Die ruhigere Zeit zum Jahreswechsel nutzen wir, um mit Bürgermeistern über ihr ganz besonderes Amt zu sprechen. Was bedeutet es, im 21. Jahrhundert Oberhaupt einer Kommune zu sein? Was bewegt einen Schultes? Heute: Thomas Fritsch aus Mönsheim

Mönsheim - Wenn einer das Bürgermeisteramt beurteilen kann, dann ist es Thomas Fritsch. Seit fast 20 Jahren ist er Rathaus-Chef in der Heckengäugemeinde Mönsheim und damit der dienstälteste Schultes im Altkreis Leonberg. Dennoch geht ihm nicht die Puste aus, das Amt macht ihm auch Spaß, wenn er sich selbst um das Klein-Klein kümmern muss.

 
Herr Fritsch, Sie sind schon lange Bürgermeister in Mönsheim, wohnen aber nicht im Ort. Ein Vorteil oder ein Nachteil?
Das ist ja bei immer mehr Kollegen der Fall. Es ist kein Nachteil für das Amt, bedarf aber eines größeren Aufwandes für einen selbst. Man ist natürlich gedanklich nie ganz weg, aber es ist schon gut, wenn man nicht auch noch am Wochenende beim Brötchen holen angesprochen wird. Aber genau das kann man natürlich auch andersrum sehen. In den fast 28 Jahren, in denen ich jetzt ununterbrochen für Mönsheim tätig bin, bin ich auch über das Amt hinaus vielen Leuten verbunden, nicht zuletzt auch durch mein Mitwirken bei der SpVgg Mönsheim und dem DRK-Ortsverein.
Wollten Sie schon immer Bürgermeister werden?
Nein, ich wusste nur von Anfang an, dass ich in einer kleinen Gemeinde arbeiten wollte, nie in einer größeren Stadt. Hier hat man viel direkter mit Menschen zu tun. Mein eigentliches Berufsziel war die Kämmerei oder das Hauptamt in einer kleineren Verwaltung. Das hat mir immer viel Freude gemacht. Der Gedanke, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren, kam erst auf, als mir mein Amtsvorgänger sagte, dass er nicht mehr antritt.
Wie steht es heute um den Traumjob, nach fast 20 Jahren im Amt?
Bei der Verpflichtung nach meiner letzten Wiederwahl habe ich gesagt, dass ich nichts anderes mehr machen möchte. Außer, wenn der FC Bayern München kommt und mir einen Job in der Geschäftsstelle anbietet (lacht). Nein, im Ernst: Ich bin mit vollem Herzen dabei und hätte auch keine Lust, so ein Amt in einer größeren Gemeinde anzustreben.
Sind Sie als Chef einer kleinen Verwaltung mehr Bürgermeister oder mehr Sachbearbeiter?
Das hält sich die Waage. Ich mache auch Sachbearbeiter-Tätigkeiten. Grundstücksgeschäfte fallen klassischerweise in mein Ressort. Und ich mache etwa auch die Haushaltsplanung für den Zweckverband Gruppenklärwerk. Viele Anfragen kommen direkt an mich, die ich dann auch selbst bearbeite. Die Zeit, sich strategische Dinge zu überlegen, kommt dabei oft zu kurz. Manchmal nervt das. Auf der anderen Seite fühle ich mich ganz wohl dabei, dass ich die Basics noch drauf habe.
Mit welchen Themen haben Sie immer wieder hier im Ort zu tun?
Es sind meist verschiedene kleine Dinge. Der Verkehr ist ein Thema, das uns ständig bewegt. Seit einiger Zeit beschäftigt mich auch die Situation bei der Kinderbetreuung. Da müssen wir ständig beobachten, wie sich die Kinderzahlen entwickeln. Das ist quasi Chefsache.
Der Städte- und Gemeindetag hat jüngst über einen milliardenschweren Investitionsstau bei den Kommunen geklagt.
