Um Heizkosten zu sparen, finden in der Eltinger Gemeinde die Gottesdienste von Januar bis März im Gemeindehaus statt. Das Weihnachtsfest ist davon nicht betroffen. Auch in einigen anderen Gotteshäusern hat der Klimaschutz Einzug gehalten.

Leonberg - Weihnachten in der Kirche gehört für viele einfach dazu, ist ein Pflichttermin mit Familie und Freunden wie der Festtagsbraten am ersten Feiertag. Doch außerhalb der besinnlichen Zeit ist die Aussicht auf einen Gottesdienst in alten Kirchenmauern, unterm schlecht gedämmten Dach und bei meist nur einfach verglasten Fenstern für viele wenig anheimelnd. In den Gotteshäusern kämpfen zwar Heizungen gegen die frostigen Temperaturen in der kalten Jahreszeit. Doch das freut wiederum das Kirchensäckel weniger.

 

Einstimmer Beschluss des Kirchengemeinderates

Die Eltinger Kirchengemeinde der Michaelskirche startet deswegen im neuen Jahr einen Versuch. Vom 17. Januar an bis 13. März finden die beiden wöchentlichen Gottesdienste im Gemeindehaus nebenan statt. „Weihnachten wird natürlich in der Kirche gefeiert“, betont Bernhard Bruchmann, der Vorsitzende des Kirchengemeinderates, der diesen Entschluss einstimmig gefasst hat. Anders könne man auch gar nicht die große Zahl der Gottesdienstbesucher bewältigen. Man starte nach dem Neujahrsempfang und kehre pünktlich zum Palmsonntag zurück in die Michaelskirche. Ostern und die folgenden Hochfeiertage würden auf jeden Fall in der Kirche gefeiert.

„Das Gemeindehaus wird rege von unseren verschiedenen Kreisen und für Veranstaltungen genutzt. Wir müssen es also ohnehin heizen“, erklärt Bruchmann. Zudem biete der große Saal im frisch renovierten Gemeindehaus auch ein schönes Ambiente und liege praktischerweise direkt nebenan. Dort kommen die Menschen von Januar an für zehn Wochen sonntags zum Gottesdienst sowie mittwochs von 18.30 Uhr an zum Abendgebet zusammen.

Die musikalische Matinee am Donnerstagvormittag setzt allerdings in dieser Zeit aus. „Wir hoffen, dass die Menschen in dieser Phase im kleineren Raum auch ein wenig enger zusammenrücken“, erklärt Bernhard Bruchmann. Die Michaelskirche bleibe aber weiterhin für alle tagsüber geöffnet. Bislang wird die Kirche in der Regel von Mittwoch bis Sonntag geheizt, weil in diesem Zeitraum Gottesdienste, Matineen, Hochzeiten, Taufen und Konzerte stattfinden. Während der Winterkirchenzeit wird nur ein Minimum an Wärme gehalten, damit wichtige Leitungen nicht einfrieren, wie etwa das Wasser.

Die Eltinger Gemeinde kann dabei kaum auf Erfahrungen zurückgreifen. Eine Winterkirche gibt es zwar bereits in Renningen, „mit großem Erfolg, wie wir gehört haben“. Aber zum einen ist jedes Gotteshaus anders, zum anderen „weiß man es eben so lange nicht, bis man es ausprobiert hat“, meint der Vorsitzende des Kirchengemeinderates.

Ziel: Ein ausgeglichener Haushalt

Mit der Winterkirche wird nicht nur der Klimaschutz als Ziel verfolgt, vor allem sollen dadurch wichtige Einsparungen erreicht werden. „Die Leonberger Gesamtkirchengemeinde hat seit einigen Jahren keinen ausgeglichenen Haushalt. Aber wir haben leider nicht viele Stellschrauben, an denen wir noch drehen können“, erklärt Bernhard Bruchmann. Die Heizkosten seien jetzt ein Versuch. Im folgenden Herbst will man dann entscheiden, ob dieser erfolgreich war.

Solche Bemühungen wie in Eltingen gibt es im Kirchenbezirk Leonberg schon länger. So sind die Gemeinden Stadtkirche/Gartenstadt, Renningen und Merklingen seit gut zehn Jahren nach dem „Grünen Gockel“ zertifiziert. „Das ist ein Programm der Evangelischen Landeskirche im Bereich Umweltmanagement“, erklärt Dekan Wolfgang Vögele.

Energieverbrauch sei aber nur ein Aspekt. Betrachtet würden auch Dinge wie Papierverbrauch, umweltverträgliche Putzmittel oder die Verwendung regionaler, saisonaler und fair gehandelter Produkte bei Gemeindefesten.

In der Stadtkirche finden auch im Winter alle Gottesdienste statt. „Wir haben dort 2007/2008 die Heizung erneuert und von Öl auf Gas umgestellt. So konnten wir knapp 40 Prozent Energie einsparen“, erläutert Vögele. Die Investition habe sich deshalb recht schnell gerechnet. Auch im Haus der Begegnung, das erst saniert worden ist, gibt es eine neue Heizung. „Aber es entscheidet jede Kirchengemeinde, ob und was sie tut. Schließlich trägt sie die Unterhaltungskosten“, sagt der Dekan.