Kommentar: Eine Kommune kann nur mit der Arbeit ganz vieler erfolgreich sein.

Leonberg - Dass öffentliche Bauprojekte lange dauern, ist kein Leonberger Alleinstellungsmerkmal im negativen Sinne. Je komplexer das Vorhaben, desto vielschichtiger die Vorschriften, höher die bürokratischen Hürden, größer die Einspruchsmöglichkeiten. Wer das nicht glaubt, braucht sich nur einmal die Unterlagen einer Ratssitzung anzuschauen, in der es um Bausachen geht. Der Begriff Papierberge ist da bisweilen fast schmeichelhaft.

 

Dennoch ist auffällig, dass es in Leonberg häufig länger dauert als anderswo. Der oft ins Feld geführte Vergleich mit Rutesheim greift nur bedingt: Leonberg ist fünfmal so groß wie die rührige Nachbarkommune. Entsprechend höher ist der Aufwand. Doch grundsätzlich ist die Stadt Rutesheim nicht mit anderen gesetzlichen Vorgaben konfrontiert als die Stadt Leonberg.

Wechselhaftes Verhältnis zwischen Gemeinderat und OB

Der Unterschied aber ist, dass in der kleineren Kommune die Verwaltungsspitze und der Gemeinderat in nahezu allen Fällen an einem Strang ziehen. Parteipolitisch motivierte Manöver sind hier selten zu beobachten. Gewiss: Jede Fraktion hat ihre eigene Meinung, doch der Wunsch, die Gemeinde nach vorne zu bringen, eint alle, auch die Bürgermeisterin und den Ersten Beigeordneten. Das wiederum wirkt sich auf das Klima im Rathaus aus. Es darf als insgesamt gut bezeichnet werden.

In Leonberg ist das anders. Das Verhältnis zwischen dem Gemeinderat und dem Oberbürgermeister ist bestenfalls wechselhaft. Einige Stadträte fühlen sich bemüßigt, ihre individuelle Sicht der Dinge, die zumeist kaum mehrheitsfähig ist, unbedingt durchdrücken zu wollen. Der OB wiederum hält sich für nahezu alles zuständig, unabhängig von der Dezernatsverteilung. Diese Eigenschaft war auch bei Bernhard Schuler zu beobachten. Durch die sachlich-nüchterne Art des früheren Oberbürgermeisters fiel sie weniger auf.

Relativ hohe Fluktuation in der Stadtverwaltung

Martin Georg Cohn ist da emotionaler. Das ist an sich nicht verkehrt, kann aber zum Problem werden: Nämlich dann, wenn die politischen Reibungen zu groß sind und nicht nur den Ratsbetrieb belasten, sondern sich auf die Verwaltung selbst auswirken.

Dass die meisten der Kündigungen der vergangenen Monate an zu weiten Anfahrten vom Wohnort liegen, hat nicht nur Axel Röckle, der Fraktionschef der Freien Wähler, im Sommergespräch offen angezweifelt. Auch in anderen Fraktionen wird die relativ hohe Fluktuation im Rathaus mit Sorge beobachtet, handelt es sich doch oft um von vielen Akteuren anerkannte Führungskräfte.

Gute Hand bei Neueinstellungen

Nun sind personelle Wechsel per se nichts Schlechtes, können sie doch frischen Geist und eine andere Arbeitsweise in einen routinierten Betrieb bringen. Gerade unter diesem Aspekt hat der OB bei etlichen Neueinstellungen eine gute Hand bewiesen.

Dennoch lähmen zu viele Abgänge die Abläufe, müssen doch die neuen Kräfte erst einmal eingearbeitet werden. Wenn sie denn überhaupt vorhanden sind. Die Suche nach gutem Personal gestaltet sich gerade für öffentliche Verwaltungen äußerst schwierig.