Die Foto-Ausstellung von Patrick Wack beeindruckt mit Bildern aus dem Wilden Westen Chinas.

Leonberg - Die Fotografien scheinen nur auf den ersten Blick dokumentarisch oder reportagehaft – sie sind stilisiert durch eine Ästhetik der Tristesse, welche die einsamen Figuren als Pars pro Toto sieht: als den Menschen in seinem (vergeblichen) Versuch, sein kleines Leben in Einklang zu bringen mit der ihn umgebenden Welt und anderen Menschen. Die Figuren interagieren mit einer Welt, die ihnen letztlich doch äußerlich bleibt und sie ratlos zurücklässt. „Die Städte in China“, erläutert der Künstler Patrick Wack im Gespräch, „sind sehr schnell gewachsen, manchmal auf Kosten der Menschen, manche mussten auch weichen.“

 

Wack ist 1977 in Cannes (Frankreich) geboren und in Paris aufgewachsen, hat Wirtschaftswissenschaften studiert, bis er den eintönigen Bürojob an den Nagel gehängt hat und mit seiner Kamera nach China gegangen ist. Wie Hans Castorp im „Zauberberg“ wollte er nur kurz – „so ein bis zwei Jahre“ – bleiben: Es sind dann elf Jahre geworden.

Im einführenden Gespräch, das Galerieleiter Tobias Kegler mit dem Künstler führt, erläutert dieser, dass er ausschließlich analog fotografiere. Gerne beantwortet er auch Fachfragen aus dem Publikum nach seiner Technik, Lichtgebung und anderen Finessen.

Eine Stadt so groß wie Österreich

Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile: „Out West“ und „Here there are Men“, die aber thematisch verbunden sind. Diese Menschen haben ihren Mittelpunkt und ihre Identität verloren. Chongqing am östlichen Rand des „Roten Beckens“, der Reisschale Chinas, wo viele der Aufnahmen entstanden sind, gilt als größte Stadt der Welt: hier leben 30 Millionen Menschen auf einer Fläche so groß wie Österreich.

Viele der wegen des Drei-Schluchten-Staudamms umgesiedelten Bewohner leben jetzt hier. Begleiterscheinungen eines schnellen Wachstums sind überall präsent: hohe Luftverschmutzung, Umwandlung von land- und forstwirtschaftlicher Fläche in Bauland und wachsende Bautätigkeit. Wolkenkratzer mit einer Höhe von 287 Metern prägen die Skyline.

Auf einem Bild im Eingangsbereich sieht man einen Mann in seiner bescheidenen Wohnung – einst Leiter einer inzwischen aufgegebenen Mine. Er scheint zu fragen: Wohin denn mit mir? Der leise klagende Ton der Shakuhachi-Flöte, die traditionell in Moll gestimmt ist, gibt keine Antwort...

Die Ausstellung ist noch bis zum 2. November in der Galerie im Künstlerhaus Leonberg zu sehen.