Nach dem Flop um die Neubesetzung wird die Position abermals ausgeschrieben. Eine Geschichte mit vielen Kapiteln.

Leonberg - Die- oder derjenige sollte „fundierte fachliche und methodische Kenntnisse“ sowie „eine hohe persönliche und soziale Kompetenz“ mit sich bringen. Erwartet wird zudem eine „engagierte und innovative Persönlichkeit mit Leitungs- und Führungserfahrung“, des Weiteren „einschlägiger Berufserfahrung“. Die neue Kraft benötige ein „hohes Maß an Einsatzbereitschaft, zeitliche Flexibilität und Verhandlungsgeschick“.

 

Profundes Wissen über Finanzen, Wirtschaft, Sozialpolitik und Ordnungswesen ist für das Stellenprofil, um das es hier geht, unerlässlich: Die Stadt Leonberg sucht den Bürgermeister für Finanzen, Soziales und Ordnung. Und wer diese komplexen Dezernate übernimmt, müsste dann auch noch das Zeug haben, den Oberbürgermeister zu vertreten. Denn das gehört zu der Position dazu, die idealerweise zum 1. Mai wiederbesetzt werden soll.

CDU will einen Zusatz in der Ausschreibung

Eine entsprechende Ausschreibung hat der städtische Verwaltungs- und Finanzausschuss kurz vor dem Wochenende gebilligt. Der von der CDU gewünschte Zusatz, dass die Kandidaten neben den genannten Eigenschaften eine „Befähigung zum gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst“ mit bringen mögen, also schon in führender Position einer anderen Behörde gewirkt haben, fand im Ausschuss keine Mehrheit. Über die endgültige Formulierung der Stellenausschreibung entscheidet am Dienstag der Gemeinderat. Am folgenden Freitag wird sie in verschiedenen Medien, auch in unserer Zeitung, veröffentlicht.

Die Neuausschreibung ist nötig geworden, weil der erste Versuch, die Position zu besetzen, vor Jahresfrist gescheitert war. Zwölf Jahre wurde das Dezernat B, wie es verwaltungsintern heißt, von Ulrich Vonderheid (CDU) geleitet. Nachdem Mitte 2012 die langjährige Baudezernentin Inge Horn in die Privatwirtschaft gewechselt war, übernahm Vonderheid von ihr die Position des Ersten Bürgermeisters.

Dass der heute 55-Jährige mehr wollte, zeigte sich 2017, als er ohne Rückendeckung seiner Partei bei der Oberbürgermeister-Wahl antrat. Die CDU unterstützte damals Inge Horn, die erst nach langem Drängen der Union und der Freien Wähler zu Kandidatur bereit war. Während die frühere Baubürgermeisterin gut 26 Prozent erhielt, bekam Vonderheid, der als erster seinen Hut in den Ring geworfen hatte, lediglich 12,6 Prozent.

Cohn marschiert als Kaufmann durch den ersten Wahlgang

Kurios bei der Wahl war, dass mit Klaus Brenner ein weiterer Bürgermeister auf den allerletzten Drücker in den Ring gestiegen war. Der Chef des Baudezernats konnte kaum noch Wahlkampf machen und bekam knapp neun Prozent. Lachender Dritter war damals Martin Georg Cohn, der seinerzeit noch Kaufmann hieß. Der auswärtige Kandidat marschierte mit 51,1 Prozent im ersten Wahlgang durch.

Diese kleine Vorgeschichte ist auch deshalb interessant, weil bis auf Horn alle drei in der aktuellen Situation eine Rolle spielten. Vonderheid hatte zwischenzeitlich seinen Frieden mit der CDU gemacht, die ihn für eine Wiederwahl als Finanzbürgermeister unterstützte. Keineswegs friedlich war hingegen das Verhältnis zwischen dem ersten und dem zweiten Mann im Rathaus: Cohn und Vonderheid konnten nicht miteinander. Der OB machte keinen Hehl daraus, dass er sich einen anderen Finanzdezernenten wünscht.

Das sollte Maic Schillack sein. Der 50-Jährige war und ist verantwortlich für Finanzen und innere Organisation in Neustadt am Rübenberge, einer mittleren Stadt vor den Toren Hannovers. Vor allem private Gründe, so sagte dieser im November, drängten ihn in den Südwesten.

Brenners Wiederwahl wird fast zur Nebensache

Intern ließ Cohn durchblicken, dass er den Niedersachsen für den Richtigen hielte. Für einiges Aufsehen sorgte daneben die Kandidatur von Josefa Schmid. Die FDP-Politikerin aus Niederbayern hatte als resolute Chefin der Bremer Dependance des Bundesamtes für Migration für überregionale Schlagzeilen gesorgt. Bei der Wahl des Finanzbürgermeisters am 17. November verpasste sie die Stichwahl um eine Stimme,es kam zum Showdown zwischen Vonderheid und Schillack. Und wieder war es nur eine Stimme, die den Ausschlag zugunsten des Auswärtigen gab. Dass zuvor Klaus Brenner mit klarer Mehrheit als Baubürgermeister bestätigt wurde, geriet da fast zur Nebensache.

Weitere Ambitionen hat der Chef des Baudezernats nicht. Also winkte Brenner vier Wochen später ab, als im Gemeinderat die Wahl des Ersten Bürgermeisters, also des OB-Stellvertreters, anstand. Der OB schlug Schillack vor. Der war der Sitzung ferngeblieben, was für einiges Unverständnis sorgte, und bekam keine Mehrheit. Der nächste Paukenschlag,

Ob dies ausschlaggebend für Schillacks Rückzieher war, weiß wohl nur er selbst. Martin Georg Cohn war jedenfalls alles andere als amüsiert: „Das muss er mit sich selbst ausmachen“, kommentierte der OB den Flop. Wer nun am 13. April gewählt wird, ist hoffentlich weniger wankelmütig.