Eine Nacht, eine Stadt und neunmal Feierei – so ist die Leonberger Partynacht angekündigt worden. Doch wie viel Party steckt abseits des Pferdemarktes wirklich in der Stadt? Ein Rundgang zeigt es.

Leonberg - Eine Nacht, eine Stadt und neunmal Feierei – so ist die Leonberger Partynacht angekündigt worden. Doch wie viel Party steckt abseits des Pferdemarktes wirklich in der Stadt?

 

Es ist bei weitem nicht so kalt wie üblicherweise beim größten Fest der Stadt. Und doch sind die Altstadtgassen um einiges leerer. Nur zwei, drei Raucher stehen vor dem Bistro „Ralph’s“. Doch ein Blick durchs Fenster genügt: Drinnen ist es rappelvoll. So gedrängt, dass es ohne den Einsatz von Ellenbogen fast gar nicht reingeht. Der selbst benannte „Schwoba-rock“ der Band Sir Dong and the longs trifft sicher den Zeitgeist des im Schnitt etwas älteren Publikums: deutsche Texte im Sound des 70er-Jahre-Classic-Rocks. Das ist beste Unterhaltung bei Sauna-Temperaturen.

Doch das gesetzte, nein falsch, das zum Großteil sitzende Publikum hat nur hin und wieder offene Augen und Ohren für die Musik. Das Schwätzchen beim Wein spricht so manchen mehr an. Vielleicht liegt das aber auch an der fehlenden Tanzfläche. Ein heißes Tänzchen führen lediglich die Kellnerinnen auf, die die gewünschten Viertele sicher an die Tische befördern müssen.

Schwitzend geht es wieder hinaus in die Kälte. Aber nur kurz. Beim schneelosen Après-Ski bei „Inge und Hansi im Adler“ heizt DJ Jogi dem vollen Haus mit neuem deutschen Schlager ein. Dem gemischten Publikum ist aber auch hier nicht nach Tanzen zumute, eher nach einer leckeren Currywurst draußen vor der Tür. Stehparty ist auch in der „Fortuna Bar“ angesagt. Das Schlagermotto hier heißt „Partyhits non-stop“ – und so darf Tommy Fischer etwa den erstaunlich jungen Gästen des Raucherlokals mit „Ich bin dein Kapitän“ etwas frischen Wind um die Nase blasen.

Zu mehr als wippenden Füßen führt das nicht, aber die Nacht ist schließlich noch jung. In Stuttgart hätte die Party um diese Uhrzeit noch nicht mal angefangen. Gleiches Bild im „Blauen Engel“. Auch wenn Haus-DJ Heinz sich größte Mühe gibt: Mehr als der blaue Dunst bewegt sich im Raum nicht.

Doch dann endlich die Erlösung und sie heißt Kohala. Die Stuttgarter Jungs haben bei der Party- oder Musiknacht noch nie enttäuscht und liefern auch dieses Mal wieder im „Republik Pub“ feisten Rock und Metal ab. Nirgendwo ist das Publikum textsicherer. Bei „Runaway“ von Bon Jovi läuft keiner weg. Auch wenn das leider der letzte Songs vor einer kleinen Pause ist. Aber kein Problem: in der Metal Kneipe wird sogar der Toilettenbesuch zum Erlebnis, wenn Sensenmänner dem Gast das Klopapier reichen. Kein Gast verlässt die Bar, und so geht es auch nach der kurzen Unterbrechung weiter mit einer kleinen Hommage an den kürzlich verstorbenen Motörhead-Drummer Phil Taylor. Bei „The Ace of Spades“ fliegen die Haare nur so.

Der Innenhof des Graf-Ulrich-Hauses ist voll, nicht nur mit Rauchern. Und war es schon schwer, sich ins „Republik Pub“ zu drängeln, so ist das beim „Murphy’s Law Irish Pub“ fast gänzlich unmöglich. Die 4 more friends mit ihren Akustik-Covern kommen im Vergleich zu Kohala fast ruhig daher, aber treffen dabei genau den Geschmack des Stammpublikums.

Ein wenig Kontrastprogramm gibt es zwei Etagen darüber im „Glashouse“. Durch den Disconebel wabern die Klänge von Hits der 80er und 90er Jahre. Beim Rocky-Klassiker „Eye of the Tiger“ kann keiner stillhalten. Angesichts der Textsicherheit des zuckenden Publikums bei „Barbie Girl“ ist es aber Zeit, sich schnell zu verdrücken.

Mit einem „Kopfsprung“, so der gleichnamige Songtitel, geht es in den Domizil-Keller zu Simeon. Die Stuttgarter Jungs haben einen ganz eigenen Stil, den sie „Funky Pop“ nennen. Die deutschen Texte garnieren sie – gekleidet in Anzug und Fliege – mit kleinen Tanzschrittchoreografien. „Ich bin nicht wie du“ singt Frontmann Simeon und das Publikum tanzt die Schritte mit. Wer den Auftritt verpasst hat: An diesem Donnerstag, 19. November, sind sie gleich noch mal im Domizil-Keller (20 Uhr). Wo Livemusik geboten wird, ist auch wirklich etwas los bei der Partynacht. Ein gutes Omen für die nächste Musiknacht im Mai.