Der beginnende Advent bringt in diesen dunklen Tagen Hoffnung und Freude

Dieses erste Adventswochenende ist anders als jene der vergangenen zwei Jahre. Das Augenscheinlichste: Es gibt wieder Märkte und Hüttendörfer. Auf den professionell betriebenen Weihnachtsmärkten in Stuttgart oder Ludwigsburg herrscht fast schon Normalbetrieb wie vor Corona. Auch in den Städten in unserer Region eröffnen in diesen Tagen viele Stände. Allerdings haben diese Adventsdörfer einen anderen Charakter: Sie werden in ihrer Mehrheit von Vereinen oder Schulen getragen, unterstützt von den jeweiligen Kommunen. Ob Deko, Plätzchen oder Glühwein: Der Erlös der meisten Dinge kommt gemeinnützigen Zwecken zugute.

 

Vereine können sich präsentieren

Und die meisten Einrichtungen sind froh, dass sie sich und ihre Arbeit nach langer Pause wieder den Menschen präsentieren können. Als etwa das Leonberger Citymanagement den örtlichen Vereinen die Hütten im neukonzipierten Adventsdörfle angeboten hatte, waren diese ruckzuck ausgebucht.

Das Adventsdörfle auf dem Leonberger Marktplatz ist ein gutes Beispiel, wie ein stimmungsvolles Angebot unter nach wie vor schwierigen Bedingungen funktionieren kann. Denn Corona ist längst noch nicht vorbei, Massenveranstaltungen nach wie vor ein Ort für Ansteckungen. Die Energiekrise gebietet zudem eine gewisse Zurückhaltung bei der sonst üblichen Illuminierung, die in früheren Jahren zum Teil absonderliche Ausmaße angenommen hatte.

Alternative zu kommerziellen Märkten

In Leonberg ist nun alles eine Nummer kleiner als beim früheren Nikolausmarkt, aber nicht minder stimmungsvoll. Vor allem aber ist das Dörfle an allen vier Adventswochenenden geöffnet. Die Menschen können viel öfter diese nach wie vor einzigartige Atmosphäre genießen. Ditzingen geht in den drei Dezemberwochenenden vor Weihnachten mit einem ähnlichen Modell an den Start. Die anderen Kommunen im Altkreis bieten ihre bewährten Märkte an je einem Wochenende an.

Gemeinsam ist allen der nicht kommerzielle Charakter. Dass Ausflüge in die durchorganisierte Welt der professionellen Marktbeschicker nicht zwangsläufig goutiert werden, war vor Corona in Weil der Stadt zu erleben, wo der Versuch mit einem Marktprofi 2019 gescheitert war. „Das war ein Krämermarkt, kein Weihnachtsmarkt“, so lautete das einhellige Urteil damals.

Selbst in der reichen Boomregion geht es nicht allen gut

Trotz dieser nun erfreulichen Vorzeichen gehen wir in keine unbeschwerten Adventswochen. Dass Corona nicht nur vielen Menschen die Gesundheit oder gar das Leben genommen hat, sondern unzählige Existenzen und Hoffnungen zerstört, zeigt exemplarisch die bittere Situation des Leonberger Gastronomen-Paars Andreas und Jessica Wullinger. Sie konnten sich von den Folgen der Pandemie nicht erholen und müssen ihren Betrieb schließen. Ein ähnliches Schicksal erleiden viele ihrer Kollegen.

Nicht nur durch die Pandemie geht es Menschen schlecht – selbst bei uns vor der Haustür, inmitten der Boom-Region Stuttgart. Deren Lage ein wenig lindern möchten wir mit unserer Aktion „Lichtblicke“. Seit Jahrzehnten bitten wir um Spenden für Menschen aus unserer Nachbarschaft, die unverschuldet in Not geraten sind. Die Hilfsbereitschaft unserer Leserinnen und Leser ist unvermindert groß, wofür wir uns im Namen der vielen Bedürftigen an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.

Wir haben die Nähe lange vermisst

Trotz allem Leid, mit dem wir Tag für Tag konfrontiert werden, sind die nächsten Wochen erfüllt von Hoffnung, von Begegnungen und menschlicher Nähe, die wir in den vergangenen Jahren so sehr vermisst haben. Nicht nur zur Weihnachtszeit.