Stück für Stück wird das Gemeindezentrum in der Gartenstadt abgetragen.

Leonberg - Es ist soweit: Der Abbruch des Gemeindezentrums in der Leonberger Gartenstadt hat begonnen. Das Abrisskommando rückte an, um das Gemeindehaus, in dem auch die Gottesdienste abgehalten wurden, das Pfarrhaus und den Kindergarten abzureißen. Noch ist nicht viel passiert, doch das Zeichen ist gesetzt.

 

Dass der Komplex weichen muss, ist lange bekannt gewesen. Schon 2008 wurde der Beschluss der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Leonberg zur Schließung bekannt gegeben. Der daraufhin gegründete Förderverein Gartenstadtgemeinde hat eine Übergangszeit bis 2018 durchgesetzt. Am 6. Januar 2019 fand der letzte Gottesdienst im Gemeindehaus der Gartenstadt statt. Die kirchlichen Insignien wurden in die Stadtkirche, die Blosenbergkirche und die Versöhnungskirche verbracht und werden dort weiter genutzt. Hohe Unterhaltskosten für die Immobilien, knappere Geldmittel durch die sinkende Zahl der Kirchenglieder und mangelnder Pfarrernachwuchs haben in Summe zur Schließung geführt.

Soziales Engagement

Doch so bitter der Verlust für die Gartenstadtgemeinde auch ist, der Abriss führt auch zu etwas Gutem: Im Oktober des vergangenen Jahres hat die Gesamtkirchengemeinde das Gelände an die Leonberger Hoffnungsträger Stiftung verkauft. Der Käufer ist dabei sorgfältig ausgewählt worden: „Der Gesamtkirchengemeinde war es wichtig, das Gelände an eine Institution zu verkaufen, der ein soziales Engagement für die Gesellschaft am Herzen liegt“, erklärt der Leonberger Dekan Wolfgang Vögele.

Die Hoffnungsträger Stiftung hilft Menschen in Not und gibt ihnen Hoffnung und eine handfeste Perspektive. Ein Baustein dabei sind die Hoffnungshäuser, von denen das erste 2016 in der Leonberger Heinrich-Längerer-Straße gebaut wurde und die es inzwischen noch an fünf weiteren Standorten in Baden-Württemberg gibt. „Die Häuser sind modular aufgebaut und folgen einer einheitlichen Bauweise“, erklärt Pressesprecher Hubert Kogel, „dadurch können wir schnell und kostengünstig bauen.“ Entwickelt wurde das Konzept für die Hoffnungshäuser gemeinsam mit dem Städtebau-Institut der Universität Stuttgart und dem Stuttgarter Architekturbüro andOffice. „Wir haben damit eine zukunftsweisende bauliche Lösung für die Hoffnungshäuser gefunden“, so Kogel, gebaut wird ökologisch und nachhaltig in Holzständerbauweise.

Ob diese Lösung auch für das Gelände in der Gartenstadt die optimale Bauweise ist, wird noch entschieden, denn das Areal stellt den Bauherrn durch die Hanglage vor diffizile Herausforderungen. „Es gibt noch keine Baupläne“, erklärt der Pressesprecher. Auch, wie viele Wohnungen es in der Gartenstadt geben soll und wann der Baubeginn ist, steht noch nicht fest: „Es ist noch zu früh, hierzu etwas zu sagen“, betont Kogel, „wir müssen erst die Pläne abwarten.“

Gemeinschaft ist sehr wichtig

Fest steht aber, dass der Schwerpunkt beim Bau, wie bei allen Hoffnungshäusern, auf bezahlbarem Wohnraum für sozial benachteiligte Menschen und dem förderlichen Miteinander von geflüchteten Menschen und Einheimischen in den Häusern liegt. Die Häuser bieten Wohnungen mit unterschiedlichen Wohnflächen, von etwa 30 Quadratmeter für Alleinlebende bis rund 100 Quadratmeter für Familien. „Wir achten generell darauf, dass jeder Erwachsene einen Raum für sich hat und trotz der Gemeinschaft, von der wir hoffen, dass sie sich innerhalb der Häuser entwickelt, die Privatsphäre gewahrt bleiben kann“, erklärt Kogel, „Kinder müssen sich gegebenenfalls ein Zimmer teilen.“

Für das Konzept und die nachhaltige Bauweise der Hoffnungshäuser ist die Stiftung bereits mehrfach ausgezeichnet worden: Sie hat architektonische und Nachhaltigkeitsauszeichnungen erhalten und im Jahr 2019 beim Integrationspreis des Landes Baden-Württemberg den dritten Platz errungen.