Fünf Tage wurde hier sogar bei strömendem Regen gewerkelt, jetzt wurde Richtfest gefeiert: Die Zukunftsstätte Leonberg ist noch für zwei Wochen ein Ort der Begegnung.

Wer auf der Eltinger Straße im Feierabendverkehr steckt, den lockt seit wenigen Tagen ein leuchtend blaues Schild: Nur einmal rechts abbiegen, dann erreicht man die Tankstelle auf dem Platz zwischen Steinturnhalle und alter Schuhfabrik. Getankt wird hier aber weder Diesel noch Super – sondern Kultur. Der Parkplatz wurde während des Festivals „Über:Morgen“ der Kulturregion Stuttgart zu einer temporären Raststätte umfunktioniert. Umgesetzt wurde dieses Zukunftsfestival von der Stadt Leonberg in Kooperation mit dem Kölner Studio Quack.

 

Künstlerteam hat in der Schuhfabrik übernachtet

Und die haben bis zum offiziellen Richtfest der Raststätte am vergangenen Freitag ordentlich angepackt: Fünf Tage hat das sechsköpfige Team auf dem Parkplatz gezimmert, gesägt und gehämmert, bis die Tankstelle mitsamt Kiosk, Boule-Bahn und Plauderecke stand. „Wir sind in Leonberg eingetaucht“, beschreibt Thomas Quack vom Kölner Studio die Aufbauphase. Genächtigt wurde in der Schuhfabrik, geduscht im nahe gelegenen Schwimmbad. Dort sind Quack und seine Kollegen inzwischen „per Du“ mit dem Bademeister. Zum Essen ging es etwa ins Domizil, Nachbarn haben noch kurz vor dem Richtfest die letzten Sägespäne weggefegt – für das Studio Quack war das Projekt somit auch eine Annäherung an die Stadt am Engelberg. Und jetzt? „Das Baby ist übergeben“, so Quack. Für das Kölner Team geht es zurück nach Hause.

Besonderes Augenmerk lag bei dem Projekt von Beginn an auf der Partizipation. „Leonberg geht in die Zukunft“, so Quack. „Dabei darf die Kultur nicht vergessen werden.“ Dass es um die Gemeinschaft geht, betont auch sein Kollege Jan-Philipp Neuer. So war die Kulturraststätte geboren: Ein Ort im Zentrum der Stadt, zwischen altem Baubestand und neuen Entwicklungsgebieten, an dem ein Platz für Kultur und Miteinander existiert. Um das Gemeinsame in den Fokus zu rücken, hat das Studio Quack bei der Entwicklung von Beginn an auf die Beteiligung der Leonberger gesetzt.

Auch Schulklasse hat mitgebaut

Und das hat funktioniert: Nicht nur das Programm wird von vielen Vereinen und anderen Akteuren beigesteuert, auch beim Aufbau der Tankstelle haben einige mit angepackt. Etwa Lehrerin Gudrun Wagner vom Albert-Schweizer-Gymnasium und 17 Schülerinnen und Schüler eines Kooperations-Leistungskurses im Fach Kunst: Die Jugendlichen von ASG und Johannes-Kepler-Gymnasium haben auf dem Platz vor der Steinturnhalle und mit Unterstützung des Studios Quack eine Litfaßsäule mit integrierten Sitzmöglichkeiten gebaut. „Architektur am lebenden Objekt“, beschreibt Wagner das. Dafür haben die Schülerinnen und Schüler auch bei strömendem Regen angepackt. „Es war ein Abenteuer“, berichtet Schülerin Sofia Stano vom JKG. „Man ist schon stolz, jetzt zu sehen, was man geschafft hat.“

Gleich mehrere Programmpunkte inklusive einer für die Dauer des Festivals geöffneten Ausstellung steuerte die Initiative Kulturfabrik Künstlerhaus bei. Der Verein, der sich stark für den Erhalt der alten Schuhfabrik als Zuflucht für Kulturschaffende einsetzt, findet das Zukunftsfestival in Leonberg „großartig“, so Chris Heinemann, der erste Vorsitzende des Vereins. „Wir haben uns begeistert angeschlossen“, ergänzt er. „Das trifft genau unsere Vision eines Kulturareals Steinstraße.“

Begegnung im öffentlichen Raum

Zwar ist die Zukunftsstätte nicht direkt Teil des Leonberger Entwicklungsprojekts „Stadt für morgen“ – einige Parallelen lassen sich aber doch ziehen. „Kultur gehört auch zur Stadt für morgen“, so Oberbürgermeister Martin Georg Cohn. Außerdem gehe es bei der Stadtentwicklung um öffentlichen Raum. „Und wir als Menschen haben darin eine übergeordnete Rolle.“

Das Programm der Kulturraststätte gibt es unter www.leonberg.de/zukunftsstätte.