Vom Marktplatz bis zum Postareal: Bei einem Rundgang durch das Leonberger Zentrum zeigt Klaus Brenner unseren Lesern markante Entwicklungspunkte

Leonberg - Klaus Brenner geht die Dinge pragmatisch an: „Man muss mit den vorhandenen Möglichkeiten das Beste draus machen“, sagt der Baubürgermeister beim Rundgang durch die Leonberger Innenstadt. Unsere Zeitung hat den Chefplaner eingeladen, um einigen unserer Leser den Stand der Bauprojekte zu erläutern. Wegen der Corona-Auflagen ist die Teilnehmerzahl stark begrenzt.

 

Station 1: Marktplatz

„Seit Herr Brenner da ist, hat sich am Marktplatz wahnsinnig viel zum Guten gewendet“, lobt eine Teilnehmerin des Rundgangs. Sie muss es wissen, wohnt sie doch seit Kindestagen dort. Der Bürgermeister nimmt das Lob mit Bescheidenheit an. „Das ist nur der Auftakt“, sagt Klaus Brenner und erinnert an die Anfänge: „Wir mussten erst mal entrümpeln.“

So waren früher die Tische des Eiscafés mit Warnbaken vom Autoverkehr abgeschirmt. Heute reihen sich die Stefanello-Stühle in eine ganze Reihe mit Außenbewirtung ein. Mit der Bäckerei Trölsch und dem Domizil bilden sie die Gastromeile.

Der untere Teil des Marktplatzes ist von Autos befreit, doch das reicht Brenner nicht: „Der Platz ist eine Einheit.“ Ein kleiner Bach könnte die Qualität noch erhöhen. Wobei es dem Chef des Baudezernats nicht nur um den Marktplatz geht, sondern um die ganze Altstadt: „Der Schlosshof hat ganz viel Potenzial, ist aber im Moment nur ein Parkplatz.“

Station 2: Sparkassen-Neubau

Eine Aufwertung des Altstadt-Zugangs sieht Brenner im Projekt der Kreissparkasse, die in der Grabenstraße ein neues Direktionsgebäude und ein Quartier mit 70 Mietwohnungen bauen will: „Die Neubauten werden zurückversetzt, die Sonnenkreuzung dadurch vergrößert.“ Einen Kreisverkehr, den sich einige der anwesenden Leser wünschen, hält der Bürgermeister im Prinzip für richtig, aber nicht an dieser Stelle: „Wir haben das geprüft, wir hätten sehr lange Rückstaus.“

Am Hirschbrunnen blicken die Stadtwanderer auf den künftigen Eingang des Brückenschlags. „Hier ist der Auftakt“, sagt Brenner hörbar begeistert und deutet auf den Bereich zwischen dem Spielcasino und der ehemaligen Stadt-Apotheke. Eine sechs Meter breite Brücke für Fußgänger und Radfahrer wird dort bis zum Bereich hinter der früheren Hauptpost reichen. Bebaut, etwa mit Geschäften oder Cafés, wird sie nur an einer Seite. „Dadurch erreichen wir eine Großzügigkeit.“ Die soll es auch in der Eltinger Straße geben. Die Stadt will zwischen Seestraße und Seedammstraße einige Häuser kaufen und diese womöglich abreißen, um mehr Platz zu schaffen.

Station 3: Alte Schuhfabrik

Ob dieses Schicksal auch der alten Schuhfabrik droht, ist für den Baubürgermeister nicht ausgemacht. „Fakt ist, dass Teile des Gebäudes in einem desolaten Zustand sind“, sagt Brenner, der sich schon mehrfach im Gebäude, in dem Künstler ihre Ateliers haben, umgeschaut hat. „Das größte Problem ist eine uralte Heizung.“

Insofern setzt Brenner hinter eine mögliche Sanierung des Hauses ein großes Fragezeichen. Zumal ein Abriss Chancen für eine städtebaulich ansprechende Lösung eröffne. „Wir könnten eine Tiefgarage bauen und damit öffentlichen Raum zurückgewinnen, der jetzt von Autos zugestellt wird. Aber: „Es ist alles offen. Entscheiden wird der Gemeinderat.“

