Werke des Steinmetzen und Bildhauers Andreas Geisselhardt sind derzeit in New York zu sehen. Bis Mitte März präsentieren Künstler aus aller Welt dort ihre Werke zum Thema Nachhaltigkeit.

Leonberg - Von Nahem scheinen es unzählige mit Acrylfarbe ausgemalte Rechtecke zu sein. Aus der Ferne betrachtet ergeben sie ein Kunstwerk, das seinesgleichen sucht. Zwischen 15 und 25 Ebenen aus kalligrafischer Schrift liegen übereinander. Einzelne Buchstaben sind erkennbar, der Text bleibt jedoch verborgen. „Abstrakte Malerei“ nennt der Leonberger Steinmetz und Bildhauer Andreas Geisselhardt ganz lapidar die Kunstwerke, die er mit dem Künstler Jangyoung Jung geschaffen hat.

 

105 ihrer Arbeiten werden seit Ende November in der Waterfall Gallery auf der Upper East Side in Manhattan ausgestellt. Bis Mitte März präsentieren Künstler aus aller Welt dort ihre Werke zum Thema Nachhaltigkeit. „Jangyoung Jung und ich wurden im Oktober 2014 von der Galerie entdeckt und arbeiten seitdem mit ihr zusammen“, erzählt Geisselhardt. Die Waterfall Gallery sucht international Künstler, deren Werke sie dann ausstellt, an Museen und Hotels vermittelt und teilweise auch verkauft.

Die Künstler bleiben anonym

Wegen der aktuellen Ausstellung „A sustaining life“ sind Andreas Geisselhardt und Jangyoung Jung für einige Tage nach New York geflogen. „Unsere Kunstwerke wurden in Leonberg in Transportkisten verpackt und mit dem Flugzeug nach Amerika gebracht“, berichtet der Bildhauer. Insgesamt sind es drei Leinwände, zwei Porzellanarbeiten und 95 Kuben aus Epoxydharz, die alle der Serie „Soul blindness“ angehören. In den Kuben sind mit Millimeterpinsel und Lupe bemalte Overheadfolien zu sehen. „Es ist wie ein Miniaturbühnenbild“, meint der Künstler. Mehrere Kuben zusammen würden eine ganze Geschichte ergeben. An der Wand erzeugen die Kuben interessante Licht- und Schattenspiele. Auch auf den Leinwänden sei in kalligrafischer Schrift eine Geschichte niedergeschrieben. „Die Malerei und die bildnerische Darstellung erzählen das Gleiche, nur eben auf eine andere Art“, erklärt Andreas Geisselhardt. Beide Kunstwerke drehen sich nämlich um die Geschichte von JAK. Diese drei Buchstaben sind ein Synonym für den Künstler. Das Team, das dahinter steckt, sind Andreas Geisselhardt und Jangyoung Jung. „Auf keinem unserer Werke ist eine Signatur zu sehen. Wir bleiben anonym“, sagt der Leonberger. Der Betrachter solle sich so allein auf die künstlerische Qualität konzentrieren. Der Name des Künstlers spiele dabei keine Rolle.

„JAK zeigt weder seinen Körper oder seinen Charakter, noch seinen Geist. Nur durch die Kunst wird sein Wesen sichtbar“, erzählt Andreas Geisselhardt. Die Geschichte von JAK wird aber nicht nur oberflächlich auf den Leinwänden und in den Kuben angerissen. Derzeit wird der Kinofilm „Soul blindness“ gedreht, der ebenfalls von JAK handelt. Im Jahr 2012 ist ein Roman mit dem Titel JAK erschienen. Die Geschichte wird also auf verschiedenste Weisen erzählt und dreht sich vor allem um die Frage, was real ist und was in der unwirklichen Welt passiert. Noch während seines Kunststudiums hat er zusammen mit seinem Kommilitonen Jangyoung Jung das Projekt JAK entwickelt.

Eine Sache ist für den Bildhauer von großer Bedeutung: Die handwerkliche Perfektion muss bei seinen Kunstwerken stimmen. „Das Steinmetzhandwerk liefert mir die nötigen technischen Grundfertigkeiten, auf deren Basis dann in den künstlerischen Bereich gegangen werden kann“, erklärt Geisselhardt. Ihm zufolge ist es wichtig, nicht auf einer rein technischen Ebene zu bleiben, sondern sich kreativ und gestalterisch weiterzuentwickeln.

Steinmetz in der vierten Generation

Die Arbeit als Steinmetz in der Bildhauerei Geisselhardt in Leonberg, die nun schon in der vierten Generation von seiner Familie geführt wird, und die Arbeit als freier Bildhauer liegen dem Leonberger gleichermaßen am Herzen. Trotz seines Erfolges als Künstler nimmt er den Handwerksbetrieb sehr ernst. „Mein Job ist sehr vielschichtig und ich werde jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert“, erzählt er. Das mache ihm besonders Spaß.

Für Andreas Geisselhardt war es klar, dass er, genau wie sein Vater, Opa und Uropa, in den Steinmetzbereich gehen würde. „Das Geschäft wollte ich selber weiterentwickeln“, erzählt er. „Ich habe das Glück, dass meine Frau den gleichem Beruf ausübt wie ich.“ Sie lege den Fokus eher auf die Gestaltung, er auf die freie Kunst. „So ergänzen wir uns gut“, meint der zweifache Familienvater.

Die Stuttgarter Heimat ist für Andreas Geisselhardt sehr wichtig. „Man sollte aber auch Erfahrungen außerhalb, abseits der eigenen Wurzeln, machen“, findet er. Aus diesen neuen Erfahrungen und Erlebnissen entwickle er wieder zuhause neue Ideen. „Bei meinen Arbeiten geht es immer um die Frage, was Wirklichkeit und was Fantasie ist“, erläutert Andreas Geisselhardt. Das sei das Spannungsverhältnis, das die Kunst ausmache.