Die alte Schuhfabrik, jetzt noch Heimstatt für Kreative, könnte einem neuen Wohnhaus weichen.

Leonberg - Wenngleich der dringende Bedarf an bezahlbarem Wohnraum unstrittig ist, so gibt es bei diesem Thema neben der Debatte um ein neues Viertel in der Berliner Straße am Rande des Stadtparks ein weiteres Reizgebiet: die alte Schuhfabrik neben der Steinturnhalle.

 

Schon seit mehr als einem Jahr wird darüber diskutiert, ob das nicht eben schmucke Haus, in dem bis 1977 Schuhe produziert wurden, abgerissen werden soll. Nun macht die CDU einen neuen Anlauf.

OB will Schuhfabrik erhalten

Die Freien Wähler hatten bereits im Herbst 2017 das 120 Jahre alte Gebäude als potenziellen Standort für ein Wohnhaus ins Gespräch gebracht. Auch die CDU hält die zentral gelegene Fläche für geeignet.

Damals gab es Kritik an solchen Absichten, handele es sich doch um ein stadtbildprägendes Gebäude mit Historie. Außerdem haben dort verschiedene Künstler ihre Ateliers. Und die Kunstschule ist dort beheimatet. In einem Interview mit unserer Zeitung zu seinen ersten 100 Tagen im Amt hatte sich Oberbürgermeister Martin Kaufmann (SPD) im März gegen die Schuhfabrik als Wohnstandort ausgesprochen. Damit war das Thema vorerst vom Tisch.

Jetzt wartet die CDU-Fraktionsvorsitzende mit einer neuen Variante auf: Die historische Fassade, so meint Elke Staubach, könnte in einen Neubau miteinbezogen werden. Und die dort ansässigen Künstler sollten im historischen Rathaus am Marktplatz eine Heimstatt finden.

Lieber den I-Punkt an den Marktplatz

In der Altstadt sind schon jetzt zahlreiche Künstler ansässig, argumentiert Staubach. Und dass im Alten Rathaus das Bürgerbüro und das Ordnungsamt ansässig sind, ist der CDU schon lange ein Dorn im Auge. Beide Behörden gehören in den Augen der Mehrheitsfraktion in den Rathaus-Neubau. Nur genau dafür konnte die CDU vor drei Jahren keine Mehrheit gewinnen.

Jetzt hält Elke Staubach die Gelegenheit für günstig, einen erneuten Versuch zu starten. Das historische Gemäuer würde sich bestens für Ateliers und die Jugendkunstschule eignen. Und im Erdgeschoss könnte dann der I-Punkt, also das Informationsbüro für Touristen, untergebracht werden. „Denn Besucher kommen in die Altstadt und nicht an den Belforter Platz“, sagt die CDU-Fraktionsvorsitzende.

Zumal dann auch ein Umbau des Alten Rathauses nicht mehr nötig wäre. Den hält der Oberbürgermeister für dringend erforderlich, sollten die Ämter in dem 538 Jahre alten Fachwerkgebäude langfristig bleiben. Die Kosten für die Sanierung werden auf sechs bis acht Millionen Euro taxiert.

Grüne: Künstler sollen bleiben

Beim Thema Schuhfabrik gibt es grundsätzliche Unterstützung der Freien Wähler. Der Fraktionschef Axel Röckle spricht sich dafür aus, die Kosten für eine Sanierung, eine Aufstockung oder einen Neubau zu ermitteln. Das Alte Rathaus hingegen sollte Verwaltungsstandort bleiben. Gerade der Publikumsverkehr im Bürgeramt würde zur Belebung des Marktplatzes beitragen.

Finger weg von der Schuhfabrik, sagen hingegen die Grünen. „Sie soll als Kunstschule, Werkstatt, Atelier und für Ausstellungen der örtlichen Künstler erhalten bleiben“, fordert der Stadtrat Klaus Wankmüller. Zudem sei die Schuhfabrik stets ein Mittelpunkt der Langen Kunstnacht.

Dass für die Künstler adäquate Ersatzräumlichkeiten gefunden werden, glauben die Grünen nicht. Planungsgelder für eine mögliche Umwandlung in ein Wohnhaus lehnt die Fraktion daher entschieden ab.