Die Vögel sind in Leonberg in Bauschaum geraten und müssen nun in einer Spezialklinik in Frankfurt behandelt werden.

Leonberg/Kornwestheim - Für gewöhnlich pflegen Mauersegler ihre Wege selbst zurückzulegen – ohne fremde Hilfe. Frankfurt am Main, das wäre für sie nun wahrlich kein Problem. Ein Katzensprung sozusagen. Diese beiden Exemplare aber, die bei Susanne Scholl in Kornwestheim derzeit ihr trauriges Dasein fristen, sind nicht mehr in der Lage, bis in die Hessenmetropole zu kommen. Sie suchen deshalb nach einer Mitfahrgelegenheit.

 

Das Unglück passierte zu Beginn dieser Woche in Leonberg bei Renovierungsarbeiten am Albert-Schweitzer-Gymnasium. Die beiden Mauersegler waren gegen ein gerade neu eingesetztes Fenster geflogen, abgerutscht und in den noch klebrigen Bauschaum geraten. Fliegen konnten die Tiere zwar noch, aber lediglich ganz kurze Strecken. Die Stadt Leonberg fand Hilfe für die Vögel bei Susanne Scholl in Kornwestheim, die über die Stadtgrenzen hinaus als engagierte Tierschützerin bekannt ist. Immer wieder nimmt sie verletzte Tiere auf, sie kennt sich mit Mauerseglern bestens aus.

Die Versorgung der Tiere gestaltet sich schwierig

„Absolut grandiose Flieger“, schwärmt die Kornwestheimerin von den rastlos erscheinenden Vögeln. Sie würden nur zum Brüten festen Boden aufsuchen und ansonsten durch die Lüfte segeln. Umso tragischer für die Segler, wenn die Federn verklebt sind. Das Versorgen der verletzten und verschreckten Tiere gestaltet sich nicht ganz einfach, denn normales Vogelfutter lehnen die Mauersegler ab. Die Kornwestheimerin versorgt sie mit mit Vitaminen aufbereiteten Heimchen.

Nun sollen sie in eine Klinik nach Frankfurt-Griesheim gebracht werden, die von der Deutschen Gesellschaft für Mauersegler unterhalten wird. Dort werden den Vögeln wohl neue Federn eingesetzt – von Tieren, die einen Unfall nicht überlebt haben. „Schiften“ nennt sich das Verfahren, das schon vor Jahrhunderten in der Falknerei angewandt wurde.

Ein Transport im Zug ist auch möglich

Für die Fahrt nach Frankfurt – die Mauersegler-Klinik liegt praktischerweise in Nähe einer Autobahn – sucht Susanne Scholl nun eine Mitfahrgelegenheit. Sie würde gerne noch einen dritten Mauersegler mit auf die Reise geben, der sich vermutlich am Flügel einen Bruch zugezogen hat. Die Tiere seien pflegeleichte Fahrgäste. Sie werden ganz einfach in einen Schuhkarton mit Luftlöchern gepackt und müssen unterwegs nicht versorgt werden. Deshalb, sagt Susanne Scholl, könnten sogar Bahnreisende die Tiere mitnehmen.

Susanne Scholl kann sich vorstellen, dass die Tiere nach erfolgreicher Behandlung wieder ins Schwabenland zurückkehren. Sie hätten ein gutes Orientierungsvermögen und würden es im Herbst schließlich auch bis nach Afrika schaffen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht wieder das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Leonberg ansteuern. Dort waren übrigens vor Beginn der Sanierung die vorhandenen, bereits verwitterten Nestkästen abgebaut worden.