Zurück zu Ihrem Amt. Was ist denn ein guter Bürgermeister?
Er ist nah an der Bevölkerung dran, er hat ein offenes Ohr und bekommt die Themen mit, die die Bürger in der Gemeinde bewegen. Und was Weissach angeht, ist meiner Überzeugung nach ein guter Bürgermeister derjenige, der eine klare Meinung vertritt und sein Fähnchen nicht immer nach dem Wind hängt.
Wir sind hier in Flacht, wo im Moment leidenschaftlich um eine Straßenlaterne diskutiert wird, die ausgerechnet an der schmalsten Stelle des Gehwegs aufgestellt wird, weil es die Vorschrift eben so verlangt. Sind Sie manchmal überkorrekt?
Nicht im Sinne eines „Korinthenkackers“, aber ich glaube schon, dass mich Korrektheit auszeichnet. Das wirkt in der Gemeinde sicher manchmal überzogen, weil man aus einer Zeit kam, in der alles erlaubt war. Ich bin 2014 aber nicht gewählt worden, um Wünsche zu erfüllen, sondern um sauber und vorschriftsgemäß zu arbeiten.
Ein älterer Bürgermeister wäre da möglicherweise entspannter und würde die Laterne ein paar Meter weiter aufstellen.
Ganz im Gegenteil. Ich glaube, je mehr Erfahrung man hat, desto gelassener wird man, auch solche formale Entscheidungen zu treffen, die Unmut oder Ärger nach sich ziehen. Meiner Überzeugung nach zählt das, was am Ende rauskommt. Das sehen wir jetzt auch hier an der großen Baustelle für die Flachter Ortsdurchfahrt. Viele Bürger regen sich derzeit– zu Recht – über die Baustelle auf. Aber wenn die Ortsdurchfahrt dann fertig ist, werden hoffentlich alle sagen: Das hat sich gelohnt.
Sprechen wir über die Versäumnisse in Weissach vor Ihrer Amtszeit. In jeder Gemeinderatssitzung tauchen die immer noch auf. Warum ist es Ihnen so wichtig, das alles öffentlich zu machen?
Ich mache die Dinge öffentlich, weil es mir wichtig ist, darauf hinzuweisen: wo kommen wir her und wo wollen wir hin? Manchmal hab’ ich den Eindruck, die Weissacher denken: man hört nichts, die im Rathaus schaffen nichts. Da entgegne ich und markiere die Probleme. Das zeichnet auch einen guten Bürgermeister aus, dass er erklärt, warum etwas nicht vorangeht, damit die Bürger es nachvollziehen können.
Manche der Versäumnisse gab es in vielen Gemeinden. Dennoch würden viele Bürgermeister sagen: wir richten den Blick nach vorne.
Das widerspricht sich nicht, denn Transparenz ist dabei auch ein ganz entscheidendes Stichwort: das eine tun, ohne das andere zu lassen. Als ich angetreten bin, war im Wahlkampf 2014 der größte Wunsch der Bevölkerung, dass man endlich mitbekommt, was in der Gemeinde und im Gemeinderat eigentlich läuft. Klar ist, dass ich nichts nichtöffentliches bekannt gebe, was nicht bekannt gegeben werden darf.
Sie personalisieren die Versäumnisse ja auch immer, und erklären, welche Person welchen Fehler gemacht hat.
Keiner hat Beifall geklatscht, als wir die Jahresabschlüsse 2002 bis 2009 eingebracht haben – mit mehr als zehn Jahren Verspätung. Dennoch: jeder, der damals Verantwortung hatte, muss dafür gerade stehen. Die Bevölkerung hat das Recht zu erfahren, woran es hängt. Die Gesamtverantwortung trägt immer der Bürgermeister, das ist klar. Wenn aber die Gemeinde beispielsweise etwas ohne Rechtsgrund gezahlt hat oder Mehrkosten entstanden sind, darf man schon wissen, woran das lag.
Haben Sie keine Angst, dass das irgendwann auf Sie zurückfällt?
Mir ist bewusst, dass das schon fest mit mir verbunden wird. Ich werte es allerdings nicht, sonst würde ich ja sagen: derjenige hat seinen Job nicht verstanden. Diese Frage muss sich jeder selbst im Spiegel beantworten. Aber der sachliche Hinweis auf Fehler ist zulässig. Mich haben ja 2014 rund 60 Prozent gewählt – die anderen haben sich offenbar gewünscht, dass es so weitergeht, wie bislang. Dass es also auch negative Rückmeldungen gibt, ist doch klar.
Gibt’s diese zwei Blöcke auch jetzt, nach drei Jahren, noch?
Es gibt und es wird immer Personen geben, die mit mir und/oder meinen Entscheidungen nicht einig sind. Gleichermaßen merke ich, dass gerade durch die gute Informationspolitik bei vielen die Einsicht kam, dass ich gar nicht so falsch gelegen bin. In Weissach und Flacht gibt es meiner Beobachtung nach keine zwei Lager.
Wie weit sind Sie bei der Prüfung, ob Sie gegen Ihre Vorgängerin Kreutel vorgehen?
Die Prüfungen, ob wir von Frau Kreutel und ehemaligen Mitarbeitern Schadensersatz fordern, sind abgeschlossen und final im Gemeinderat beschlossen. In den Fällen, in denen die Gemeinde einen Anspruch hat, wird sie ihn auch gerichtlich durchsetzen. Diese Verfahren dauern jedoch oft eine ganze Weile.