Das Festival Leonpalooza steht für einen spannenden Trend in Leonberg.

Leonberg - Die Erkenntnis ist nicht neu, doch in diesen merkwürdigen und für viele Menschen bedrückenden Monaten trifft sie nur selten zu: Kultur ist gut für die Seele. Umso mehr ist nicht nur in der Region Leonberg die Freude groß, dass es in diesen Tagen ein besonderes Kulturangebot gibt, um wenigstens für einige Stunden dem Unbill des Alltags zu entkommen und innerlich neue Kraft zu tanken.

 

Der faszinierende Effekt der ersten Auflage des Festivals Leonpalooza, tritt wieder ein: Es ist möglich, Abstand und Nähe zu vereinen. Nach dem durchschlagenden Erfolg vor einem Jahr setzt der Leonberger Veranstaltungsmanager Nils Strassburg, der mit der Citymanagerin Nadja Reichert ein kongeniales Duo bildet, auf das gleiche Grundrezept: Nur knapp 300 Gäste sind zugelassen, und die sitzen auf Paletten-Zweiersofas mit gebührendem Abstand zueinander.

Klasse statt Masse

Das Motto Klasse statt Masse wird durch das gastronomische Angebot ergänzt. Das Team des Stadthallen-Restaurants „Corfu Palace“ bietet kleine Häppchen an, die die Gäste bequem auf ihren Minisofas während der Vorstellungen verzehren können. Es gibt ausgewählte Weine , die die Festivalmacher vorher probiert haben, und etliche andere Getränke. Es geht um Wohlfühlen und Entspannen, nicht um Rambazamba.

Dazu passt auch der Rahmen. Der Bürgerplatz vor der Stadthalle, in den vergangenen Jahren stiefmütterlich missachtet und gerne als Parkplatz missbraucht, erweist sich als ideale wie zentral gelegene Örtlichkeit für ein Festival mit intimem Charakter.

Am Bürgerplatz geht was

Eine Einsicht, die bei der Festival-Premiere im vergangenen Jahr nicht nur etliche Kommunalpolitiker in erfreutes Erstaunen versetzt hatte: Hier geht ja was! Mit einem durchdachten Nutzungskonzept kann die Fläche vor der Stadthalle ihrem Namen wirklich gerecht werden: als Bürgerplatz eben.

Leonpalooza – der Name ist an ein bekanntes amerikanisches Festival angelehnt, das für kulturelle Vielfalt steht – hat sich binnen eines Jahres zu mehr als einem besonders leuchtenden Farbtupfer in der Leonberger Kulturpalette entwickelt. Das hochkarätig besetzte Kulturtreffen steht für eine interessante Entwicklung, die in der Stadt gerade zu beobachten ist. Trotz der lähmenden Corona-Monate entwickelt sich etwas: Am Marktplatz ist wieder deutlich mehr Leben. Es gibt konkrete Überlegungen, mit Straßenkunst und mobilem Theater die Qualität des Lebens- und Wohlfühlraums Altstadt spürbar zu erhöhen. Das Tanztheater „Mr. Krake“ vor einigen Wochen war ein deutlicher Fingerzeig in diese Richtung.

Enthusiasmus und Sachlichkeit

Gleichzeitig gibt es die große Zukunftsfrage, wie die gesamte Innenstadt menschengerechter werden kann. Beim brisanten Thema Verkehrsberuhigung wäre ebenfalls die Altstadt ein guter Ort, um auszuprobieren, welche Effekte es hat, wenn die Gassen und Plätze mehr den Passanten und weniger den Autos gehören.

All das sind dicke Bretter, die in der nahen Zukunft gebohrt werden müssen. Gelingen wird es nur, wenn nüchterne Sacherwägungen mit Enthusiasmus und Fantasie kombiniert werden. So wie bei Leonpalooza.