Die Zitterpartie um das einstige Bausparkassen-Gelände geht in die nächste Runde. Nun ist doch offiziell ein Zwangsversteigerungstermin anberaumt. 6,58 Millionen Euro Verkehrswert werden für die zwei Hektar aufgerufen.

Leonberg - Für das einstige Bausparkassen-Areal ist nun doch ein Termin für die Zwangsversteigerung anberaumt worden. Das zwei Hektar große Filetstück unter der Leonberger Stadtmauer gehört einer insolventen Häussler-Firma. Nach dem Zusammenbruch des Firmengeflechts des Stuttgarter Investors Rudi Häussler hatte es zunächst so ausgesehen, dass ein neuer Finanzier das auf 6,58 Millionen Euro taxierte Grundstück noch vor der Zwangsversteigerung übernimmt. Nun scheint alles auf das übliche Abwicklungsverfahren hinaus zu laufen: Beim ersten Termin vor dem Stuttgarter Amtsgericht am 23. August muss mindestens 30 Prozent des Verkehrswertes geboten werden. Liegt das Gebot über diesem Wert, bleibt aber unter 70 Prozent, können Hauptgläubiger oder andere Berechtigte intervenieren und den Verkauf blockieren. So weit die Spielregeln für den ersten Versteigerungstermin. Bei einem zweiten Termin gelten all diese Limits nicht mehr. Für den Fall, dass der Insolvenzverwalter der Stuttgarter Kanzlei Pluta aber noch einen Investor herbeischafft, kann der Versteigerungstermin wieder abgesagt werden.

 

Der einstige Besitzer – und Hauptgläubiger von Häussler –, die Wüstenrot Städtebau, hat nach der Sprengung der einstigen Bausparkassengebäude ein abgeräumtes Baufeld hinterlassen, das Architekturbüro Behnisch und Partner ansprechende Pläne in der Schublade. Und die Stadtverwaltung hat mit einstimmigem Gemeinderatsbeschluss einen Bebauungsplan aufgestellt, der knapp 10 000 Quadratmeter Verkaufsflächen für Einzelhandel vorsieht, außerdem 9000 Quadratmeter Wohnflächen in so genannten Stadthäusern. Entlang der Lindenstraße sollen gut 4000 Quadratmeter Bürofläche entstehen. Das Grundstück soll aber keine Insel sein, sondern das zentrale Kernstück für die weitere Stadtentwicklung. Das große Ziel heißt „Brückenschlag“ zwischen Altstadt und Neuköllner Platz. Häusslers neue Einkaufsparadiese hätten in einem Stadtboulevard in Höhe des Eltinger Fußwegs/Postgebäude integriert werden sollen. Der Plan sieht vor, hier 14 000 Quadratmeter Verkaufsfläche zu schaffen und so ein neues Einzelhandelszentrum zu etablieren.

Vor diesen Visionen stehen aber jenseits der Häussler-Pleite noch etliche Fragezeichen. Ob ein neuer Investor den bestehenden Bebauungsplan anwendet und beispielsweise auch die bisherigen Vereinbarungen zwischen Stadt und Häussler übernimmt, ist offen. In langen Verhandlungen wurde hier um eine Grünfläche in dem Areal gerungen. Auch die Stadt hat als Besitzerin des Postgebäudes noch einige Probleme zu lösen. Der Mietvertrag mit der Post läuft noch mehr als zehn Jahre. Bevor hier neue Einkaufszentren gebaut werden können, muss für die Paketpost ein neuer Standort im Stadtgebiet gefunden werden. Hier ist die Verwaltung im Gespräch mit mehreren Anbietern in den Gewerbegebieten entlang der Südrandstraße – eigene geeignete, freie Flächen besitzt die Stadt derzeit nicht.

Im Rathaus betont man, dass die Stadt auf jeden Fall an dem Bebauungsplan festhalten wird, so der Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler auf Anfrage: „Jeder Investor wird sich an den Auslegungsbeschluss halten müssen, denn hier geht es um unsere städtebaulichen Ziele.“

Als vor zwei Jahren Rudi Häussler persönlich der Rathausspitze und den Fraktionschefs des Gemeinderates die Immobilie anbieten wollte, winkte Schuler ab und der Oberbürgermeister tut dies heute noch: „Die Kernkompetenz einer Stadtverwaltung ist nicht die Projektentwicklung von Brachflächen.“