Mitglieder des Obst-, Garten- und Weinbauvereins machen sich in der Eltinger Feinau ein Bild vom Stand der Trauben.

Leonberg - Es ist bisher kein einfaches Jahr für den Weinbau gewesen, darin sind sich die Experten des Obst-, Garten- und Weinbauvereins (OGWV) Heiko Fink und Thomas Friedrich bei der Vorerntebesichtigung in der Feinau einig. Dennoch bestehen Chancen für eine gute Ernte, wenn die Erntehelfer gut vorbereitet werden.

 

„Vor allem die Trauben, die jetzt von den Wespen angefressen wurden, müssen bei der Ernte herausgeschnitten werden“, sagt Geologe und Vereinsmitglied Thomas Friedrich. „Es gab viele Feinde für die Trauben in diesem Jahr, Frost, Trockenheit, Hitze und Wespen. Thomas Friedrich weiß es noch genau, es war am 11. Mai, als es in der Eltinger Feinau Frost gab. „Im unteren Bereich haben wir einen Totalverlust bei den weißen Sorten“.

Auch im Ehrenberg gibt es in den unteren Lagen starke Frostschäden, ab dem Mittleren Weg sieht es besser aus. Die Leonberger „Lange Furche“ und das Gewann „Heumaden“ blieben verschont.

Trockenheit und große Hitze bereiten Stress

Ein weiteres Problem für den Weinbau in diesem Jahr waren Trockenheit und große Hitze. Die bereits durch den Frost beeinträchtigten Reben bekamen durch die Trockenheit weiteren Stress. Alte Reben mit tiefen Wurzeln haben es da einfacher. Für die jungen Reben ist es schwierig. Sie müssen erst noch tiefe Wurzeln ausbilden und es ist schon seit drei Jahren sehr trocken, daher ist es für den Nachwuchs schwierig. Auch die Hitze mit Temperaturen an die 40 Grad im Weinberg ist nicht gut für die Reben.

Denn bei starkem Sonnenschein bekommen sie Sonnenbrand. „Für den Trollinger bedeutet das in manchen Lagen Totalausfall“, erklärt Thomas Friederich. Auch die Trauben des Kerner haben sichtbare Schäden.

Ein weiteres Problem sind die Wespen. Durch den trockenen Sommer sind die Brombeeren verdorrt, auf die sich die Wespen sonst stürzen. Wenn es die nicht gibt, suchen sie sich die blauen Trauben aus manchmal gehen sie sogar auf weiße Trauben, wenn es nichts anderes gibt.

Ungleicher Reifegrad

Immerhin ist die Gegend in diesem Jahr bisher vom Hagel verschont geblieben und auch Pilzkrankheiten, wie sie sonst bei den Trauben häufig zu finden sind, blieben aus, bis auf etwas Mehltau, der mit den üblichen Pflanzenschutzmaßnahmen aber bekämpft werden konnte.

Der Regen der letzten Tage hingegen ist gut für die Reben, er bringt Saft in die Trauben und lässt auf eine doch ganz auskömmliche Ernte hoffen. Grundsätzlich aber ein Problem für die Weinlese in diesem Jahr ist der ungleiche Reifegrad der Trauben. Das macht es um so schwieriger einen idealen Erntezeitpunkt festzulegen.

Der ist für die Feinau vermutlich ab Anfang Oktober, je nachdem wie stark der Wespenfraß an den Trauben ist, auch schon früher. Hier können feinmaschige Netze helfen, die Wespen fern zu halten. Diese großflächig anzubringen ist aber eine Frage von Aufwand und Ertrag. Thomas Friedrich lässt den Wespen immer einige Stöcke ohne Netz, um sie vom restlichen Weinberg abzulenken. „Opferstöcke“ nennt er sie. „Ob aber tatsächlich hier in der Feinau von der Menge her ein sortenreiner Ausbau möglich sein wird, müssen wird abwarten“, sagt Winzermeister und OGWV-Vorstandsmitglied Heiko Fink. Das entscheidet sich erst bei der Lese.

Trauben nach Sorten ernten

Hier sind auch die Helfer in diesem Jahr gefordert. Der Experte rät, bei der Lese die von den Wespen angefressenen Trauben großzügig auszuschneiden. Das gleiche gilt für große Bereiche, die Sonnenbrand haben. „Diese Trauben schmecken bitter“, weiß Winzermeister Heiko Fink, und sollten nach Möglichkeit nicht mit in den Wein.

Ratsam ist es, die Trauben zunächst nach Sorten getrennt zu ernten, erst dann kann die Mengen richtig einschätzt werden, empfiehlt der Fachmann. Im Zweifel besteht noch die Möglichkeit die roten und weißen Trauben gemeinsam zu einem Schillerwein zu keltern.

„Wir hoffen natürlich, dass in der Zeit nach Corona im nächsten Jahr auch wieder ein Ausschank der Leonberger und Eltinger Weine auf dem Wengerterfest möglich sein wird“, ist Albert Kaspari, der Vorsitzende des Obst-, Garten- und Weinbauvereins Eltingen-Leonberg zuversichtlich.