Mit dem neuen Layher-Entwurf für das Bausparkassen-Areal, der jetzt vorgestellt worden ist, sind nicht alle Stadträte glücklich. Manchem fehlt eine deutliche Sichtachse auf die Altstadt.

Leonberg - Der Städtebau war früher idyllisch. Heute ist das Ganze vielleicht etwas intellektueller.“ Mit dieser Formulierung wollte der Architekt Michael Wenderoth im Planungsausschuss eigentlich nur seinen Entwurf für das ehemalige Bausparkassen-Areal verteidigen. Dort will die Firma Layher, die das Gelände gekauft hat, 16 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 188 Wohnungen bauen. Doch die unglücklich formulierte Antwort des Planers von ARP Stuttgart stand exemplarisch für die hitzige Debatte um das Projekt.

 

Der Entwurf, den Wenderoth am Mittwoch im Planungsausschuss vorstellte (siehe Visualisierung rechts), stieß auf ein geteiltes Echo. „Diese Einheitssiedlungen entstehen gerade überall. Für uns ist das eine uninspirierte Planung“, sagte etwa Birgit Suckut von den Grünen. „Wir werden dann in 30 Jahren darüber das Gleiche sagen wie heute über den Sichtbeton der 70er Jahre.“ Jörg Langer von den Freien Wählern nannte den Entwurf einen „Null-Acht-Fünfzehn-Bau“. Das ehemalige Bausparkassen-Areal sei das Filetstück in Leonberg, „man sollte schon etwas draus machen“, meinte der Stadtrat. Etwas gemäßigter äußerte sich Dieter Maurmaier (FDP): „Das städtebauliche Konzept ist nicht preisverdächtig, aber praktisch.“

Planer spricht von einem „sensiblen Städtebau“

Das ist die Krux am ganzen Projekt, wie auch der Planer erklärt. „Ich kann auch ganz tolle Glaskuben da hinsetzen, aber das kann sich dann keiner mehr leisten“, sagte Wenderoth unserer Zeitung, der seine Äußerung im Nachhinein bedauert. „Ich möchte da eher von sensiblem Städtebau sprechen“, erklärte er und verwies auf die Vorzüge des Entwurfs: So gebe es auf der Seite der Lindenstraße eine geschlossene Bebauung, die auch als Schallschutz fungiere. Zu dem kleinen geplanten Park an der oberen Bahnhofstraße hin werde es vor allem hochwertigere Wohnungen geben. Und nach Westen hin sei das Gelände offener gestaltet, da dort die Bebauung noch nicht abgeschlossen sei. Außerdem gebe es auf dem Areal eine grüne Mitte und man habe drei offene Sichtachsen zur Altstadt hin eingeplant.

An Letzteren hagelte es ebenso Kritik. Schon als der vorangegangene Entwurf im Mai im Gemeinderat vorgestellt worden war, konnten sich die Räte nicht mit dem „Blick auf die Altstadt“ anfreunden. „Es war im Vorfeld klar, die Sichtachse soll da sein. Und das ist sie nicht, wenn man im Stadtführer die drei Punkte einzeichnen muss, an denen man eine Sicht auf die Altstadt hat“, monierte die Grüne Suckut. Wolfgang Schaal (Freie Wähler) erneuerte in dem Zusammenhang die Forderung, das oberste (vierte) Stockwerk zurückgesetzt zu bauen. Dort könnte man dann großzügige Penthouse-Wohnungen für die „die Gutbetuchten aus der Hanglage, die aber nicht mehr gut zu Fuß sind“, einrichten. Auch die im Entwurf geplanten Betonmauern sorgten für Kritik.

Schuler: Stadthäuser bringen eine gewisse Homogenität

Schließlich reichte es dem Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler, der für seine Verhältnisse sehr deutliche Worte fand. „Wir haben uns von Anfang an um das Thema Sichtachsen bemüht und hier haben wir drei Lösungen“, sagte Schuler. Wenn der Betrachter seinen Blick vom Pomeranzengarten aus über die Stadt schweifen lasse – „ich nehme bewusst den Pomeranzengarten, da hier viele Besucher von außerhalb hinkommen“ – der blicke auf eine äußerst heterogene Bebauung. Die 16 Stadthäuser hingegen würden eine gewisse Homogenität hineinbringen. „Das hat eine beruhigende Wirkung auf die Psyche“, sagte Schuler. Wie letztlich die Gestaltung ausfalle, da habe eben jeder einen anderen Geschmack.

Auch Baubürgermeister Klaus Brenner war am Ende der Debatte „angefressen“. „Die Planer sind sehr sensibel an das Projekt herangegangen. Das ist eine äußerst schwierige Topografie“, erklärte er. Es sei gut gelungen, das Gelände so in sich stimmig hinzubekommen. Beide monierten, dass die Stadträte nicht jedes Mal immer neue Forderungen an die Planer und die Firma Layher stellen könnten. Mann wolle schließlich auch irgendwann ins Bebauungsplanverfahren einsteigen können.