In den beiden Parkhäusern in der Altstadt und am Bahnhof kann bald minutengenau mit dem Mobiltelefon bezahlt werden.

Leonberg - In Leutkirch im schönen Allgäu ist es bereits der Renner; und auch in Leonberg soll es zum Erfolgsmodell werden: Das Lösen eines Parkscheins per Mobiltelefon, landläufig Handyparken genannt.

 

Mitte Mai werden die Stadwerke diese neue Bezahlvariante in ihren Parkhäusern in der Altstadt und am Bahnhof einführen. Und damit mutmaßlich eine unschöne Diskussion rund ums Parken in der Innenstadt zumindest entschärfen.

Denn mit dem Handyparken können die Kunden künftig minutengenau abrechnen, ohne darauf achten zu müssen, ob ihre Parkzeit abgelaufen ist. Denn genau das ist der große Kritikpunkt am jetzigen System. Man muss sich vorher entscheiden, wie lange man sein Auto abstellen möchte und genau diesen Betrag vorab bezahlen.

Drastischer Bußgeld-Katalog

Wer zum Beispiel eine Stunde parken möchte, muss am Anfang 50 Cent bezahlen. Die ersten 30 Minuten kosten nichts, danach sind pro angefangene sechs Minuten zehn Cent fällig. Selbst kritische Geister räumen ein, dass das sehr günstig ist. Doch wer ungeplant etwas länger unterwegs ist und seine Parkzeit nicht verlängert hat, muss zahlen: Zehn Euro kostet das Überschreiten. Wer gar keinen Parkschein gelöst hat, ist sogar mit 30 Euro dran. Und wer seine Strafe nicht binnen einer Woche beglichen hat, muss eine weitere „Bearbeitungsgebühr“ von 25 Euro zahlen.

Dieser drastische Bußgeld-Katalog hat für viel Unmut gesorgt. Schließlich könne man seine Besorgungen oder einen Arztbesuch nicht auf die Minute genau festlegen, lautet eines der Hauptargumente gegen das Voraus-Zahl-System. Doch eine Rückkehr zur Schranke mit Bezahlen am Schluss, so ist es etwa im Leo-Center, stieß nicht auf Gegenliebe. Denn Schranken sind sehr störanfällig, eine Reaktivierung wäre zudem sehr teuer geworden.

Und: Die offenen Einfahrten gewähren einen Rund-um-die Uhr-Betrieb und machen es den Kunden zudem möglich, beide Parkhäuser mit einem Ticket zu nutzen.

Chance vertan?

Deshalb hatten sich schon frühzeitig die CDU sowie ihre Senioren- und Jugendorganisationen für das Handyparken stark gemacht. Ende Januar hatte der Gemeinderat dessen Einführung beschlossen. Seither herrscht Funkstille. Viel zu lange, sagt Elke Staubach, die Chefin der CDU-Gemeinderatsfraktion. Schließlich müsse das Zusatzangebot intensiv beworben und das neue System ausreichend erklärt werden. „Geschieht das nicht, wird wieder eine Chance vertan, tatsächliche Verbesserungen in der Altstadt auch zu vermitteln“, befürchtet die Christdemokratin.

Den Vorwurf der Untätigkeit will die Stadt nicht auf sich sitzen lassen. „Wir haben bereits im Februar auf unserer Homepage das neue System erklärt“, sagt die Verwaltungssprecherin Katrin Kiessling-Emhardt. Auch unsere Zeitung hatte das Thema mehrfach beleuchtet. Bis zur Einführung Mitte Mai sei ausreichend Zeit, das erweitere Bezahlsystem zu erläutern, meint die Rathaus-Mitarbeiterin.

Mitte Mai geht es los

In der Tat war die CDU bei ihrem Drängen auf eine schnelle Information davon ausgegangen, dass das Handy-Parken schon zum 1. Mai gilt. Zwar tritt der Vertrag zwischen der Betreiberfirma „Sunhill Technologies“ und den Stadtwerken zum Monatswechsel in Kraft. Doch die Umstellung kommt erst zwei Wochen später.

Antworten auf die wichtigsten Fragen

Da aber selbst einige Wochen schnell vorbei sind, beantworten wir an dieser Stelle schon einmal die wichtigsten Fragen:

Brauche ich ein Smartphone? Nein. Ein klassisches Handy genügt.

Welche Bezahlkanäle gibt es? Abgerechnet werden kann über die Mobilfunkanbieter, mit Kredit- oder EC-Karte, per SMS und auch per Lastschrift. Zudem kann eine „Travy-Pay-App“ kostenlos heruntergeladen werden.

Ist das Handy-Parken teurer? Ja, aber nur geringfügig. Registrierte TraviPay-Nutzer zahlen für eine Stunde 65 Cent, nichtregistrierte Nutzer 71 Cent. Die Stadtwerke verlangen 50 Cent. Für einen ganzen Tag (24 Stunden) muss man am Automaten fünf Euro zahlen, beim Handyparken 5,60 beziehungsweise 5,84 Euro. Die Differenzbeträge sind der Erlös der Betreibers.