Die Kirchengemeinden verkaufen den interkonfessionellen Treff an die Stadt. Diese will ihn umbauen und am Standort Schopfloch eine neue Kita errichten.

Leonberg - Die Frage von Stadträtin Jutta Metz (Freie Wähler) hat ihre Kollegen im Sozialausschuss und die Verwaltungsspitze aufhorchen lassen: „Hat es seinerzeit keinen städtischen Zuschuss für das ökumenische Zentrum im Ezach gegeben?“, wollte sie wissen. Sollte das der Fall sein, könnte sich einiges ändern, was den Kaufpreis betrifft, den die Stadt für das Gebäude bezahlen will.

 

Doch was soll die Stadt mit dem interkonfessionellen Treffpunkt im Ezach? Die katholische und die evangelische Kirche benötigen das im Jahr 1991 erbaute ökumenische Zentrum nicht mehr und wollen es verkaufen. Andererseits muss die Stadt dringend weitere Kindergartenplätze im Gebiet schaffen. Also liegt es nahe, dass sie das Gebäude erwirbt und zum Kindergarten umbaut.

Die Frage nach einem Zuschuss

Erster Bürgermeister Ulrich Vonder-heid in seiner Rolle als Finanzbürgermeister erklärte dem Ausschuss, dass bisher aus den Unterlagen nicht hervorgegangen sei, dass ein solcher Zuschuss geflossen ist. Trotzdem wolle man dem weiter nachgehen. „Wir sollten auch den damaligen Finanzbürgermeister Wolfgang Rückert fragen, vielleicht erinnert er sich noch“, schlug Oberbürgermeister Bernhard Schuler vor. Vor diesem Hintergrund hat der Ausschuss keine Empfehlung getroffen, damit bis zur Sitzung des Gemeinderats alles geklärt werden kann.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Stadt gewillt ist, das Gebäude zu übernehmen. Dazu muss das Erbbaurecht über das städtische Grundstück an der Uracher Straße 7/1, das den beiden Kirchengemeinden 1991 eingeräumt wurde, von diesen mit der Zustimmung der Stadt aufgehoben werden. Im Vertrag dazu ist für das Gebäude eine Entschädigung in Höhe des Verkehrswertes vereinbart. Der städtische Gutachterausschuss hat den mit 438 000 Euro festgelegt, was bisher alle Seiten akzeptierten.

Der Ausgangspunkt ist, dass durch das Neubaugebiet Ezach III der Bedarf an Kindergartenplätzen stark angestiegen ist. Im laufenden Kindergartenjahr fehlen 17, im Jahr 2018/2019 dann 21 Plätze für Kinder von drei bis sechs Jahren. Hinzu kommt, dass das Gebäude des dreigruppigen evangelischen Ezach-Kindergartens (erbaut im Jahr 1981) generalsaniert werden muss und im benachbarten Gebäude des 1,5-gruppigen katholischen Schopfloch-Kindergartens (erbaut im Jahr 1987) ebenfalls Sanierungen anstehen. Daraufhin wurde untersucht, inwieweit das ökumenische Zentrum als Kita genutzt werden kann.

Neuer Standort am Schopfloch

Ein Fachbüro kommt zu der Einsicht, dass künftig die bisherigen Gruppen des Schopfloch-Kindergartens aufgenommen und mit 44 Plätzen für Kinder über, und weitere drei für Kleinkinder unter drei Jahren geschaffen werden könnten. Und so kommt die Verwaltung mit dem Vorschlag in den Gemeinderat, das Zentrum zum zweigruppigen Kindergarten umzubauen, damit der gegenüberliegende Schopfloch-Kindergarten in diese Räumlichkeiten einziehen kann.

An dem jetzigen Standort des Schopfloch-Kindergartens soll ein dreigruppiger Kindergarten entstehen, in dem der Ezach-Kindergarten untergebracht werden kann. Dieser soll abgerissen und die frei gewordene Fläche für Wohnungsbau genutzt werden. Vom Verkauf dieses Areals verspricht sich die Stadt einen Erlös in Höhe von rund 900 000 Euro. Einschließlich der Grunderwerbssteuer sind bisher für den Kauf des ökumenischen Zetrums 459 000 Euro im Gespräch. Der Umbau des Treffpunktes soll mit rund einer Million Euro zu Buche schlagen. Die bisher im Gartengeschoss des Zentrums untergebrachte privat betriebene Betreuung von Kleinkindern in geeigneten Räumen (Tapir) soll bestehen bleiben.

„Durch diese feindliche Übernahme – Zwischenruf Vonderheid: Das stimmt nicht, es wurde uns angeboten – nehmen wir der Quartierarbeit einen wichtigen Standort weg“, sagt Grünen-Stadtrat Sebastian Werbke, weil nun der Bürgerverein Ezach seine Räume im ökumenischen Zentrum verliert. „Wir wollen dem Verein nicht den Todesstoß geben, deshalb ist als Übergangslösung vorstellbar, Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen in Räumen der benachbarten Sophie-Scholl-Schule zu halten“, versprach Ulrich Vonderheid. Einig waren sich die Gemeinderäte aber, dass bei der frei werdenden Fläche das Thema bezahlbarer Wohnungen im Auge behalten werden muss.