Der schwäbische Comedian Dodokay und die Rocksängerin Julia Neigel sorgen für ausverkauftes Veranstaltungswochenende. Und das Wetter spielt mit.

Leonberg - Es ist Corona-bedingt das erste Mal seit Februar, dass sie auf einer Bühne steht. Schon vor ihrem ersten Song gibt es großen Applaus für die Sängerin. Julia Neigel ist so gerührt, dass sie zwei Lieder braucht, bis die Tränen getrocknet sind. „Es ist wie wiedergeboren zu sein“, sagt sie „ihr wisst nicht, wie toll das ist, wenn Künstler wieder auf die Bühne dürfen.“

 

Klar, dass auch die Besucher sich freuen, dass Auftritte im kleinen Rahmen wie beim Leonberger Sommerfestival Leonpalooza in Zeiten von Corona wieder möglich sind. Der gut abgrenzbare und überschaubare Bürgerplatz vor der Stadthalle mit seinem alten Baumbestand bietet den idealen Rahmen für das Sommerfestival. Mitgebracht hat Julia Neigel ein Programm aus Liebesliedern, Balladen, Chansons und ihren bekannten Rock-Klassikern. Doch auch ihr neues Album „Ehrensache“ will beworben werden, das diese Woche erscheint.

Klassiker und neue Songs

Zwei Songs daraus stellt sie vor, „Der Himmel lacht“ und „Hoffnung“. Neue Songs, aber doch Julia Neigel, wie man sie kennt. Liebe und die Sehnsucht nach Frieden, mal verpackt als Ballade oder rockig. Und sie hofft natürlich, dass es überhaupt möglich sein wird, mit dem neuen Album in diesen Corona-Zeiten auch auf Tour zu gehen. Julia Neigel hatte 1988 mit dem Rocksong „Schatten an der Wand“ den Durchbruch geschafft. 17 Jahre war sie, als sie den Song schrieb.

Die Zuhörer müssen auf diesen Hit aber bis zur Zugabe warten. Das rund zweistündige Programm hat es in sich, auch dank ihrer Top-Musiker. Rainer Scheithauer am Keyboard, Dennis Hormes und Uwe Fischer an den Gitarren bieten hochkarätige Solos, was sie zum Beispiel bei der Extended Version eines Songs beweisen, dessen Text Julia Neigel für Peter Maffay geschrieben hat, „Freiheit die ich meine“. Ebenfalls grandios von den Musikern interpretiert: „Into the great wide open“ von Tom Petty.

Dass Julia Neigel nicht nur Rock und Balladen kann, beweist sie mit den Chansons „Lili Marleen“ und „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. „Gute Lieder sind zeitlose Lieder“, sagt sie und lässt mit ihrer rauchigen Vier-Oktaven-Stimme Marlene Dietrich auf der Bühne lebendig werden.

Der Regen kann der Veranstaltung nichts

Auch das Wetter hat an diesem Samstagabend mitgespielt. Noch am Freitag ging der bange Blick der Leonpalooza-Organisatoren gen Himmel. Es war Regen angesagt, und der kam auch tagsüber, zumindest einige wenige Liter. Was wird mit dem abendlichen Auftritt des Comedians Dodokay? Ausweichen vom Open-Air auf dem Bürgerplatz in die Stadthalle? Die Gäste wollen natürlich lieber den lauen Sommerabend im Freien genießen, bei typisch griechischen Spezialitäten und coolen Drinks. Eine schwere Entscheidung für das Team, die bis spätestens nachmittags gegen 15 Uhr getroffen werden muss. Denn in diesem Fall müsste die ganze Technik in die Stadthalle umziehen. Ein kurzfristiger Umbau ist nicht möglich. Das gilt für alle Auftritte.

Dodokay ist gut drauf und unterhält das Publikum blendend. Foto: factum

Doch die Wolken lichten sich und die Dodokay-Show kann pünktlich starten. Erst seit dem 2. August steht der selbst ernannte „Schwaben-Synchro-Grasdackel“ Dominik Kuhn wieder auf der Bühne. Kuhn ist selbstkritisch: Dass die Schwaben gar nicht so leicht zu begeistern seien, stellt der Reutlinger Urschwabe gleich zu Beginn fest. Das schwäbische Understatement: „Mir send z’frieda“ nach dem Motto „Net bruddelt isch gnug globt“ durchzieht die ganze Show. Dass es auch anders geht, und der Schwabe durchaus begeisterungsfähig ist, beweist das Publikum an diesem Abend.

Steilvorlagen für seine Witze liefern ihm der gelbe Sack, die schwäbische Kehrwoche, der legendäre Sicomati Schnellkochtopf im Kontrast zum modernen Thermomix. Alles in allem erklärt er, „wie der Schwabe funktioniert“ und begeistert mit diesem ironischen Blick in den Spiegel die Besucher. Sein Sprachtalent beweist er auch mit seinen Kurzfilmen, in denen er bekannte Film- und Fernsehszenen mit eigenen Texten in schwäbischem Dialekt nach-synchronisiert. Zum Beispiel bei dem Schwarz-Weiß-Klassiker von Fritz Lang, die 1000 Augen des Dr. Mabuse, oder auch bei Szenen aus der amerikanischen Fernsehserie „Dallas“. Klasse auch seine Persiflage über den von ihm erfunden Sportverein SV 49, in der er Szenen aus dem Bundestag mit neuem Text synchronisiert und zum Beispiel Jürgen Trittin, Angela Merkel und Günter Oettinger, die über die bevorstehende Weihnachtsfeier des Vereins auf auf Schwäbisch diskutieren lässt.