Die Chöre des Liederkranzes Ditzingen und die Trommelgruppe „Taktlos“ heizen dem Publikum ein, dass die Luft brennt.

Leonberg - Was hilft gegen den Winter-Blues? „Heiße Rhythmen“ – und genau das hat Kai Müller, der seit mehr als 25 Jahren mit seinen Chören Furore macht, in der voll besetzten Stadthalle dem Publikum geboten. Der „Liederkranz Ditzingen“ mit den „DitSingers“ und dem „City-Chor“ entführt die Besucher auf Kontinente, wo die Sonne überwintert: Chormusik aus Lateinamerika und Afrika steht auf dem anspruchsvollen Programm.

 

Das Bühnenbild sorgt für die richtige Einstimmung: Farbenfrohe Bilder mit tanzenden Paaren in der Karibik wie auch vor der Kulisse der afrikanischen Savanne, dazu Tücher, eine Holzgiraffe, eine echte Palme und allerlei Rhythmusinstrumente schaffen die passende Atmosphäre.

„Taktlos“ trommelt wie wild

Los geht’s mit dem rhythmischen „Baraba Ba“: In farbigen Shirts, die Herren mit Panamahüten, klatschen und tanzen die Chormitglieder und verbreiten sofort eine ausgelassene Stimmung. In immer neuen Anordnungen singt der Chor teilweise sechsstimmig die anspruchsvollen Arrangements, eine ausgetüftelte Lichttechnik setzt das i-Tüpfelchen drauf und hüllt bei „Hijo de la Luna“ , das eine Legende vom Mond erzählt, die Bühne in blaues Licht. In „The Girl from Ipanema“ flaniert ein „Girl“ mit übergroßem Sonnenhut und grünem Seidenschal elegant über den imaginären Strand und räkelt sich im Liegestuhl.

Und dann stutzt auch Chorleiter Kai Müller: Von hinten im Saal dröhnt richtiger Krach – die Trommelgruppe „Taktlos“ unter der Leitung von Till Ohlhausen marschiert, tanzt, hüpft auf die Bühne. Bunt kostümierte Musiker mit Trommeln jeder Größe und Bauart samt Trillerpfeife verbreiten mit Klatschen und Singen Lebensfreude pur. Till Ohlhausen legt ein temperamentvolles Cajon-Solo hin und nutzt in der „Body-Percussion“ seinen ganzen Körper als Rhythmusinstrument: Hände, Oberschenkel, Füße, ja sogar die hohlen Wangen geben Töne her.

Neben der Cajon gibt es zwei Congas, Surdos – eine Basstrommel –, eine Kuhglocke und ein Guiro, aus einem länglichen Kürbis geschnitzt, mit dem man mit einem Stab ein ratschendes Geräusch erzeugen kann. Beim Tango Argentino kommt noch eine Violine ins Spiel. In der Pause erzählt Ohlhausen im Gespräch, dass er schon als Kind auf allem getrommelt habe, sogar auf der Spüle, und schließlich habe er „Latin Percussion“ studiert.

Lebensfreude pur!

Im zweiten Teil geht es nach Afrika: In schwarzen Hosen und farbigen Shirts mit Tüchern in afrikanischem Muster treten die Chöre auf und zeigen, was sie im Workshop mit Till Ohlhausen gelernt haben, der selber staunt: „Was man aus einem Schwaben so rausholen kann!“ In „Kpanlogo“ trommeln die Chormitglieder, klatschen, tanzen, und mit „He-Ho“ springt der Funke endgültig aufs Publikum über. Kai Müller im eleganten Gehrock und Fliege dirigiert mit Verve und sichtlicher Begeisterung vom Flügel aus mit weit ausgreifenden Bewegungen und macht in „Jambo, Karibu Kwa Afrika“ auch schon mal den afrikanischen Vorsänger, dem der Chor – immer in der jeweiligen Landessprache – wiederholend folgt.

Neben den überschäumend fröhlichen Stücken stehen zarte, getragene, wie „Ongundu ja dingilia“ („Engel umringen Gottes Thron“). Bei „Ipharadisi“, einem sehr rhythmischen Stück stampfen die Chormitglieder energisch mit den Füßen, und man sieht förmlich Elefanten grasen und Giraffen zwischen hohen Johannisbrotbäumen hervorlugen.

Mitreißende Rhythmen, Klatschen und Hüftschwung

Sonja Weigel, die als Moderatorin kenntnisreich und charmant durch den Abend führt, weist darauf hin, dass in manchen afrikanischen Sprachen „Musik“ und „Tanz“ dasselbe Wort seien, und so sorgen mitreißende Rhythmen, Klatschen, Hüftschwung, expressive Handbewegungen und Stampfen mit dem Fuß dafür, dass die Stimmung in der Stadthalle bebt und die Luft brennt.

Nach einem heißen Trommelwirbel singen Till Ohlhausen und sein Ensemble „Que sera“ und tanzen ausgelassen über die Bühne: Das ist Lebensfreude pur!

Mit „Hamba Kahle“ („Leb’ wohl, mein Freund“) verabschieden sich die Chöre feierlich vom Publikum, und mit „Adiemus“ von Karl Jenkins aus erfundenen Silben und Wörtern, wo die Stimme zum Instrument wird, ist dann endgültig Schluss. Aber nein: Nach einem rasanten Trommel-Solo ziehen die Musiker trommelnd und tanzend ins Foyer.

Ohlhausen weckt den Kubaner im biederen Schwaben: Wippend und tanzend leben die Besucher ausgelassen und temperamentvoll den Samba-Rhythmus aus – ein spontanes kubanisches Fest.