und darüber, wann und wie eine Entscheidung über die Varianten gefällt wird. Der Lückenschluss ist ein Projekt des Bundes, der folglich die Entscheidungen trifft. Jedoch hat die Stadt, wie schon bei der Südrandstraße, die Möglichkeit, eigene Vorstellungen in die Planungen einzubringen. Es kann dann aber sein, dass sie die Kosten zum Teil übernehmen muss.

Kontakt: Wer sich für die Arbeit der IG Burg-Hummelbaum-Kindelberg interessiert, kann sich per E-Mail an ig_bhk_leonbergerstr@outlook.de wenden.

Der Lückenschluss – ein Überblick

Provisorisch: Seit 2013 existiert der Übergang der B 295 und der B 464 in Form von zwei behelfsmäßigen Kreisverkehren, die auch noch eine Weile erhalten bleiben werden. Ihnen voraus ging der Ausbau der B 464 zwischen Sindelfingen und Renningen sowie der B 295 zwischen Renningen und Leonberg. Auch wenn die Bezeichnung „Ersatzautobahn“ bis heute von vielen Politikern dementiert wird, hatte der Ausbau der Bundesstraßen doch zum Ziel, das Stuttgarter Autobahnkreuz zu entlasten und eine alternative Nord-Süd-Route zu schaffen.

Viele Varianten: Für den Ausbau des Lückenschlusses standen viele Planungsvarianten zur Diskussion: zehn an der Zahl, dazu noch mehrere Untervarianten. In vielen Punkten herrscht inzwischen Einigkeit: Die Kreisverkehre zwischen den Bundesstraßen kommen weg. Nach dem Ausbau wird der Übergang fließend möglich sein. Renningen bekommt die Südrandstraße: eine Umgehungsstraße, die nach Warmbronn führt und die Magstadter Straße kreuzt. Renningen bekommt eine Südanbindung: Die Magstadter Straße bekommt zwar keine direkte Verbindung zur B 295, jedoch zur B 464. Es wird keine Westanbindung mehr von Warmbronn zur B 295 geben. Der letzte offene Punkt ist der Übergang der Leonberger Straße zur B 295. 

Wer ist Schuld an der Verzögerung?

2026: Noch im März 2016 hatte der Verkehrsminister Winfried Hermann angekündigt, der Lückenschluss könne nach zwei bis vier Jahren fertig sein. Daraus wurde nichts. Inzwischen steht sogar fest: Bevor die A 81 bei Böblingen nicht fertig ausgebaut ist, das soll 2026 der Fall sein, kann auch mit dem Ausbau des Lückenschlusses nicht begonnen werden. Wer das Projekt so verschleppt hat, dass ein Ausbau vor der Autobahn nicht möglich war, darüber scheiden sich bis heute die Geister.

Übergang: Kurzfristige Verbesserungen sollen die Übergangszeit bis zum endgültigen Ausbau des Lückenschlusses erleichtern. Zum Beispiel wurde bereits die Einfädelspur von Böblingen Richtung Leonberg verlängert und einer der beiden Kreisverkehre erweitert.

Bürgerinfo: Das Regierungspräsidium Stuttgart informiert über die Pläne zur Anbindung der B 295 an die Leonberger Straße am Dienstag, 24. September um 19 Uhr im Bürgerhaus (Jahnstraße 20). Beide Varianten werden optisch dargestellt, es werden verschiedene Aspekte wie die Geologie, eine Lärmberechnung und die Kosten vorgestellt. Im Anschluss können Fragen gestellt werden.