Station 4: Alte Hauptpost

Sollte im Bereich der Schuhfabrik etwas Neues entstehen, so wäre dies quasi ein Teil des Postareals, das direkt gegenüber liegt. Klaus Brenner führt die Gruppe zu den Bäumen, deren geplante Verlagerung zu politischem Streit geführt hatte. „Im Siegermodell für die Neugestaltung waren die Bäume negiert“, erinnert der Chefplaner daran, dass der auch von Ratsmitgliedern preisgekrönte Entwurf die Kastanien nicht vorgesehen hatte. Als Kompromiss bleiben jetzt drei erhalten, die anderen werden umgesetzt. „Sie bleiben aber dort, wo sie am nötigsten sind: in der Innenstadt“, versichert Brenner, dem es ganz grundsätzlich darum geht in zentralen Bereichen grüne Räume zu schaffen. Deshalb werde die Stadt auch nicht den Festplatz an der Steinstraße verkaufen: „Dafür würden wir von einem Bauinvestor Millionen bekommen, aber damit eine wichtige Freifläche aufgeben.“

Und daran mangelt es dem studierten Stadtplaner in Leonberg: „Wir haben in den vergangenen Jahren viel gebaut: das neue Rathaus, das Parkhaus am Bahnhof, die Sauna am Hallenbad und das gefragte Gewerbegebiet Leo West“, listet er die bemerkenswert zahlreichen Stationen der Stadtentwicklung auf. „Aber was uns fehlt, ist öffentlicher Raum.“ Die alte Autobahntrasse und der Stadtpark sind für ihn gute Beispiele, die freilich nicht reichen: Deshalb wird das Gebiet zwischen Stadthalle und Reiterstadion „komplett überplant“.

Station 5: Eltinger Straße

Mit Blick auf die Eltinger Straße, über die sich im Feierabendverkehr eine scheinbar nicht enden wollende Blechlawine quält, plädiert der parteilose Baubürgermeister für Straßen, auf denen alle Platz haben: Busse, Radler, Autos – und vielleicht ein autonom fahrendes Shuttle.

Damit spricht Klaus Brenner den größten Arbeitgeber in Leonberg an, der an der Veränderung des Stadtbilds einen maßgeblichen Anteil hat: Bosch baut im Dreieck Römerstraße/Poststraße seine Weltzentrale für die Entwicklung des autonomes Fahrens. „Das bringt nicht nur 1000 zusätzliche Arbeitsplätze und eine städtebauliche Aufwertung.“ Zusätzlich erwartet Brenner, dass der Technologiekonzern eines der hier entwickelten Fahrzeuge auch hier als Modellprojekt fahren lässt.

Station 6: Postareal/Layher

Hinter dem leeren Frachthof der alten Post ist das Herz des Postareals: Hier ist ein großer Platz geplant, um den sich Wohnhäuser mit Läden gruppieren. Der einstige Postkomplex wird bald verschwunden sein, lediglich das backsteinerne Telekom-Gebäude bleibt stehen: Hier laufen zu viele Kabel zusammen.

Vom Eltinger Fußweg gönnt Klaus Brenner seinen Zuhörern einen Blick von oben auf das Layher-Gelände. „Ich halte die Variante drei Etagen plus Dachgeschoss in einem zentralen Innenstadtbereich für vertretbar“, spielt er auf die Kritik an der Massivität des Wohnquartiers an. Schließlich sei es um einen Kompromiss zwischen dem Bauherrn Layher und der Stadt gegangen: „Sie können als Baubehörde nicht jeden Balkon vorschreiben.“ Und was für ihn ganz wichtig ist: Der nördliche Teil des einstigen Bausparkassen-Bereichs bleibt unbebaut. Hier wird ein Park angelegt: Grün in der Stadt.

Station 7: Hinter dem Rathaus

Auf der Freifläche zwischen Rathaus und dem neuen Seniorenheim der Samariterstiftung hat Brenner eine spannende Perspektive parat. Der Blick von der Schellingschule zur Eltinger Straße lässt die Großzügigkeit des Platzes mit Wildblumenbeet und Insektenhotel erkennen. „Vor ein paar Jahren waren hier noch Werkstätten und alte Schuppen“, lächelt der Baubürgermeister. Die Gruppe geht einige Meter höher auf den Schulhof. Hier ist er tatsächlich: der Blick zur Altstadt. „Die Stadt verändert ihr Gesicht“, meint Klaus Brenner. „In vier bis fünf Jahren wird sie ganz anders aussehen.“