Am 22. März ist Tag des Wassers. Wenn es zu wenig regnet und der Grundwasserspiegel sinkt, dann werden besonders Bäume in Mitleidenschaft gezogen, erklärt Förster Uwe Greß.

Was der Leonberger Revierförster Ulrich Greß sieht, gefällt ihm nicht, und es ist ein Grund, beunruhigt zu sein. Eine rund 15 Meter hohe Buche steht im angenehmen Sonnenlicht des Frühlingstages im Stadtwald zwischen Höfingen und Gebersheim scheinbar unberührt vom Weltgeschehen und wiegt sich rhythmisch im Wind. Dass jedoch die Anmut dieses Naturschauspiels nicht selbstverständlich ist, zeigen tiefe Narben und Risse in der Baumrinde.

 

Der Waldfachmann ist an diesem Tag nicht allein unterwegs. Mit dabei sind Elke Meller und Tim Erhardt. Beide verbindet nicht nur ihr politisches Engagement bei den Christdemokraten, sondern auch die Sorge um ein überlebenswichtiges Element für die Menschen und die Natur – das Wasser.

Engagement für gutes Trinkwasser

Die 86-jährige Leonbergerin setzt sich seit Jahrzehnten – einst beruflich, dann ehrenamtlich – für sauberes Trinkwasser ein. Als kaufmännische Abteilungsleiterin der Leonberger Wasserwerke wurde sie tagtäglich damit konfrontiert, wie mühsam es ist, bestes Trinkwasser für alle bereitzuhalten.

Den Student der Betriebswirtschaftslehre und Schatzmeister der Jungen Union im Kreis, Tim Erhardt, interessiert es, welche Auswirkungen die globale Erwärmung auf den Wald und die heimische Natur haben. Schnell wird klar, dass es um das lebensspendende Nass, das Grundwasser, geht, denn Ulrich Greß erläutert seinen Begleitern: „Der sich ständig verschlechternde Gesundheitszustand des Waldes geht vorrangig auf einen ständig sinkenden Grundwasserspiegel in den vergangenen Jahren zurück.“

Seit 2002 bildet sich kein neues Grundwasser mehr

Damit spricht der Revierförster das Thema des diesjährigen „Tags des Wassers“ an. Dessen Motto lautet „Grundwasser – das Unsichtbare sichtbar machen“. Hierzulande wurde 1951 begonnen, das Grundwasser zu messen, seit dem Jahr 2002 gibt es kaum eine Neubildung mehr. Die zunehmenden Niedrigwasserjahre, insbesondere 2003, 2018 und 2020, haben eindrücklich gezeigt, dass Wasser auch in einem eigentlich wasserreichen Land wie Baden-Württemberg keine Selbstverständlichkeit sind.

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Aufzeichnungen der Regenmengen bei der Kläranlage im Höfinger Tal belegen diese Befürchtungen. Während zwischen 2005 und 2017 im Durchschnitt 661 Liter Regenwasser pro Quadratmeter und Jahr verzeichnet wurden, fallen seit 2018 im Schnitt etwa rund 20 Prozent weniger Niederschläge. Zum Vergleich: Im Leonberger Haldengebiet fielen bis 2005 noch durchschnittlich 817 Liter pro Quadratmeter und Jahr. Die dramatischen Auswirkungen des fehlenden Wassers zeigen sich vor allem in den Wäldern rund um Gebersheim und Höfingen. Selbst Bäume, die bisher als robust galten wie die Buche, kommen mit den veränderten Witterungsverhältnissen nicht mehr zurecht.

Viele einheimische Baumarten leiden

„Vor allem ältere Bäume schaffen es dann nicht mehr, den gesamten Baum mit Wasser zu versorgen“, sagt der Revierförster. Absterbende Baumkronen oder gänzlich abgestorbene Bäume sind die Folge. Im Boden kommt es zu Trockenrissen, bei denen auch Wurzeln abreißen können. Als Folge leidet die Standfestigkeit der Bäume. „Die einzige Möglichkeit, den Menschen weiterhin einen weitestgehend gefahrlosen Aufenthalt in diesen Wäldern zu ermöglichen, ist nur dann gewährleistet, wenn wir diese gefährlichen Bäume entfernen.“

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Dort wo dann Kahlflächen entstehen, weil noch keine geeignete Naturverjüngung vorhanden ist, werden Aufforstungen mit Baumarten vorgenommen, die mit warm-trockeneren Klimaverhältnissen besser zurechtkommen. Das sind in der Regel Stiel- und Traubeneiche, Elsbeeren, Wildkirschen aber auch Douglasien. „Diese Aufforstungen sind bereits nach wenigen Jahren wieder in der Lage, durch ihr rasches Jugendwachstum sehr viel Kohlendioxid zu speichern und dann wieder aktiv zum Klimaschutz beitragen können“, sagt Ulrich Greß.

„Genügend Wasser, vor allem Grundwasser, ist relevant für die Vegetations- und Artenvielfalt in unseren Breiten“, erklärt Ulrich Greß seinen Begleitern. Wenn andere sich über viele warme Sonnentage freuen, sehen Förster Ulrich Greß und sein Team das mit anderen Augen. „Der permanent absinkende Grundwasserspiegel verschlechtert mit jedem Tag die natürliche Ausgangslage für unsere Lebensgemeinschaft Wald.“