Murschel: Die Formel ist ganz einfach: Je mehr Asphalt, desto mehr Wärme. Überall wo Wasser verdunsten kann, kühlt es ab.
Der Ruf nach mehr Grün steht im Widerspruch zum Ruf nach mehr Wohnflächen.
Murschel: Es ist nicht richtig, beide Zielsetzungen gegeneinander auszuspielen. Natürlich haben bezahlbare Wohnungen im Ballungsgebiet eine besondere Bedeutung. Wir brauchen beides: Lebensqualität und Platz zum Wohnen.
Es wird zwar viel gebaut – aber das Falsche
Wie soll das gehen?
Widmaier: Wir bauen zwar viel, aber das Falsche. Einfamilienhäuser sind kein Modell für die Zukunft. Der Geschosswohnungsbau muss erweitert werden, auch da gibt es attraktive Formen. Warum werden zum Beispiel auf den neuen Rewe-Markt, der gerade in der Römerstraße gebaut wird, nicht noch einige Etagen draufgesetzt? Auch Holzhäuser sind eine zusehends interessante Alternative.
Sind Sie für Häuser an der Berliner Straße?
Widmaier: In unserer Fraktion gibt es keine einheitliche Meinung. Zunächst müssen wir Pläne sehen, was da passieren soll.
Könnte eine kommunale Baugesellschaft den Zweiklang zwischen Qualität und Platzbedarf nicht besser steuern?
Murschel: Die Erfahrungen zeigen, dass solche Projekte in die Hose gehen können.
Widmaier: Es reicht, wenn die Stadt selbst aktiv wird. Wenn sie Flächen kauft, kann sie mit dem Hebel Planungsrecht bestimmen, was dort geschieht.
Im Moment werden auffällig viele Baulücken geschlossen.
Murschel: Wir müssen aufpassen, dass das nicht die Leerstände der Zukunft werden. Das ständige Wachstum wird nicht ewig so weiterlaufen.
Grünen sympathisieren mit kostenlosem Stadticket
Mehr Menschen bringen mehr Verkehr...
Widmaier: Wir stellen seit vielen Jahren Anträge, um das Radnetz und den Nahverkehr zu verbessern. In der jüngsten Vergangenheit trägt dies Früchte.
Zum Beispiel durch ein stadtweites Ticket?
Widmaier: Der Ansatz ist gut. Allerdings ist der Preis zu hoch. Mit 1,40 Euro bringt man wenige zum Umsteigen. Wir haben Sympathien für ein kostenloses Stadtticket.
Murschel: Das würde zwar einen Zuschuss von einigen Hunderttausend Euro erfordern. Aber wir dürfen nicht mehr im Kleinen herumwerkeln. Es muss grundlegend etwas geschehen. Herrenberg ist Modellstadt für einen neuen Verkehr, wir nicht.
Mit einer Seilbahn wäre Leonberg weit mehr als eine Modellstadt.
Murschel: Diese Idee gibt es auch in Stuttgart, man muss sie ernsthaft betrachten und sehen, ob es sich für Leonberger Verhältnisse eignet.