Für die Stadtmitte und die Altstadt soll ein interaktives Parkleitsystem eingerichtet werden. Dies zeigt den Autofahrern die Zahl der freien Stellplätze in Echtzeit an.

Leonberg - Römergalerie „0 Plätze“, Leo-Center „234 Plätze“. Wer in der Stadtmitte von Leonberg einen Parkplatz sucht, soll bald Hilfe von elektronischen Anzeigen erhalten. Die Stadt will ein interaktives Parkleitsystem anschaffen. Ein Planungsbüro hat nun für sechs Varianten Berechnungen vorgelegt, für welche Bereiche sich das eignet und wie viel es jeweils kosten würden.

 

Was ist der Ausgangspunkt?

Die Wegweiser in der Stadt sind veraltet. Sie wurden installiert, nachdem 2008 der West-Anschluss eröffnet worden war. Die Anzeigen sind statisch und weisen nur den Weg. Teilweise sind die Angaben auch veraltet, etwa beim „Neuen Rathaus“ oder beim Parkhaus Hofmeister. Dagegen fehlen Hinweise, etwa zum Parkhaus am Bahnhof. „Teilweise sind die Anzeigen auch verwirrend, etwa wenn sowohl auf die ‚Altstadt’ hingewiesen wird als auch auf die ‚Altstadt Eltingen’“, sagt Verkehrsexperte Bernd Fischer vom Ingenieurbüro Brenner-Bernard, das die Untersuchung gemacht hat, im zuständigen Planungsausschuss. Dazu seien oft zu viele Hinweisschilder auf einmal angebracht.

Welcher Zweck wird verfolgt?

Mit dem Vorhaben eines interaktiven Parkleitsystems soll also Struktur und Aktualität in den Schilderwald gebracht werden. Doch es dient noch einem weiteren Zweck: Der Parkplatz-Suchverkehr soll reduziert werden. „Gerade in der Leonberger Stadtmitte gibt es sehr wenige Parkplätze, die stark ausgelastet sind. Auch in den kleineren Parkhäusern dort ist die Auslastung tagsüber bis zu 95 Prozent“, erklärt Fischer. Die Suche nach Parkplätzen könne bis zu 20 Prozent des Fahrtenaufkommens ausmachen. Untersuchungen in anderen Städten ähnlicher Größe hätten gezeigt, dass sich dies durch ein interaktives Leitsystem um sieben bis 30 Prozent senken lasse. Dazu könne man das interaktive System auch mit Mobilitätsplattformen verbinden, von denen auch Navigationsanbieter ihre Daten beziehen.

Was soll gemacht werden?

Untersucht wurden sechs Varianten, die sieben Parkhäuser, drei Parkplätze sowie weitere Stellflächen in der Altstadt und der Bahnhofstraße umfassen. Wie sieht die Auslastung aus? Welche technischen Anlagen wie Schranken oder Parkscheinautomaten sind vorhanden? Und wie hoch wären die Kosten bei einer Umrüstung? Herausgekommen sind drei Zielgebiete, auf die in verschiedenen Farben hingewiesen werden soll: Altstadt, Stadtmitte und Sportzentrum. Das Parkhaus Bahnhof wurde herausgenommen. „Die Auslastung hier ist gering, es sind immer Reserven vorhanden“, erläuterte Fischer. Dafür soll es nur statische Wegweiser geben.

Was kostet es?

Empfohlen wird die kostengünstigste Variante für 834 000 Euro. Dynamische Anzeigen mit der Zahl freier Stellplätze soll es demnach für die Tiefgarage unter der Altstadt geben sowie für die Parkhäuser in der Stadtmitte (Leo-Center Süd und Nord, Römergalerie sowie Neue Stadtmitte). Zum Gebiet Stadtmitte zählt dann auch der Stadthallen-Parkplatz. Dafür sind entsprechende Erfassungssysteme anzuschaffen. Statische Anzeigen ohne die Zahl der freien Plätze sind für das Rathaus, das Sportzentrum und den Bahnhof vorgesehen. Der Vorteil dieser Aufteilung ist, dass keine neuen Schranken und Kassensysteme angeschafft werden müssen.

Zum Vergleich: Würden auf allen genannten Flächen die Parkdaten erfasst – inklusive Bahnhof – und entsprechend auf dynamischen Wegweisern angezeigt, würde das 1,7 Millionen Euro kosten. Das ist das teuerste Szenario.

Es gibt auch Kritik

Katharina Staiger (Grüne) zweifelte im Planungsausschuss die Sinnhaftigkeit und die Datengrundlage an. „In der Stadtmitte ist das Leo-Center der große Besuchermagnet. Dort stehen mit 1100 Parkplätzen genügend zur Verfügung“, sagte die Stadträtin. Auch Kurt Kindermann (FDP) meinte, dass nur wenige Fahrzeuge überhaupt betroffen seien. Jörg Langer (Freie Wähler) schloss sich beiden an. Allerdings zeigte sich an dieser Stelle bei einigen Gemeinderäten ein Missverständnis darüber, was der Unterschied zwischen einem dynamischen und einem statischen Hinweisschild ist. „Wir müssen alles tun, um den Verkehr zu reduzieren“, mahnte Ottmar Pfitzenmaier (SPD) und sprach sich dafür aus, den Stadthallen-Parkplatz besser zu bewerben, dafür aber das Abstellen von Autos auf dem Bürgerplatz endlich zu unterbinden. Auch die Tiefgarage unter der Altstadt brauche dringend bessere und vor allem mehr Hinweisschilder.

Sonderfall Altstadt

Für die Stellflächen in den Altstadtgassen überlegt die Stadtverwaltung, so genannte Einzelplatzsensoren einzusetzen. So könne man mittels dynamischer Anzeiger auch darauf hinweisen, wie die aktuelle Parksituation in der Altstadt ist. Für dieses Vorhaben gebe es bereits eine mündliche Förderzusage. Vorher wolle man aber noch eine Befragung und eine Verkehrserhebung rings um die Altstadt machen, vermutlich im April. Die Ergebnisse dazu gibt es aber frühestens im Sommer.

Wie geht es weiter?

Bernd Murschel (Grüne) verwies in der Sitzung auf das Landesförderprogramm Kompetenznetz Klima mobil, für das 15 Modellkommunen gesucht werden. Nach Beschluss des Ausschusses soll sich Leonberg um eine Teilnahme bemühen. Welche Variante für das Parkleitsystem verfolgt wird, wurde ohne Empfehlung an den Gemeinderat verwiesen. Fördermittel über 50 Prozent sind aber bereits zugesagt.