Nach mehr als zehn Jahren geht das wichtige Projekt Postareal jetzt in die entscheidende Phase.

Leonberg - Während die meisten Passanten im Zentrum gespannt verfolgen, wie das neue Layher-Quartier zwischen Eltinger Straße, Bahnhofstraße und Lindenstraße wächst, nimmt ein weiteres Viertel zumindest bei den Planern konkrete Formen an: das Postareal. Die 1,55 Hektar zwischen Altstadt und Rathaus sind das wichtigste innerstädtische Projekt, das von der Entwicklungsgesellschaft Strabag betreut wird. Eine Zwischenbilanz.

 

Die Vorgeschichte

Schon vor zehn Jahren gab es konkrete Pläne für einen Stadtumbau. Hauptziel war und ist, die beiden Pole Marktplatz und Neuköllner Platz miteinander zu verbinden. Der damalige Investor Rudi Häussler hatte große Pläne und wollte unterhalb der Altstadt einen neuen Stadtteil mit Wohnungen, Handel und sogar einem Freilufttheater verwirklichen. Die plötzliche Pleite des Stuttgarter Paradeunternehmers ließ die Visionen jäh zerplatzen.

Jahre des Stillstands

Was folgt, sind Jahre des städtebaulichen Stillstands. Auf dem Gelände der Ende Mai 2009 gesprengten Leonberger Bausparkasse passiert lange Zeit nichts. Der in dieser Zeit sehr klammen Stadt ist das Grundstück zu teuer. Das Besigheimer Wohnungsbau-Unternehmen Layher hat Interesse, einigt sich aber erst nach zähem Ringen mit der Verwaltung auf ein Quartier mit 177 Wohnungen. Den Durchbruch bringt ein 6000 Quadratmeter großer Park, der nebenan entstehen soll. Ursprünglich hatte Leonberg bei der Bebauung auf einen freien Altstadt-Blick gepocht.

Durchbruch: Die Frachtpost zieht um

Alle Hoffnungen, den Brückenschlag zwischen Altstadt und Leo-Center doch noch hinzubekommen, ruhen nun auf der Post. Das Unternehmen kündigt im September 2016 an, ihr Frachtzentrum von der Innenstadt in das neue Gewerbegebiet Leo West zu verlegen. Knapp zwei Jahre später wird der Neubau am Westanschluss der A 8 in Betrieb genommen. Auch für den Kundenbereich der Post wird eine Lösung gefunden. Sie zieht Ende dieses Jahres in das Untergeschoss von Karstadt im Leo-Center. Damit ist der Weg frei für ein neues Viertel. Die Gebäude, in denen die Hauptpost untergebracht ist, müssen nicht gekauft werden. Sie gehören der Stadt.

Fußgängersteg über die Senke

2018 gewinnt der Projektentwickler Strabag Real Estate einen städtebaulichen Wettbewerb. Die Bauexperten aus Köln unterteilen das Gebiet in drei Zonen. Im Norden ist der tatsächliche Brückenschlag vorgesehen: Ein Fußgängersteg, der über die Senke zwischen der Post und der einstigen Stadtapotheke führt und am Hirschbrunnenplatz mündet. Die dortigen Gebäude sind im Besitz der Stadt und sollen neuen Häusern Platz machen.

Zentrum ist ein Quartiersplatz, durch den eine Flaniermeile führt. Der ganze Bereich ist nach hinten versetzt, lediglich ein geplantes Hotel grenzt an die Eltinger Straße. Vorgesehen ist dort ein großer Lebensmittelmarkt, Einzelhandel, Gastronomie und Geschäfte. Die Wohnungen der drei- bis fünfgeschossigen Häuser befinden sich oben, das Gewerbe unten. Nach Angaben von Maximilian Schuster von Strabag sind 60 bis 80 neue Wohnungen vorgesehen.

Parkdecks mit Tageslicht

Ganz wichtig ist ihm und dem Planungsamtsleiter Norbert Geissel, dass der Quartiersplatz den Fußgängern gehört. Für die Autos sind Parkdecks mit Tageslicht vorgesehen. Die Zufahrt erfolgt über die Eltinger Straße. Auch der Supermarkt und das Hotel werden von dort aus beliefert. Buchstäblicher Höhepunkt im Süden ist ein zehnstöckiges Appartementhaus, das für zeitlich begrenzte Mietverhältnisse gedacht ist.

Der Prozess ist noch nicht zu Ende

„Das sind noch keine endgültigen Festlegungen“, erklärt Baubürgermeister Klaus Brenner. „Wir befinden uns im Entstehungsprozess., bei dem noch viele Anregungen eingeholt werden.“ So gibt es einen mit Stadträten besetzen Stadtumbau-Beirat. Auch die Bürger wurden unlängst auf einer Versammlung informiert.