Immer am letzten Sonntag im September ist Clubschau der Leonberger Hunde in Leonberg.

Leonberg - Dutzende Wohnmobile und Wohnwagen stehen auf drei Wiesen verteilt. Wer sich dem Vereinsgelände der Leonberger Hunde im Gebiet Tiefenbach nähert, der hört nur Menschen, die sich unterhalten. Obwohl rund 50 Hunde auf dem Gelände verstreut sich, bellt kein einziger. Es ist Clubschau der Leonberger Hunde – natürlich in Leonberg, wo Heinrich Essig die Rasse erstmals 1846 vorstellte.

 

Der Leonberger bleibt gelassen

Eine junge Hündin wartet mit ihrem Frauchen an einem der drei Felder, in denen die Prüfungen stattfinden. Ihr Frauchen hat ein Leckerli in der Tasche, das riecht sie genau. Der Schwanz wackelt aufgeregt hin und her, die Augen sind sehnsüchtig auf die Jackentasche gerichtet. Während andere Hunderassen aufgeregt bellen oder herzzerreißend winseln würden, bleibt die Leonberger Hündin sitzen und stumm. „So sind sie halt, die Leonberger. Immer ruhig und gelassen“, sagt Holger Munzlinger. Der Oberhausener ist seit vielen Jahren Ausstellungsleiter der Clubhundeschau in Leonberg.

Eine Schau wie diese hat er aber auch noch nicht organisieren müssen. Denn Corona-bedingt sind die großen Veranstaltungen in diesem Jahr alle abgesagt worden. „Die erste Schau wieder war vor 14 Tagen in Bayern. Deshalb haben wir uns ganz kurzfristig entschieden, unsere Veranstaltung auf zwei Tage auszudehnen“, erklärt Munzlinger. Denn der letzte Sonntag im September ist traditionell für die Hundeausstellung in Leonberg reserviert. „Das ist heute die größte Ausstellung für Leonberger Hunde in ganz Deutschland“, erzählt er.

Der Senior aus Höfingen

147 Hunde sind es insgesamt an beiden Tagen. Der Großteil davon kommt mangels Alternativen diesmal aus Deutschland. Nur wenige Aussteller aus dem Ausland sind dabei, etwa aus den Niederlanden, Großbritannien oder Frankreich. In anderen Jahren machen sie etwa 60 Prozent aller Teilnehmer aus. „Der gesamte Ostblock ist beispielsweise nicht vertreten, weil die nicht reisen dürfen“, erklärt Holger Munzlinger.

Marley ist mit fast elf Jahren der älteste Teilnehmer. Foto: LKZ/Otto
Eine der kürzesten Anreisen hat Marley. Der Rüde lebt bei Marion Wachinger in Höfingen – und ist mit zehn Jahren und neun Monaten der älteste Teilnehmer im Feld. Die grauen Haare ums Maul verraten ein wenig das Alter, mit dem er in der Veteranenklasse startet. „Er hat ein ‚vorzüglich’ erhalten“, berichtet Marion Wachinger stolz. Das ist die höchste Bewertung, die es bei den Schauen gibt. Die Veteranenklasse ist für Hunde von acht bis zehn Jahren. Älter werden nur wenige Vertreter der sanften Riesen. „Ab Mittag ist meistens schon Couch angesagt“, sagt die Höfingerin. Selbst für seine Rasse ist Marley ein großes Exemplar mit viel und vor allem langen Fell. „Er wiegt 65 Kilo“ sagt die Besitzerin, die selbst nicht züchtet.

Nur wenige Hunde werden ausgestellt

Am anderen Ende des Ausstellungsspektrum rangiert sicherlich Alva. Die Hündin ist gerade mal vier Monate

Alva ist mit gerade mal vier Monaten eine der Jüngsten. Foto: LKZ/Otto
alt und schnuppert schon erste Wettbewerbsluft. Klein ist sie aber ganz und gar nicht mehr. „Man sagt, der Leonberger Hund nimmt im ersten Jahr seines Lebens etwa 50 Kilo an Gewicht zu“, berichtet Holger Munzlinger.

Neun Klassen werden an diesem Wochenende begutachtet, getrennt nach Altersklassen und Geschlecht. Bewertet wird dabei nach den spezifischen Zuchtstandards dieser Rasse. Denn bei den Schauen ging es ursprünglich um die Eignung der Hunde für die Zucht. „Heute ist das aber eher eine Schönheitsschau“, betont Holger Munzlinger. Zwischen 600 und 800 Leonberger-Welpen kämen jährlich zur Welt. Nur ein Bruchteil davon werde tatsächlich ausgestellt.

Viele Farben sind möglich

Jeder Hund, der in den Ring geht, wird von einem Richter begutachtet. „Stimmen die Winkel? Sind alle 42 Zähne da? Das sich ein Tier ins Maul fassen und die Zähne zeigen lässt, ist auch ein Wesenstest“ erläutert der Veranstaltungsleiter. Das Fell darf dabei mehrere Farben enthalten, von Sandfarben über Löwengelb und Rotbraun bis hin zu schwarzen Spitzen. Auch eine Tönung ins Aschfahle ist zulässig. Am Ende zählt aber vor allem ein Kriterium: Den echten Leonberger gibt es nur mit schwarzer Maske. Gemeint ist nicht der Mund-Nasen-Schutz, den alle auf dem Gelände tragen. Als Maske bezeichnet man bei Tieren allgemein die Färbung des Bereichs um Maul und Nase.

Sind die Merkmale bestimmt, tastet der Richter das Tier noch ab. Den Rüden geht es dabei auch ans Eingemachte. Immerhin werden kastrierte Rüden nicht ausgestellt. Anschließend müssen die Tiere mit ihren Besitzern laufen. Hier werden Gang und Körperhaltung bewertet. Ein freudig oder aufgeregt erhobener Schwanz etwa gibt Punktabzug. „Am Ende ruft der Richter dann die vier Hunde mit den meisten Punkten auf und alle laufen nochmals zusammen. Daraus kürt er dann die Plätze eins bis vier“, erklärt Holger Munzlinger. Am Ende des Tages verkündet er dann noch Sonderkategorien wie den Clubschausieger oder den Besten beziehungsweise die Beste der Rasse.