In Sachen Kinderbetreuung ist das bei uns nicht so das Thema. Wir kommen derzeit mit den Plätzen für die Kinderbetreuung aus, auch wenn wir in den nächsten zwei Jahren kurzzeitig einen Engpass haben. Wir wollen aber unbedingt versuchen, ohne den Anbau an das Wichtelhaus auszukommen. Die Gemeinde drückt vielmehr das laufende Defizit. Pro Jahr bleibt für Kinderbetreuung von Krippe bis Schulbetreuung eine Million Euro am Steuerzahler hängen.
Wo gibt es sonst noch großen Handlungsbedarf im Ort?
Wir sind ständig dabei, die Gemeindestraßen zu sanieren. Das nehmen wir uns immer häppchenweise vor und müssen Prioritäten setzen. Man müsste viel schneller viel mehr machen. Aber da ist man gleich bei hohen sechsstelligen Beträgen.
Wie sieht es mit Gewerbeansiedlungen aus?
Als nächstes steht in unserem interkommunalen Gewerbegebiet die Fläche „Reute“ auf Friolzheimer Gemarkung zur Entwicklung an. Die hat Porsche erworben. Dort gäbe es möglicherweise noch mehr Potenzial. Aber bevor es keine nachhaltige Lösung für die Verbesserung der Verkehrslage gibt, können wir nicht mit ruhigem Gewissen empfehlen, weitere Flächen anzubieten, obwohl es ein attraktives Gebiet ist.
Sie arbeiten ja auch mit den umliegenden Gemeinden eng zusammen.
Ja, jeder Bürgermeister muss zwar schauen, dass er für seinen Ort das Beste erreicht. Das kann aber auch bedeuten, Kompromisse einzugehen. Wir Bürgermeister verstehen uns privat gut, das erleichtert vieles. Mönsheim, Wurmberg und Wimsheim haben den Zweckverband Bauhof, mit Friolzheim haben wir das interkommunale Gewerbegebiet und mit Wimsheim, Wurmberg und Wiernsheim den Schulverband. Im Zweckverband Altenpflegeheim in Heimsheim ist neben den Heckengäugemeinden noch Tiefenbronn beteiligt. Dann ist Mönsheim noch eines von 25 Mitgliedern des Zweckverbandes „Breitbandversorgung im Enzkreis“. Und es gibt den Gemeindeverwaltungsverband Heckengäu mit Sitz in Mönsheim, wo ebenfalls alle Heckengäugemeinden drin sind.
Was passiert in diesem Gremium?
Da wird in erster Linie der Flächennutzungsplan erarbeitet. Aktuell sind wir dabei, ein Einzelhandelskonzept zu entwickeln. Denn gerade für kleine Gemeinden ist es schwierig, Genehmigungen zu bekommen, wenn sich solche Geschäfte ansiedeln wollen.
Als Bürgermeister sind Sie ja viel unterwegs. Macht die Familie da mit?
Meine Kinder sind inzwischen erwachsen und gehen eigenen Wege. Aber meine Frau ist natürlich häufig dabei. Über die offiziellen Veranstaltungen hinaus gehe ich gerne zu Konzerten, die über den Kulturkreis angeboten werden. Oder demnächst auch zum Theaterabend der Sportvereinigung im Januar, das sind immer unterhaltsame Abende. Das Marktplatzfest am ersten Juli-Wochenende ist immer schön. Aber auch beim Seniorennachmittag kann ich mich gut unterhalten, selbst wenn vom Alter her noch eine Generation dazwischen ist.
Wie sieht es aus mit Entspannung und Fitness im Bürgermeisteralltag?
Mit möglichst viel Sport. Ich spiele schon lange Fußball. Früher aktiv, jetzt noch bei der AH der Sportvereinigung Mönsheim oder auch immer mal wieder beim Heimatverein. Außerdem jogge ich, spiele Tennis oder fahre Ski. Sport interessiert mich allgemein. Deswegen nehme ich mir manche Übertragungen auf und schaue sie abends in Ruhe an.

Das Gespräch führte Brunhilde Arnold.