Beim Kreisentscheid Böblingen-Nord setzt sich ein Weil der Städter Gymnasiast durch.

Leonberg - Rund 600 000 Schüler und vier Entscheidungsphasen bis zum Finale in Berlin: Das und vieles mehr zeichnet den Vorlesewettbewerb des deutschen Buchhandels aus, der auf Bundesebene zu den größten Wettbewerben für Schüler zählt. Jannik Sixt, Sechstklässler aus dem Johannes-Kepler-Gymnasium in Weil der Stadt, ist einer dieser 600 000 Teilnehmer – und Gewinner des Kreisentscheids für Böblingen-Nord, der auch dieses Mal traditionell in der Stadtbücherei Leonberg ausgetragen wurde.

 

Während Anna-Lena Setter, ebenfalls Schülerin am Johannes-Kepler-Gymnasium, einen Textauszug aus dem „Weltenexpress“, geschrieben von Anca Sturm, vorliest, wartet Jannik noch recht entspannt darauf, aufgerufen zu werden. Den Job des Aufrufens und Zeitstoppens übernimmt Iris Bayer-Weiland, Leiterin der Bücherei-Zweigstelle Gebersheim, die neben den Schülern am Vorlesetisch Platz nimmt. Nun ruft sie Janniks Namen und bittet ihn, zu ihr nach vorne zu kommen.

Erst zaghaft, dann voller Freude

Noch etwas zaghaft, aber mit einem Funkeln in den Augen, stellt er sein Fantasybuch „Die Chroniken von Araluen – Die Ruinen von Gorlan“ des Autors John Flanagan vor. Der erste Band dieser Erfolgreihe hat einen beachtlichen Umfang, den man überwiegend auch bei den restlichen Teilnehmern feststellen kann. „Buchreihen, vor allem im Fantasybereich, sind sowohl aktuell als auch schon vor einigen Jahren bei den Wettbewerbern sehr beliebt“, sagt Yvonne Moll, die Vorsitzende der Stadtbücherei, die nicht nur in der Jury sitzt, sondern auch durch die Veranstaltung führt.

Jetzt, da Jannik so richtig im Lesefluss drin ist, scheint er alle Nervosität über Bord zu werfen und aufzublühen. Gekonnt betont er die richtigen Stellen und nuanciert passend, jedoch nicht übertrieben gekünstelt zwischen verschiedenen Stimmlagen. Somit gelingt es Jannik, das Publikum mitten in das Geschehen des Fantasybands, der an das Mittelalter angelehnt ist, hineinzuversetzen. Er erzählt die Geschichte des Waisenjungen Wills, der sich als Lehrling der Waldläufer unter Beweis stellen muss.

Neuen Lesestoff entdecken

Nicht nur er, sondern auch seine Mitstreiter verstehen es, einen direkt in die Stimmung des jeweiligen Buches einzubinden. Fürs Erste hat Jannik es geschafft und kann nun in Ruhe dem Rest der insgesamt neun Teilnehmer lauschen und sich eventuell vom ein oder anderen Textauszug zum Weiterlesen anregen lassen. Der Wettbewerb zielt nämlich nicht nur auf das Weiterkommen ins Finale und die Buchpreise ab, sondern soll für die Kinder auch Anreiz zum Lesen und Entdecken neuen Lesestoffs sein. Nachdem alle ihre selbst ausgewählten Texte präsentiert haben, müssen sie sich nun noch in der zweiten Runde beim Lesen eines Fremdtexts bewähren. Hier wird die Reihenfolge der Fairness halber umgekrempelt.

Am Ende kann sich Jannik gegen den Rest der Teilnehmer durchsetzen und sich zu Recht voller Stolz seine Urkunde sowie zwei Buchpreise abholen. Die Jurymitglieder merken jedoch an, dass die Entscheidung eine sehr langwierige war, „da die Kandidaten niveautechnisch recht eng beieinander lagen“. Im März beginnen die Stadt-Bezirksentscheide. Dann wird sich zeigen, ob der Weil der Städter den Sieg auch dort holen kann.