Christine ist also bereits eine richtig erfahrene Fasnetsnudel – und grinst. „Corina, das wird eine Umstellung für dich“, sagt sie. Dann nämlich, wenn auch Corina zum ersten Mal eine Maske aufsetzen wird. Und von da an mit einem Sichtfeld von etwa einem DIN-A4-Blatt durch die Gegend marschieren muss. „Schon ein kleiner Absatz in der Straße wird da zum Problem“, weiß Christine Pfeffer. Und Straßen haben sie viele zu beackern, wenn heute die Hexensaison beginnt. Jedes Wochenende fahren die Leicha-Hexa zu Umzügen.
Bevor es los geht, müssen sich Christine und Corina, die Neulinge, aber noch ein klein wenig vorbereiten. „Hast du schon einen Fettstift?“, fragt die erfahrene Christine Pfeffer. Der ist eigentlich gemacht worden, um Tiere zu markieren. „Das funktioniert aber auch wunderbar bei unschuldigen Umzugszuschauern“, weiß Christine. „Man kann ihn nämlich kaum abwaschen.“
Und auch sonst hat die Neuhexe ein reiches Repertoire an Tipps, die bei Umzügen zum notwendigen Hexen-Handwerkszeug gehören. „Bei denen, die am ängstlichsten schauen, musst du immer vorbeigehen“, sagt sie etwa, „und dann von hinten wieder zurückkommen.“
„Ich glaub, ich ess an dem Tag nix“
Corina Gehring hört gebannt zu, schließlich muss auch ihre Schnürsenkel- und Haargummi-Trophäensammlung schnell wachsen. „Man wird ja selbst nicht erkannt“, hofft sie. Zumindest von heute Abend an, nach der Taufe. „Wenn ich die überstehe, kann es eh nur noch besser werden“, sagt Corina und überlegt sich schon mal eine Strategie für diese Zeremonie, von der sie bis jetzt nur die schlimmsten Gerüchte vernommen hat. „Ich glaub, ich ess an dem Tag nix“, murmelt sie.
Auch Christine Pfeffer ist froh, wenn’s rum ist – und sie endlich wieder selbst eine Hexe ist. „Als Kleinkind haben mich mal Weil der Städter Hexen versaut“, erinnert sie sich. Dann habe sie nur noch gebrüllt und sei weggerannt. „Aber das ist normal“, versichert Christine. „Wenn man als Kleinkind so ein Trauma hat, wird man später selbst eine Hexe.“