Ohne professionelle Geschäftsführung ist die Zukunft des Krankenhauszusammenschlusses nicht zu stemmen.

Leonberg/Böblingen. - Gunther Weiß, Elke Frank, Jörg Noetzel und jetzt Martin Loydl: In den gut 15 Jahren seines Bestehens hat der Klinikverbund Südwest gleich vier Chefs verschlissen. Führungskontinuität sieht anders aus. Eine Ebene tiefer ist es nicht viel besser. Der für das Leonberger Krankenhaus zuständige Regionaldirektor Christoph Rieß, auf dem viele Hoffnungen ruhten, verließ im März seine Wirkungsstätte nach nur einem Jahr. Seine Nachfolgerin Barbara Teichmann hielt es gerade mal zehn Wochen aus.

 

Fast könnte man meinen, ein Fluch laste auf den Führungsposten jenes Krankenhauszusammenschlusses, den der frühere Landrat Bernhard Maier 2006 ins Leben gerufen hatte. Dem aus Renningen stammenden Kreischef ging es damals darum, die medizinische Versorgung der Bevölkerung nicht dem privaten Markt zu überlassen, sondern unter kommunaler Regie zu halten.

Die Landräte wollen sich durchsetzen

Maiers Erben, überrollt vom finanziell zusehends kollabierenden Gesundheitssystem und zumindest partiell gelenkt von persönlichen Eitelkeiten, sind gerade dabei, den Ursprungsgedanken des Gründungsvaters zu gefährden. Denn ohne funktionierende Geschäftsführung sind die gewaltigen Zukunftsaufgaben des Klinikverbundes nicht zu stemmen, allen voran der Neubau der Großklinik am Flugfeld sowie die umfangreichen Sanierungen der Krankenhäuser in Leonberg und Herrenberg mit einem Gesamtvolumen von rund einer Milliarde Euro. Hinzu kommt eine neue Organisationsstruktur hin zu mehr Effizienz. Die aber ist längst noch nicht eingespielt.

Das politische Umfeld tut sein Übriges: Der Aufsichtsratsvorsitzende Roland Bernhard und sein Stellvertreter Helmut Riegger sind starke Persönlichkeiten, die ihre Vorstellungen durchsetzen wollen. Als Landräte vertreten sie unterschiedliche Gebiete und damit unterschiedliche Interessen: Der Landkreis Böblingen mit vier großen Kreisstädten und einem pulsierenden Wirtschaftsleben hat einen weitaus urbaneren Charakter als der eher ländlich geprägte Kreis Calw.

Die Kreise sprechen keine gemeinsame Sprache

So wundert es nicht, dass der Streit um die Frage, ob der Klinikverbund nun ein oder zwei Geschäftsführer braucht, derart eskalieren konnte, dass Martin Loydl entnervt das Handtuch geworfen hat. Dass er sich einer neuen beruflichen Herausforderung stellen will, wie es offiziell heißt, passt aber nicht mit der Ankündigung zusammen, dass „eine geordnete und fundierte Übergabe der Geschäfte in enger Absprache“ mit Loydl erfolgen soll. Bis eine Führungskraft dieser Flughöhe gefunden ist, dauert es mindestens ein Jahr. Hat Martin Loydl so viel Zeit?

Das Kernproblem aber ist, dass die Gesellschafter des Klinikverbundes, also die beiden Landkreise, keine gemeinsame Sprache sprechen. So lange dieses Grundübel nicht behoben ist, wird es im Klinikverbund keine Ruhe geben. Hier ist die Politik gefordert.