Nach millionenschwerer Kostensteigerung setzt der Rat die Vergabe des Sozialprojektes durch.

Leonberg - Ein soziales Haus in Warmbronn soll kommen. Allerdings wird nicht die Stadt als Bauherrin auftreten. Vielmehr soll ein privater Investor das heiß diskutierte Stöckhof-Projekt realisieren und dann an die sozialen Einrichtungen weiter vermieten. Auf diese Vorgehensweise hat sich der Gemeinderat am Dienstagabend nach einer langen Debatte mit deutlicher Mehrheit verständigt.

 

Vom inhaltlichen Konzept her hatte niemand etwas an dem Haus auszusetzen. Darin soll es eine sogenannte Tapir-Gruppe geben, in der Tagesmütter Kleinkinder jenseits der eigenen vier Wände betreuen. Außerdem will die Sozialstation mit einer ambulanten Pflege im Stadtteil präsent sein und dort noch eine Wohngruppe für Demenzkranke betreiben.

3,5 Millionen statt 2,5 Millionen Euro

Ebenfalls auf der potenziellen Mieterliste steht das Waldhaus Hildrizhausen, das dort auf einer Etage Jugendlichen aus problematischen Elternhäusern eine Heimstatt anbieten möchte.

Trotz dieser unterstützenswürdigen Vorhaben gab es schon in der vergangenen Woche in den Fachausschüssen harsche Kritik. Der Grund: Statt 2,5 Millionen Euro, die im Haushaltsansatz stehen, geht die Sozial- und Finanzverwaltung mittlerweile von beinahe 3,5 Millionen Euro aus.

„Die Kosten sind offensichtlich aus dem Ruder gelaufen“, kritisierte Oliver Zander (CDU). „Und da in den nächsten Jahren auch keine Tilgung vorgesehen ist, wird ein Problem definitiv auf die nächste Generation verlagert. Dem kann ich nicht zustimmen.“

„Wo sollen wir die fehlenden gut 900 000 Euro denn herbekommen?“, fragte seine Fraktionskollegin Elke Staubach und forderte: „Wir müssen bei solchen Projekten die Standards hinterfragen.“ Frank Albrecht von der Wählergruppe SALZ fühlte sich gar „die Pistole auf die Brust gesetzt.“ Der Grünen-Fraktionschef Bernd Murschel hielt die ursprünglichen 2,5 Millionen Euro für die Obergrenze. Dafür solle man die Grundstückskosten gesondert betrachten.

Unterer Kostenrahmen

Georg Pfeiffer von den Freien Wählern befürchtete sogar, dass es selbst bei den jetzt in Rede stehenden 3,5 Millionen Euro nicht bleiben werde. „Unser eigenes Gebäudemanagement sieht darin den unteren Kostenrahmen. Und die Architekten freuen sich über höhere Honorare.“ Außerdem sei die Bauweise „weder kostengünstig noch energieeffizient.“ Und eine Abschreibung über 50 Jahre sei unrealistisch.

„Sie haben einmal in einem LKZ-Sommer-Gespräch gesagt, dass die Stadt kein Projektentwickler ist“, wandte sich Pfeiffer direkt an Oberbürgermeister Bernhard Schuler. „Deshalb sollte das Vorhaben vergeben werden.“ Die Stadt solle einen geeigneten Investor suchen, beantragte er.

Lediglich die SPD-Fraktionschefin Christa Weiß warb für eine uneingeschränkte Zustimmung für das Projekt: „Es ist ein soziales Mehrgenerationenhaus, das wir dringend brauchen.“ Gleichwohl musste sie einräumen, dass angesichts der gestiegenen Kosten nicht ihre ganze Fraktion für das Stöckhof-Projekt stimmen werde.

„Die 2,5 Millionen Euro waren erste Überlegungen, die unser eigenes Haus für eine Nutzfläche von 800 Quadratmetern angestellt hatte“, wehrte sich der Finanzbürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU) gegen den Vorwurf der Kostensteigerung. Nachdem ein Architekturbüro genauere Berechnungen gemacht habe, seien sowohl die Fläche auf 1200 Quadratmeter gewachsen, als auch die Kosten gestiegen. Und der vermietbare Bereich sei um 20 Prozent auf 1050 Quadratmeter reduziert worden, was geringere Mieteinnahmen bedeute.

Die klare Mehrheit des Gemeinderates hielt die finanziellen Risiken für zu groß und entschied sich für die von Georg Pfeiffer beantragte Vergabe an einen Investor. Der muss jetzt erstmal gefunden werden.