Die Waldhexen binden ihre närrische Ausrüstung nach alter Tradition im Gebersheimer Bauernhausmuseum.

Leonberg - Die alte Scheune im Bauernhausmuseum ist zwar kein Hexenhäuschen. Aber urig und knorrig im Charakter ist das alte Gemäuer schon. Schließlich stand die sogenannte Obere Scheune bereits vor dem Bau des Wohnhauses im Jahre 1784. Ein Ambiente, in dem sich Hexen durchaus wohl fühlen dürften. Und so hatte sich am Wochenende eine Schar Leonberger Waldhexen dort einquartiert, um auf der Tenne für die junge Fasnet neue Hexenbesen zu binden.

 

„Wir sind eigentlich die klassischen Märchenhexen der Gebrüder Grimm“, erklärt der Hexenmeister Andreas Beißwenger. Zum klassischen Outfit gehört die schaurige Maske mit spitzem Kinn und langer Nase, die Hexenkleidung in den Stadtfarben Gelb und Schwarz und der Waldfarbe Grün sowie die Strohschuhe. Natürlich darf auch der Hexenbesen nicht fehlen. Schließlich weiß beinahe jedes Kind, dass die Hexe Märchenerzählungen zufolge darauf durch die Lüfte reitet und um den brodelnden Hexenkessel tanzt. Die Waldhexen fegen damit aber auch ab und an bei Fasnetumzügen durch die Zuschauerreihen.

„Selber machen“ lautet die Devise

Doch woher bekommen die Waldhexen eigentlich ihre Besen? Selbermachen ist angesagt und zwar nach alter Korbflechter-Tradition. Dazu brauchen die Hexen viel Reisig. Den karrt der Hexenmeister Beißwenger mit seinem vollgeladenen Kombi an. „Ich habe Birkenreisig dabei, das wir momentan noch in Bündeln einkaufen“, erklärt er. Künftig aber sollen die Waldhexen das Reisig selbst im Wald sammeln. Schnell wird klar: Der Sparzwang macht auch vor waschechten Hexen nicht Halt.

Immer mehr große und kleine Hexen, zwar ohne Maske, dafür aber im Häs, treffen am Museum ein. „Hexen-Papa“ Stefan Schmidt hat das vierjährige Töchterchen Romy dabei. Die kleine Hexe trägt auch schon ein Häs und einen kleinen Besen, vom Papa selbst gebunden. Aus Gewichtsgründen aber nicht ganz stilecht mit einem Bambusstil.

„Der Stil der Besen sollte auf gar keinen Fall der Norm entsprechen und möglichst krumm und gebogen sein“, erklärt der Hexenchef Beißwenger und zeigt dabei auf seinen Besen mit dem schon ziemlich alten, sehr krummen Haselnussstil. Die Borsten sind vom „Hinterherziehen“ schon ziemlich abgeschafft und sollen nun mit Birkenreisig erneuert werden.

Hexenbesen sind ziemlich robust

Die Novizen wie Waldhexenneuling Sven Digl binden ihr Reisigbündel mit Sisalschnur zusammen. Die Profis nehmen dazu sogar echte Weidenruten. „Die wurden heute bei Simmozheim frisch geschnitten“, sagt Andreas Beißwenger und erklärt: „Die Kunst besteht darin, die Weide so zu drehen, dass die Struktur innen längs gebrochen wird.“ Der so entstandene Weidenstrick ist extrem robust und kann Jahre lang halten. Der Besenstil wird mit dem Beil angespitzt und in das Reisigbündel hineingeschlagen. Zur Sicherheit wird das Ganze noch mit einem Nagel fixiert.

„Wenn wir das Birkenreisig künftig selber schneiden, dann binden wir vielleicht die Besen auch gleich im Wald“, gibt der Hexenmeister Andreas Beißwenger einen Ausblick in die Zukunft. Obwohl, eigentlich passt die alte Technik des Besenbindens nach Korbmacherart doch recht gut zur alten Tradition des Bauernhausmuseums