Das Vorhaben der KSK, neben ihrer künftigen Leonberger Direktion ein Quartier mit 70 Wohnungen zu errichten, ruft die Kritik einiger Anwohner hervor

Leonberg - Die Abrissbagger leisten ganze Arbeit: Das alte Direktionsgebäude der Kreissparkasse in Leonberg ist buchstäblich nur noch bruchstückhaft zu erkennen. Schon in der kommenden Woche dürfte der mehr als 50 Jahre alte Bau, einst Zentrale der eigenständigen Kreissparkasse Leonberg, komplett verschwunden sein.

 

Damit ist rein räumlich Platz geschaffen für ein bemerkenswertes Neubauprojekt des kommunalen Kreditinstituts. An der Ecke Grabenstraße/Stuttgarter Straße will die Sparkasse ein neues Direktionsgebäude errichten. Das Haus rückt mehr an die Straße heran als der fast abgerissene Vorgängerbau.

70 Mietwohnungen

In die künftige Direktion kommen neben der Kundenhalle mit Beratungszentrum die Bereiche Immobilien und Firmenkunden sowie ein Veranstaltungssaal, das Forum. Das war bisher in einem separaten Bau längs der Stuttgarter Straße angesiedelt.

Auf dieser Fläche, und das macht das Projekt für die Stadt so wichtig, sind drei Wohnhäuser mit insgesamt 70 Wohnungen geplant. Ein Viertel davon ist preisgebunden, der viel zitierte bezahlbare Wohnraum.

Kontroverse Diskussion

Dass ein neues Quartier direkt am Rande der Altstadt mit 70 Mietwohnungen ein Gewinn für Leonberg ist, darüber herrscht in der Kommunalpolitik weitgehend Einigkeit. Und doch wird das Vorhaben seit Anbeginn von Dissonanzen begleitet.

So war auch die Diskussion anlässlich des sogenannten Auslegungsbeschlusses, den der Gemeinderat in dieser Woche getroffen hat, von Kontroversen und Emotionen geprägt. Denn die Aussicht, drei mehrgeschossige Wohnhäuser sozusagen vor die Nase gesetzt zu bekommen, macht einigen Anwohnern der Unteren Burghalde keine Freude. Ist doch die freie Sicht ein großer Pluspunkt der meisten Häuser in dieser bevorzugten Halbhöhenlage. Die allerdings sehen einige Leute von der Burghalde durch das Neubauprojekt gefährdet. Mehr noch: Die Nachbargrundstücke könnten durch die künftigen Gebäude verschattet werden.

Streit um Gebäudehöhe

Dem Vernehmen nach gehen einige Anlieger mit anwaltlicher Unterstützung gegen das Sparkassen-Projekt vor. Andere wiederum haben bei der Politik um Beistand gebeten. Und so appellierte Wolfgang Schaal von den Freien Wählern im Gemeinderat an die anderen Fraktionen, „die Bedenken der Nachbarn ernst zunehmen.“ Gleichzeitig bekannte sich Schaal aber zum Projekt: „Wir wollen, dass die Kreissparkasse bauen kann.“

Dreh- und Angelpunkt in der aktuellen Diskussion ist die maximale Gebäudehöhe. Die, so befürchteten nicht nur die Freien Wähler, sondern auch die Grünen, könnte sich in den aktuellen Plänen im Vergleich zu jener, die der Gemeinderat vor anderthalb Jahren abgesegnet hat, vergrößert haben. Was wiederum negative Auswirkungen auf die angrenzenden Häuser habe.

OB: Sparkasse gehört zur kommunalen Familie

Im Gemeinderat entspann sich eine hitzige Diskussion, die vom Vorwurf, ein Gebäude sei um vier Meter erhöht worden, bis zur Bedeutung von 70 zusätzlichen Mietwohnungen in einer Stadt mit angespannter Wohnraumsituation reichte. „Diese Höhen waren schon im vergangenen Jahr bekannt“, wehrte sich Daniel Häußler, der Projektleiter der Kreissparkasse. „Wir haben da nichts arglistig verschwiegen.“ Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) hob die Vertrauenswürdigkeit eines „Mitglieds der kommunalen Familie“ hervor: „Es kann doch nicht wahr sein, dass wir wegen 60 Zentimetern jetzt mehr als eine Stunde diskutieren.“

Um den für das weitere Verfahren notwendigen Auslegungsbeschluss nicht zu gefährden, schlug der OB vor, das Ratsvotum mit einer Höhenfestlegung zu verbinden: Die maximale Höhe für das zweitoberste Geschoss liegt bei 9, 30 Meter. Das oberste Geschoss darf nicht höher als 12,55 Meter sein.

Beinahe schon mal geplatzt

Eine große Mehrheit des Rates folgte dem Vorschlag des Oberbürgermeisters. In der nächsten Phase des Verfahrens können nun Kritiker ihre Bedenken vortragen. Die wiederum werden im Gemeinderat verhandelt.

Damit stehen die Signale für eines der wichtigen Bauvorhaben im Leonberger Stadtzentrum weiterhin auf Grün. Bedenkt man, dass die Sparkassen-Pläne vor anderthalb Jahren beinahe geplatzt wären, weil es bereits damals laut artikulierte Vorbehalte im Gemeinderat gab, ist das ja schon was. Der noch für dieses Jahr anvisierte Spatenstich dürfte aber auf sich warten lassen.