Im beschleunigten Verfahren entstehen in Warmbronn mehr als 50 Wohnungen.

Leonberg - Der Bebauungsplan heißt hochoffiziell „Östlich der Brandenburger Straße“, doch alle im Gemeinderat nennen das Gebiet das „Keim-Areal“. In der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses haben die Pläne für ein neues Baugebiet eine weitere Hürde genommen.

 

Fast 6000 Quadratmeter ist das Gelände groß, auf dem der Kunststoff-Verarbeiter Keim fast sieben Jahrzehnte lang produziert hat. Im Sommer 2018 hat die Firma ihre Tore hier endgültig geschlossen. Die Produktion wurde nach Zimmern ob Rottweil verlegt, wo seit 1979 ein zweites Werk der Firma steht.

Das ehemalige Fabrikgelände gehört inzwischen der Firma „Immobilienentwicklung plus Wohnen“ (iep) in Höfingen. Diese möchte dort Wohnungen bauen und hatte dazu drei Architekten mit Entwürfen beauftragt. Als Sieger ist die Arbeitsgemeinschaft Archeplan Architektur Johannes Frey Leonberg und TPK Tiemann-Petri Koch Architekten Stuttgart aus dem Wettbewerb hervorgegangen.

Ein autofreies Quartier

Ein kleiner Platz in der Mitte, Gärten für die Mieter und ein autofreies Quartier – all dies sind Vorzüge, mit denen der Gewinnerentwurf gepunktet hat. Dazu ist das gesamte Wohngebiet barrierefrei zugänglich. Auf 4500 Quadratmetern sollen 54 Wohneinheiten entstehen. In den vier Mehrfamilienhäusern sind neun Wohnungen als geförderter Wohnraum angedacht, zusätzlich zehn speziell für Senioren.

Der Anteil an gefördertem Wohnraum liegt damit bei 27 Prozent. Die Stadt Leonberg gibt 25 Prozent vor. „Zu dieser Zusage stehen wir auch weiterhin“, versicherte der iep-Geschäftsführer Stephan Schwarz im Planungsausschuss der SPD-Stadträtin Christa Weiß auf deren Nachfrage. „Die Bindung liegt bei 25 Jahren und es wird sich um eine Miete handeln, die ein Drittel unter der ortsüblichen liegt“, erläutert Stephan Schwarz.

Die Stadt hat für diese geförderten Wohnungen das Benennungsrecht. Das will heißen, die Behörde hat das Recht, dem Vermieter für eine belegungsgebundene Wohnung mindestens drei Wohnungssuchende zur Auswahl zu stellen. Der entscheidet dann. „Diese Wohnungen bleiben in unserem Bestand, also wird iep als Vermieter agieren“, sagt Schwarz.

Betreutes Wohnen ist möglich

Außerdem gibt es im neuen Baugebiet zwei Gruppen Reihenhäuser, eine mit drei und eine mit fünf Häusern. Weitere Einheiten könnten als klassisches betreutes Wohnen dienen, bietet der Investor an.

Der Entwurf hat bereits grünes Licht erhalten im Ortschafts- und im Gemeinderat. Allerdings wurden dort auch Änderungen beschlossen, die jetzt umgesetzt sind. So wurden die beiden Mehrfamilienhäuser am nördlichen Ende zum Busunternehmen Kappus hin miteinander verbunden – aus Schallschutzgründen. Aus einem ursprünglich vorgesehenen Doppelhaus wurden weitere Reihenhäuser. Dadurch wurden zwei zusätzliche Wohneinheiten geschaffen. Zur Brandenburger Straße hin sollen Bäume für Grün sorgen. Da das Quartier autofrei sein soll, wird es eine spezielle Lieferzone geben. Außerdem sind entlang der Brandenburger Straße elf Stellplätze geplant – zusätzlich zu der Tiefgarage mit 80 Plätzen.

Lob für beschleunigtes Verfahren

„Für die Bewohner des Quartiers wird auch eine Ladestation für Elektroautos gebaut“, sagte der Investor. Nachhaltigkeit steht sowieso ganz oben. „Wir haben hier ein kohlendioxidneutrales Wohngebiet im Blick, deshalb stehen wir auch im Dialog mit dem Stuttgarter Umweltministerium“, sagt der iep-Geschäftsführer.

Was den Sprecher der Freien Wähler, Axel Röckle, und seinen Fraktionskollegen Wolfgang Schaal besonders erfreut, ist die Möglichkeit, den Bebauungsplan „Östlich der Brandenburger Straße“ im beschleunigten Verfahren aufstellen zu können und zudem einen städtebaulichen Vertrag mit der Firma iep zu schließen. „Das ist gut, damit wir endlich in die Pötte kommen“, sagt Röckle. „Wir werden das wohlwollend begleiten“, meint Schaal. Und damit lag er auf einer Wellenlänge mit den anderen Mitgliedern des Planungsausschusse, denn die haben dem Gemeinderat einstimmig empfohlen, dem Planentwurf zuzustimmen, ihn öffentlich auszulegen sowie die Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange zu beteiligen.

Läuft alles gut mit dem Bebauungsplan, können bald die Bauarbeiter anrücken. „Wir wollen nächstes Jahr anfangen, zu bauen“, sagt Stephan Schwarz, der Geschäftsführer und Gründer von iep.