Brief an den Landrat: Pfitzenmaier und Wöhler kritisieren die Informationspolitik des Klinikverbundes.

Leonberg - Die Absicht der Geschäftsführung des Klinikverbundes Südwest, das vor vier Jahren beschlossene Medizinkonzept für die Krankenhäuser im Landkreis „zu konkretisieren“, stößt in der Kommunalpolitik auf Skepsis. In einer offiziellen Anfrage an Landrat Roland Bernhard, der Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikverbundes ist, erkundigen sich die Leonberger SPD-Kreisräte Peter Pfitzenmaier und Günther Wöhler nach den Hintergründen einer möglichen Änderung des Medizinkonzeptes. In diesem Konzept ist unter anderem neben dem Bau einer Zentralklinik auf dem Böblinger Flugfeld der Erhalt der beiden anderen Krankenhäuser im Landkreis festgeschrieben.

 

„Wir müssen annehmen, dass insbesondere das Leonberger Krankenhaus von einschneidenden Änderungen gegenüber dem beschlossenen Medizinkonzept betroffen ist“, schreiben Pfitzenmaier und Wöhler an den Landrat. „Sie wissen, dass gerade im Leonberger Raum das Krankenhaus von enormer kommunaler Bedeutung ist und von vielen Bürgerinnen und Bürgern in hohem Maße geschätzt wird.“

„Nicht vor vollendete Tatsachen“

Die beiden Kreispolitiker beziehen sich auf Berichte in unserer Zeitung über eine Aufsichtsratssitzung in der vergangenen Woche. Dort hatte laut einer Mitteilung des Klinikverbundes die Geschäftsführung erklärt, dass mit dem jetzigen Medizinkonzept eine schwarze Null für alle Häuser nicht erreicht werden könne. Stattdessen müsse mit einem jährlichen Minus von zehn Millionen Euro gerechnet werden. 2017 betrug das Defizit 17 Millionen Euro.

Welche Änderungen in der Krankenhausplanung vorgesehen sind, darüber gibt es keine offiziellen Angaben. Allerdings wird nach Aussage des Leonberger Oberbürgermeisters Martin Kaufmann darüber nachgedacht, die Gynäkologie nach einer Inbetriebnahme der Großklinik am Flugfeld zu schließen und in der Unfallchirurgie lediglich einen Tagesdienst einzurichten.

Bisher sollen dem Vernehmen nach diese Varianten lediglich dem Aufsichtsrat, nicht aber im Kreistag vorgestellt worden sein. Das wird von den beiden SPD-Politikern harsch kritisiert: „Wir erwarten, dass Sie die Mitglieder des Kreistages in die Überlegungen zur Weiterentwicklung des Medizinkonzeptes mit der notwendigen Transparenz einbinden und nicht abschließend vor vollendete Tatsachen stellen“, schreiben Pfitzenmaier und Wöhler an Bernhard. „Insbesondere die in der Öffentlichkeit kursierenden Spekulationen schaden letztendlich dem Krankenhaus. Es ist notwendig, dass auch die Bürger über mögliche Veränderungen informiert werden.“

Im Gespräch mit unserer Zeitung bezweifelt Pfitzenmaier, ob ein hinter verschlossenen Türen tagender Aufsichtsrat für kommunale Krankenhäuser das geeignete Entscheidungsgremium, oder ob ein politisch besetzter Klinikausschuss nicht der transparentere Weg ist: „Sonst besteht die Gefahr, dass Gremienbeschlüsse auf kaltem Weg unterlaufen werden.“

Schwerpunkt für Darmerkrankungen

Nicht nur eine mögliche Schließung der Gynäkologie, sondern auch eine Leistungseinschränkung in der Unfallchirurgie wird von den Sozialdemokraten eindeutig abgelehnt: „Eine Unfallabteilung, die direkt an der Autobahn liegt und nur noch am Tag einsatzbereit wäre, macht keinen Sinn“, kritisiert Peter Pfitzenmaier.

Immerhin ein für Leonberg positiver Aspekt wurde im Aufsichtsrat erörtert. Das Krankenhaus soll einen Schwerpunkt für entzündliche Darmerkrankungen bekommen. Den soll der neue Chefarzt Wolfgang Steurer leiten, der am 1. April antritt.