Der Baum, der die Leonberger Altstadt zum Fest der Geburt Christi schmückt, ist im städtischen Wald bei der Friedensbrücke gewachsen.

Leonberg - Wenn das kein gutes Zeichen ist? Gerade als der Konvoi mit dem diesjährigen Christbaum in die historische Kulisse der Leonberger Altstadt einfährt, durchbricht die Sonne die Wolkendecke und taucht alles in ein warmes Licht. Und alle auf dem Marktplatz haben in diesem Augenblick irgendwie einen versöhnlicheren Blick in ihren Gesichtern, sofern sie nicht hinter einer Corona-Maske verborgen waren.

 

Lesen Sie hier: Alle News zur Corona-Pandemie

Fast war es so, als wollte die Lebensspenderin der großen Fichte wenigstens auf ihrer letzten Mission zeigen, was es heißt, vollständig in vollem Sonnenschein zu stehen. Denn in ihren bisherigen 25 Lebensjahren – so viele Jahresringe konnten forstwirtschaftlich ungeübte Augen auf die Schnelle erkennen – stand die grüne Nadelträgerin mit ihren Waldgenossinnen immer im Kampf um das beste Licht. Aber sie bekam auch schon einmal den Schatten der benachbarten Friedensbrücke ab. Aus dem städtischen Wald zu Füßen des mächtigen Autobahnbauwerkes stammt nämlich der Leonberger Weihnachtsbaum des Jahres 2020.

Auf den Marktplatz kommt der schönste und größte Baum

Kein schöner Weihnachtsbaum aus einem privaten Garten dieses Jahr. Thomas Kost, der Leiter des Bauhofteams, das traditionell die Christbäume in der Kernstadt und den Teilorten aufstellt, formuliert es diplomatisch: „Es waren keine passenden im Angebot, denn auf den Marktplatz kommt der schönste und größte.“

Deshalb ist das Team mit den Förstern auf die Suche gegangen. Und so wurde die Fichte bei der Friedensbrücke für die Rolle des Weihnachtsbaumes auserkoren. „Aber es sind auch ein paar ganz schöne dabei gewesen, wie zum Beispiel der Nadelbaum aus einem Rutesheimer Garten, den wir im Silberberg aufstellen.“

2,8 Tonnen wiegt der Christbaum

Vorsichtig manövriert Heinz Keppler den von einem kräftigen Traktor gezogenen Langholztransporter durch die engen Gassen der Altstadt. Das Gefährt stammt noch aus der Zeit, als der Landwirt in jüngeren Jahren für den Forst gefällte Stämme transportiert hat. Jetzt kommt dem Spezialanhänger nur noch die ehrenvolle Aufgabe zu, die Weihnachtsbäume vor die Rathäuser zu karren.

Vor dem Alten Rathaus ist derweil ein riesiger Autokran einer Weissacher Firma in Stellung gegangen. Als der Kranführer den schier unendlich langen Ausleger gen Himmel fährt, gehen dem Taubenschwarm, der das Dachgebälk des Rathauses besiedelt, die Nerven durch. Aufgeregt dreht die Schar einige Runden am blauen Himmel, bevor sich die Tauben aufgeregt auf den Nachbardächern verteilen.

Gekonnt bringt das Team des Bauhofes das Hebegeschirr an, und der Kranführer gibt Gas. Langsam erhebt sich die Fichte wieder in die Senkrechte. Einige stärkere Böen lassen sie hin und her pendeln. Doch die ruhige Hand des Kranführers bringt alles wieder ins Lot. „Etwas mehr als 2,8 Tonnen wiegt der Baum“, lässt er die Männer vom Bauhof wissen. Die haben inzwischen die Abdeckung von der 1,2 Meter tiefen Metallhülse im Kopfsteinpflaster des Marktplatzes entfernt, in die der Baum gesetzt wird.

Der Baum ist 18 Meter hoch

Doch dafür muss er noch vorbereitet werden. Olaf Wagner wirft die Kettensäge an und schneidet das besonders knorrige Unterteil des Stammes ab und glättet es mit der Säge. Seine Kollegen Frank Bauer und Matthias Mauch tragen derweil jede Menge Bretter heran. Als der Kranführer den Baum vorsichtig und zielgenau in die Bodenhülse setzt, wird deutlich, wozu die Bretter dienen. Als der Baum ansprechend ausgerichtet ist, treiben die Männer die Bretter mit dem Vorschlaghammer zwischen den Stamm und die Wände der Bodenhülse. Das verleiht dem 18 Meter hohen zukünftigen Christbaum die nötige Stabilität.

Als sich die vom Liegen, die Fichte wurde bereits vergangene Woche gefällt, angewinkelten Äste wieder ausbreiten, kommt die Lichterkette dran, und alle sind zufrieden. Doch dem Bauhofteam geht die Arbeit nicht aus. Auch in Warmbronn, Höfingen und Gebersheim sowie in Eltingen und in Silberberg werden Weihnachtsbäume aufgestellt.

Nun wird sich zeigen, ob der Christbaum auf dem Marktplatz, sonst ein wichtiger Bestandteil des Nikolausmarktes, Gesellschaft bekommt. Der Markt fällt Corona-bedingt aus. Die Alternative mit den Hütten, in denen Gastronomen und Vereine Waren zum Mitnehmen anbieten, ist vom Citymanagement erarbeitet, kann aber wegen der momentan geltenden Bestimmungen im November nicht umgesetzt werden. Ob es ein solches Angebot überhaupt noch gibt, ist dann abhängig von der Lage im Dezember..