Christiane Hug-von Lieven berichtet über ihren Einsatz in einem Mutter-Kind-Hospital in Xuchang (China).

Leonberg - Vollbesetzt ist der Bürgertreff in Warmbronn gewesen, als Christiane Hug-von Lieven über ihren ehrenamtlichen Einsatz im Auftrag des Senior Expert Service (SES) in China berichtet hat.

 

Wie lässt sich die Müttersterblichkeit im ländlichen China senken? Nach der Aufhebung der Ein-Kind-Politik hat sich vieles verändert, für die Mütter nicht unbedingt zum Besseren. Denn mit Risikogeburten durch das erhöhte Alter der Mütter haben chinesische Krankenhäuser wenig Erfahrung. Um qualifizierte Unterstützung aus Deutschland wurde gebeten – so kam Christiane Hug-von Lieven ins Spiel. Als Gynäkologin im Ruhestand und frühere Verantwortliche für zehn Landeskrankenhäuser sollte sie in einem Mutter-Kind-Hospital in Xuchang die Abläufe auf Verbesserungen durchleuchten.

Die Medizinerin flog für dreieinhalb Wochen in die Provinz Henan, 1000 Kilometer westlich von Peking. Mit dabei auf ihrer Reise hatte sie einen Koffer, einen Laptop und im Kopf viele Fragen. Nach ihrer langen Anreise per Bahn, Flugzeug und wieder Bahn wurde sie mit einem großen Blumenstrauß begrüßt und bekam als erstes von ihrem Dolmetscher einen Kamm geschenkt. Einen Kamm? In China hat ein Kamm eine ganz andere Bedeutung. Er gilt als ein Instrument zur Förderung der Durchblutung des Gehirns durch Massage von Kopf und Gesicht, um glücklich in den Tag zu starten.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Auf einem Kongress hielt Christiane Hug-von Lieven vor 300 Menschen einen Vortrag über den „Deutschen Mutterpass“, der gerade für die frühzeitige Erkennung von Risikoschwangerschaften sehr wichtig ist. Die Medizinerin musste konstatieren, dass eine Früherkennung von Risikoschwangerschaften verbessert werden kann, wenn Kriterien des bei uns üblichen Mutterpasses eingeführt werden. In dem Mutter-Kind-Krankenhaus werden Methoden der westlichen und der traditionellen chinesischen Medizin sinnvoll kombiniert. Zur Schmerzbekämpfung bei der Geburt wird Akupunktur eingesetzt.

Und wenn das Baby noch nicht richtig im Geburtskanal liegt, wird versucht, es durch Moxibustion zu drehen. Dafür wird die Hitze der verglimmenden kleinen Mengen von getrockneten und fein geriebenen Fasern von Blättern des Beifußes (Moxa) eingesetzt und zwar an der Außenkante des kleinen Zehs der Mutter. Den traditionellen chinesischen Lehren zufolge wirkt die Hitze auf den Fluss des „QI“ in den darunter liegenden Meridianen.

Zurück ging es mit vielen neuen Erkenntnissen über das Land und der Gewissheit, den Kollegen in China mit den Erfahrungen aus Deutschland geholfen zu haben.