Immer mehr Bürger aus Wiernsheim liefern ihre Holzabfälle ab, die dann der Bauhof auflesen kann. Weil der zuständige Enzkreis nicht auf die Kritik daran reagiert, verweigert die Gemeinde jetzt die Zusammenarbeit.

Leonberg - In Gebersheim steht eine private Biogasanlage, die praktisch den gesamten Ort mit Strom versorgen kann. Und im Eltinger Westen ist am Längenbühl ein neues Gewerbegebiet geplant – das sind die Schwerpunkte der gestrigen Felderrundfahrt der Leonberger Landwirte gewesen. Über den Stand der Feldfrüchte, die Ernteaussichten und die zu erwartenden Erlöse wird natürlich auch gesprochen, doch die Rundfahrt, die traditionell am Gebersheimer Sängerheim startet, ist eher eine kommunalpolitische Veranstaltung, auf der mehr als nur die Belange der Leonberger Landwirte angesprochen werden.

 

Aus Mist, Gülle und gehäckseltem Mais wird auf dem Hof der Gebersheimer Familie Kogel Strom erzeugt. „Wir produzieren etwa so viel Strom, wie alle Haushalte im Ort verbrauchen“, erklärte Bernhard Kogel Details der Ende 2011 ans Netz gegangenen Biogasanlage im Gebiet Schertlenswald. In dem mit 80 Prozent Mist und Gülle sowie gehäckseltem Mais gefüllten Gärtank verwandeln Bakterien die Masse in etwa 90 Tagen in Biogas. Das hat einen brennbaren Anteil von 54 Prozent Methan. Dieses Methangas wird in einem Gasmotor verbrannt, der den Strom erzeugt.

Zurück bleiben etwa fünf Prozent des ursprünglich eingefüllten Materials, das wie Gülle – aber weniger penetrant riechend – von den Anlieferern auf ihren Feldern verteilt wird. Die Rohstoffe für die Biogasanlage liefen nämlich Landwirte aus einem Umkreis von etwa zehn Kilometern – der entfernteste Hof liegt in Merklingen. Weil sich kein Abnehmer für die Abwärme de Anlage gefunden hat, plant Kogel damit eine Turbine zu betreiben, die auch 60 Kilowattstunden Strom erzeugen soll. Auf das Dach der Halle kommt in den nächsten Tagen noch eine Fotovoltaik-Anlage. Insgesamt rund 1,7 Millionen Euro hat Kogel bisher in die Anlage investiert,

„Der Mais ist besser als sein Ruf“, hatte kurz vor der Ankunft auf dem Kogel-Hof Helmut Kayser, Berater beim Böblinger Kreislandwirtschaftsamt, den Siegeszug dieser Kulturpflanze in den letzten 30 Jahren erklärt. Der Organisator der Rundfahrt, der Gebersheimer Bauernverbandsobmann Hans-Georg Schwarz, sprach die Besonderheiten beim Maisanbau in einem Wasserschutzgebiet an. Die Pflanze sei hart im Nehmen und weise eine sehr gute Kohlendioxid-Bilanz auf, so Kayser. Das bestätigte Kogel: Obwohl der Maisanteil in der Anlage nur 20 Prozent ausmache, liefere er die Hälfte des Biogases.

Auf Eltinger Gemarkung angekommen, fragte Obmann Jürgen Weimer, den Stand des Gewerbegebietes Längenbühl ab. „Selbst wenn ein Interessent sich bei uns ansiedeln will, wir können ihm gegenwärtig nichts anbieten“, erläuterte der Oberbürgermeister Bernhard Schuler, warum die Stadt dringend das neue Gewerbegebiet benötige. Die Landwirte seien zwar nicht erfreut, dass sie erneut Ackerflächen einbüßen sollen, doch sie hätten sich inzwischen damit abgefunden. 82 Prozent der Fläche hat sich die Stadt über Optionsverträge gesichert, der Rest der Eigentümer bekam gestern ein Schreiben für weitere Gespräche. „Wir sind auf de Zielgeraden“, sagte der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid und verriet, dass es mehr als drei Monate gedauert habe, alle Grundstückseigentümer zu ermitteln. Für die 18 Prozent, die noch zögern, hatte Schuler klare Worte: „Kommt keine Bewegung in die Sache, werden wir dem Gemeinderat ein anderes Verfahren vorschlagen.“ Die Stadt könne einen Verkauf aus übergeordnetem Interesse erzwingen – zu marktüblichen Preisen, deutlich unter den aktuellen Offerten. Die Zeit drängt, denn 2015 soll das Gewerbegebiet erschlossen werden.

Eine durchschnittliche Ernte, die wegen der langen Kälteperiode drei Wochen verspätet eingefahren wird, prognostizierte Kayser den Bauern. Die mussten zudem wegen der langen Feuchtigkeitsperiode mit einem starken Pilzbefall beim Getreide kämpfen. Bei der Preisentwicklung und den zu erwartenden Erlösen hatte Markus Schäufele, der Betriebsleiter der Baywa in Heimerdingen, unterschiedliche Nachrichten zu verkünden: Allein bei der Braugerste seien gegenwärtig die Preise stabil. Beim Weizen lehnten sich die Mühlenbetreiber zurück und warteten ertmal die Entwicklung der Ernte ab.