Mehr als 400 Interessierte hören beim LKZ-Talk sehr genau hin, was die Kandidaten zu sagen haben.

Rutesheim - Den Rutesheimern ist ihre Bürgermeisterwahl sehr wichtig. Fast jeder Vierte der rund 8600 Wahlberechtigten hat sich entweder bei den beiden offiziellen Vorstellungen in Rutesheim und Perouse oder dem großen LKZ-Talk selbst ein Bild von den Bewerbern gemacht.

 

Und so platzt auch die Aula der Mensa im örtlichen Schulzentrum aus allen Nähten, als Susanne Widmaier, Jürgen Beck und Helmut Epple im Gespräch mit dem Redaktionsleiter der Leonberger Kreiszeitung, Thomas K. Slotwinski, und mehr als 400 interessierten Bürgern Rede und Antwort stehen, deutlich machen, wo ihre Schwerpunkte liegen und was die Kommune und ihre Bürger von ihnen als Stadtoberhaupt erwarten können.

Epple: „Die Sicherheitslage ist gefährdet“

Warum haben sich die Erste Beigeordnete von Weil der Stadt, der Ordnungsamtsleiter von Leonberg und der umtriebige Weissacher Bürger, dafür entschieden, in der 11 000-Seelen-Stadt Bürgermeister zu werden? „Die Sicherheit ist gefährdet, da haben meine Fans gesagt, das wäre doch was für dich“, erzählt Helmut Epple. „Es ist die Lust am Gestalten in einer überschaubaren Stadt, die geprägt ist von einem guten menschlichen Miteinander“, meint Jürgen Beck. „Ich wurde von vielen gebeten, und da habe ich mich intensiver mit der hervorragend aufgestellten Stadt beschäftigt, in der Überzeugung, dass hier noch viel auf die Beine gestellt werden kann“, lautet die Begründung von Susanne Widmaier.

„Also ein lockerer Posten?“, fragt der Redaktionsleiter. Ohne die nötigen Qualifikationen geht da nichts, zeigt sich Susanne Widmaier überzeugt, die noch mit 45 berufsbegleitend an der Hochschule für Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg studiert hat und auf 22 Jahre Erfahrung in der Kommunalverwaltung zurückblickt.

Als Arzt habe er gelernt, genau hinzugucken, sagt Helmut Epple und als Bürgervereinsprecher in Weissach habe er dem örtlichen Gemeinderat „beigebracht, wie es läuft“. Dem hält Jürgen Beck entgegen: Allein praktisches und fachliches Wissen sei der Garant für die Kompetenz, über den Tellerrand zu blicken und gute Arbeit für die Bürger zu leisten. 

Die Ansiedlung von MBTech ist ein Thema

Obwohl etliche Rutesheimer – was auch in der abschließenden Fragerunde vermehrt angesprochen wird – befürchten, dass die Ansiedlung von MBTech ein Verlust von Lebensqualität im Umfeld und zusätzlichen Verkehr mit sich bringt, stehen Beck und Widmaier hinter dieser Entscheidung. Sie werten sie als Segen für die Kommune nach dem Wegzug von Bosch und dem Verlust dieser Arbeitsplätze. Doch es gelte auch, die Ängste der Bürger ernst zu nehmen und einen tragfähigen Kompromiss zu finden, sind sich beide einig.

Da werde die letzte Reserve der Stadt weggehauen und ein Trabi gegen einen Rolls-Royce eingetauscht, wettert Epple, der auch gleich die städtebauliche Entwicklung des Bosch-Areals in Frage stellt: „Das Gelände gehört noch nicht der Stadt, wer weiß, was die da bauen wollen.“ Auch hier sind sich Widmaier und Beck einig, dass dieses Gelände intelligent entwickelt werden muss. Dabei sollen mit der breiten Beteiligung der Bürgerschaft die Belange aller Generationen berücksichtigt werden – als Beitrag zu einer moderaten Entwicklung der jungen Stadt.

Viele beklagen die Verkehrsbelastung

Natürlich spielt das Thema Verkehrsbelastung in der Diskussion eine große Rolle. „Wer durchfahren will, muss außen vorbei, aber die Geschäfte in der Ortsmitte müssen erreichbar bleiben“, sagt Beck. Er setzt auf einen besseren öffentlichen Nahverkehr, auf das Ruftaxi und Carsharing als zusätzliche Angebote. „Verkehrsprobleme lassen sich nicht im Alleingang lösen, da braucht es interkommunale Zusammenarbeit“, gibt Widmaier zu bedenken. Sie sei mehr für Wohnen in der Nähe des Arbeitsplatzes, anstatt unredlicher Versprechen, die nicht eingehalten werden können. Epple kritisiert: „Der öffentliche Personennahverkehr ist mäßig, den gestalten Unternehmen aus dem Hinterland.“

Das beispielhafte Ehrenamt in der Stadt zu fördern, den Schulstandort zu stärken, sich für das Leonberger Krankenhaus einzusetzen, die Integration der Flüchtlinge voranzutreiben und nicht zuletzt die medizinische Versorgung im Ort zu verbessern, sind weitere Themen für die sich sowohl Susanne Widmaier als auch Jürgen Beck stark machen wollen – sofern sie von den Wählern am Sonntag, 4. Februar, das Mandat dazu bekommen.