Lückenschluss: Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sind bei den Kreisräten auf Zustimmung gestoßen. Baubeginn für zwei Neubaustrecken, die am Knotenpunkt von B 295 und B 464 für Entlastung sorgen sollen, könnte aber frühestens 2023 sein.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Renningen - An „den Geist der Einigung“ muss der Landrat die Kreisräte in der Sitzung erinnern. Denn die Probleme scheinen in der Diskussion über die Lösung schon wieder zu überwiegen: Im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags sind die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vorgestellt worden, wie Teile des Lückenschlusses zwischen den Bundesstraßen 295 und 464 vorgezogen werden können. Das Gesamtprojekt kann nämlich erst nach dem Ausbau der A 81 in Angriff genommen werden, der im Jahr 2026 fertig sein soll.

 

Beschlossen wurde nichts

Die Mehrheit der Kreisräte begrüßte den Vorschlag, die Renninger Südrandstraße bis zur Magstadter Straße und von dort eine Kreisstraße bis nach Leonberg-Warmbronn als kommunales Bauprojekt umzusetzen. „Die Einigung ist gelungen, weil wir nicht alle Schwierigkeiten beleuchtet haben“, sagte Roland Bernhard über die Gespräche zu dem Vorhaben mit dem Stuttgarter Verkehrsministerium und der Stadt Renningen.

Beschlossen wurde in der Sitzung nichts. Dazu müsste erst die Kostenrechnung vorliegen, erklärten mehrere Kreisräte. Was nun vonseiten des Landratsamts folgt, sind „umfangreiche Abstimmungsgespräche“ mit dem Stuttgarter Regierungspräsidium und Renningen. Dem nach Angaben des Landrats „sehr ambitionierten“ Zeitplan zufolge könnte mit dem Straßenbau auch frühestens 2023 losgelegt werden. Bis zum Vorliegen des Baurechts passiert an dem Knotenpunkt nichts. Die Durchbindung der Südrandstraße bis nach Leonberg war bereits in früheren Lückenschlussplänen enthalten: Sie gilt als „Goldrandlösung“ und war dem Bund stets zu teuer. Nun müssten die Kommune und die Kreisbehörde die Trägerschaft dafür übernehmen, vom Land gibt es eine Förderzusage.

Noch großer Diskussionsbedarf

„Bei der Finanzierung werden wir keine Sonderregelung akzeptieren“, stellte der Rutesheimer Bürgermeister Dieter Hofmann (Freie Wähler) in der Sitzung gleich klar. Grundsätzlich unterstütze seine Fraktion das Vorhaben. Wolfgang Schaal wies jedoch aus Leonberger Sicht daraufhin, dass sich der Stau nicht von Renningen nach Leonberg-Eltingen verlagern dürfe. „Es ist wichtig, dass etwas passiert“, erklärte Walter Arnold (CDU), „diese Maßnahme muss erfolgen.“ Auch Peter Pfitzenmaier will „die Kuh vom Eis“ bringen und sichert die Unterstützung der SPD unter einem Vorbehalt zu: Die Sinnhaftigkeit der neuen Kreisstraße muss nachgewiesen werden. Heide Berroth (FDP) bestand noch auf die Südanbindung der Magstadter Straße an die  B 464 und wunderte sich, dass „die Grünen das Kriegsbeil ausgraben“. Denn zuvor hatte sich Klaus Sindlinger gewundert, dass Renningen sich „mit Straßen zupflastern will“. Und Martin Preiß warf die Frage auf, ob die Baustelle überhaupt notwendig sei, da sie erst in acht bis zehn Jahren fertig werde. „Bis dahin ändert sich die Mobilität grundlegend“, erklärte der Grüne. Auf Lärmschutz für die Renninger, fehlenden Natur- und Landschaftsschutz wies der Kreisrat außerdem hin.

„Wir stehen noch ganz am Anfang der Planung“, kommentierte Roland Bernhard die Einwände. Im Planfeststellungsverfahren könnten „diese Gretchenfragen“ alle gestellt werden. Nach Signalen aus Berlin hält es seine Kreisbehörde für wahrscheinlich, dass die Südanbindung der Magstadter Straße erfolgen wird. Und das Stuttgarter Regierungspräsidium hat Lärmschutzuntersuchungen in Richtung Leonberg zugesagt. „Nur die Schwierigkeiten zu beleuchten, ist die größte Garantie dafür, dass sich nichts bewegt“, sagte der Landrat.

Baustellen um das Provisorium herum

Beim Renninger Kindelberg an der Kreisstraße 1015 würde die Südrandstraße beginnen. An der Magstadter Straße schafft ein Kreisverkehr die Verbindung zur neuen K 1008. Dabei handelt es sich um die Reaktivierung der vor rund 20 Jahren zurückgebauten Warmbronner Straße.

Laut der Machbarkeitsstudie lassen sich weitere Bauabschnitte des Lückenschlusses vorziehen. Voraussetzung dafür ist stets, dass der Verkehrsfluss nicht beeinträchtigt wird. Denn während des Ausbaus der A 81 soll nicht auch auf den Bundesstraßen zusätzlich Stau herrschen. Zwei Brücken über die Gleise der S-Bahn S 60 sowie eine über den Rankbach und zwei Rampen zur Auf- sowie Abfahrt zählen dazu. „Das Provisorium wird die ganze Zeit nicht angefasst“, erklärte der Straßenbaufachmann Jörg Aichele vom Landratsamt.