Haare der unscheinbaren Raupe verursachen Beschwerden. Die Stadt sprüht daher an öffentlichen Plätzen.

Leonberg - Wie ein Sturm fegt der Luftstrom des mächtigen Gebläses durch die Kronen der Eichen bei der Ostertagschule. Der künstliche Wind, der von einem Pick-up aus verursacht wird, trägt eine tödliche Bazille mit sich – gegen die Raupen des Eichenprozessionsspinners. Damit nämlich genau dieser nicht zur Plage wird, hat die Stadt am Mittwoch den Wirkstoff Bacillus thuringiensis von einer Spezialfirma ausspritzen lassen. Bei der Bekämpfung dieses Schädlings hat die Verwaltung seit mehr als zehn Jahren gute Erfahrungen gesammelt. „Zum Schutz der Bevölkerung werden wir vorbeugend aktiv“, sagt Holger Pullwitt. Er ist beim Leonberger Tiefbauamt für die städtischen Bäume zuständig.

 

Der Wirkstoff Bacillus thuringiensis wird mit einer Hochleistungsspritze auf einem Pick-up bis zu 30 Meter hoch in Eichenbäume gespritzt und wird von den Raupen gefressen. Die Bakterien bilden im Darmtrakt der Raupen ein Kristallprotein, das sie verenden lässt.

Im Wald bleibt die Gefahr bestehen

„Das Mittel besitzt keine schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren – außer auf frei fressende Schmetterlingsraupen“, erläutert der Fachmann. Es wird in Deutschland seit mehr als 30 Jahren eingesetzt, auch im ökologischen Landbau und bei der großflächigen Bekämpfung des Buchsbaumzünslers. Gespritzt wird das Mittel gegen den Eichenprozessionsspinner an Waldrändern, Friedhöfen und innerstädtisch dort, wo Eichen auf städtischen Grundstücken stehen, also im Stadtpark, an Schulen, oder bei Kinderspielplätzen.

Doch eine Restgefahr bleibt im Wald für Waldbesucher, Brennholzkunden und Beschäftigte des Forstbetriebs bestehen. Problematisch ist die Zeit von Mai bis August, jedoch auch darüber hinaus, weil die alten Gespinstnester sowie die Brennhaare der Larven weiterhin aktiv sein können.

Diese Brennhaare sind nämlich das eigentliche Problem bei dem Eichenprozessionsspinner. Da sie ein so genanntes Eiweißgift enthalten, können sie allergische Reaktionen auslösen. Es kann zu asthmaähnlichen Symptomen kommen, Atemnot, Bronchitis und eine Schwellung der Nasenschleimhaut auftreten, zudem starker Juckreiz mit Pusteln und Quaddeln. Die Augenlider schwellen an, die Bindehaut rötet sich. Auch Fieber, Schwindelgefühl, allgemeines Unwohlsein und ein Krankheitsgefühl kann vorkommen.

Die Raupen nicht anfassen

Gefährlich ist es, die Raupen und deren Nester zu berühren, aber auch Pflanzen und Gräser in der Nähe von befallenen Eichen sollten gemieden werden. Die Haut kann durch lange Kleidung geschützt werden. Wer mit Brennhaaren in Kontakt gekommen ist, sollte die Kleidung wechseln und duschen, um die Symptome zu lindern.

„Der Eichenprozessionsspinner kommt ausschließlich an Eichen vor, er bevorzugt sonnige Waldränder und Einzelbäume“, weiß Pullwitt. Die Ausbreitung des Falters habe in den vergangenen Jahren zugenommen. Der legt seine Eier in den Eichenkronen ab. Parallel zum Austrieb der Blätter schlüpfen die Raupen je nach Witterung im Mai. Danach durchlaufen sie mehrere Entwicklungsstadien, wobei sich die so genannten Brennhaare ab dem dritten Stadium bilden. Ab Juni/Juli verpuppen sich die Raupen und schlüpfen dann im August als eher unscheinbare Schmetterlinge.