Klaus Brenner will, dass die Stadtentwicklung weiterhin seine Handschrift trägt.

Leonberg - Am Tag danach wirkt der Baubürgermeister gelöst und gut gelaunt: „Ich musste erst selbst felsenfest davon überzeugt sein, dass es ein gutes Angebot für die Menschen und für die Stadt ist.“

 

Mit „es“ meint Klaus Brenner seine Kandidatur als Oberbürgermeister. Auf den allerletzten Drücker, unmittelbar vor dem Ablauf der Bewerbungsfrist, hatte er am Montag seine Unterlagen eingereicht. Rund 20 Stunden später ist er der Meinung, dass es die richtige Vorgehensweise war.

Brenner blickt von seinem Bürofenster im vierten Stock des Rathaus-Neubaus in Richtung Post, auf das Layher-Gelände und das Hallenbad mit Sauna. „Es tut sich was in der Stadt“, sagt der Baubürgermeister mit selbstbewusstem Unterton. „All das hat auch mit meiner Arbeit zu tun. In vier Jahren ist viel passiert, und es steht noch mehr an.“ Doch wäre er nicht mehr der zentrale Steurer, davon ist er überzeugt, wäre dieses Tempo nicht mehr zu halten. Oder, und das wäre für ihn der schlimmste Fall, würde die Stadtentwicklung in eine andere Richtung laufen.

„Ich schätze Frau Horn sehr“

„Damit wir auf diesem Weg weitergehen können, möchte ich Oberbürgermeister werden“. Nicht, um Inge Horn zu verhindern, wie einige mutmaßen. „Völliger Quatsch! Ich schätze Frau Horn sehr.“ Dass er es als Baudezernent mit der ausgewiesenen Stadtplanerin als Chefin schwerer hätte, verschweigt Brenner aber nicht: „Es ist für mich einfacher, wenn ich entscheiden kann. Denn dass jeder Planer seine eigenen Vorstellungen hat, ist ganz normal.“

Bauen als zentrales Thema eines Oberbürgermeisters? „Die Infrastruktur ist schon von großer Bedeutung“, sagt der 57-Jährige. „Damit hängt alles zusammen: Wirtschaftsförderung, Dynamik, Lebensqualität. Ohne Bauen geht nichts.“

Auch beim zentralen Thema Verkehr. Eine Umgehungsstraße für die Innenstadt hält Brenner für die wahrscheinlichste Lösung, einen Tunnel für die unwahrscheinlichste. Eventuell könnte eine Straße im Glemstal, parallel zur Eisenbahnlinie, funktionieren. Dann aber nicht direkt im Tal, sondern auf der anderen Seite.

Neues Wohnviertel am Krankenhaus

Seine Amtsleiter müssten mehr Verantwortung übernehmen, dann hätte er mehr Freiräume für die anderen wichtigen Themen. Das Krankenhaus zum Beispiel. Das könne nicht nur durch ein gutes medizinisches Angebot gestärkt werden, sondern auch durch ein attraktives Umfeld. Das dort geplante Strahlentherapiezentrum ist für ihn nur ein Anfang.

Sogar ein neues Wohnviertel hält Klaus Brenner dort für machbar. Im Hubschrauberlandeplatz sieht er kein Hindernis. In Stuttgart funktioniere das doch auch.

Auf die Feuerwehr richtet er ein besonderes Augenmerk. Ob die in die Jahre gekommene Hauptwache in der Römerstraße ein Zukunftsmodell ist, glaubt Brenner eher nicht. Er kann sich einen anderen Platz vorstellen. Stattdessen könnten dort, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadtpark, neue Wohnhäuser entstehen.

Auf der anderen Seite des Parks, in der Berliner Straße, hält Brenner ebenfalls ein neues Quartier für sinnvoll. Allerdings nicht, wie bisher diskutiert, mit Sozialwohnungen. Allein gehobener Wohnbau soll an dieser Stelle Geld in die Kassen spülen. Geld, das an anderer Stelle in bezahlbaren Wohnraum investiert werden könne.

Der Baubürgermeister und OB-Kandidat hält nichts von einer ausschließlichen Innenverdichtung. Auch in den Stadtteilen müssten neue Wohngebiete entstehen. „Es sei denn, wir wollen nicht mehr wachsen.“

Für eine Landesgartenschau

In einem wichtigen Punkt ist er sich mit seiner Mitbewerberin einig: Eine Landesgartenschau würde Leonberg weit nach vorne bringen. In diesem Zusammenhang könnte auch die „völlig unbefriedigende Situation“ am Reiterstadion gelöst werden. Statt einer vor sich hin gammelnden Brache kann sich Klaus Brenner hier eine innerstädtische Grünzone vorstellen, eventuell flankiert von einer Sozialeinrichtung.

So hängt doch alles mit seinem Dezernat zusammen, was die Weiterentwicklung der Stadt betrifft. Andere Aufgaben würde er delegieren. Die Bäder und die Stadthalle könnten in die Stadtwerke integriert werden. Um die verwaltungsinterne Organisation müsste sich ein noch zu wählender neuer Bürgermeister kümmern.

Jetzt aber will Brenner seine Zukunftsideen ohne Wahlkampfgetöse den Menschen nahe bringen. Würde er es in die Stichwahl schaffen, so sagt er, dann würden die Karten neu gemischt.