Kaum ein Thema hat die Bürger in den vergangenen Tagen mehr bewegt. Eigentlich hätte der Kreisverkehr an der Grenze zwischen Leonberg und Gerlingen abgebaut werden sollen. Doch das Regierungspräsidium lenkt ein, und will die Kreuzung sogar ausbauen.

Leonberg/Gerlingen - Kaum ein Thema hat die Bürger in den vergangenen Tagen mehr bewegt. Eigentlich hätte der Kreisverkehr an der Nahtstelle der Stuttgarter Straße, der Gerlinger Füllerstraße und dem Leonberger Stadtteil Ramtel am Montag abgebaut und durch Ampeln ersetzt werden sollen. Der „Playmobil-Kreisel“, wegen der Plastikbauteile so genannt, wird täglich von Tausenden Pendlern aus Stuttgart befahren. Das Leserbrieffach unserer Zeitung quillt noch immer über mit Protestnoten.

 

„Die Beamten im Regierungspräsidium haben die Bedürfnisse der Autofahrer völlig aus dem Blick verloren“, schimpft etwa Hans-Hermann Leichtle aus Leonberg, „schickt diese weltfremden Bürokraten doch mal nach Frankreich.“ Klaus Schinkel aus Gerlingen spricht von einem „Schwabenstreich“. Allerdings räumen manche Bürger auch ein, dass der Kreisel nicht ungefährlich ist. So fordert Wieland Storek etwa einen weiteren Radius. Die Gerlinger CDU hat sogar eine Marktplatzaktion dazu gemacht, auch die CDU-Abgeordnete Sabine Kurtz schaltete sich ein.

Offenbar wurden die Proteste nun erhört. Die Grünen-Abgeordneten Bernd Murschel und Markus Rösler sind mit ihrer Intervention bis zum Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) vorgestoßen. Nun wurde für Donnerstag, 13 Uhr, eine Verkehrsschau anberaumt, der Minister hat mit dem Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl (FDP) gesprochen.

Das Ergebnis der Konsultationen: die Plastikbaken bleiben stehen, der Kreisel wird erst einmal so befestigt, dass er sicher ist. So werden die Elemente umgestellt, der Radius vergrößert, die Markierung eindeutiger und es kommen Schilder an die Straße. Zudem werden die Ampelmasten abgebaut. Langfristig will das Regierungspräsidium einen richtigen Kreisverkehr dort errichten. Der soll ins Bauprogramm der Behörde für 2016/17 aufgenommen werden, wie der Sprecher Robert Hamm erklärt. Er dementiert, dass es eine Anweisung von oben gab.

„Das war außergewöhnlich schnell“, lobt Bernd Murschel. Überraschung und Erleichterung herrscht in beiden Rathäusern. „Das ist ein Sieg der Vernunft“, erklärt der Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler, „ich danke allen, die daran mitgewirkt haben.“ Der Gerlinger Schultes Georg Brenner sagt: „Ich bin sehr erfreut, dass eine vernünftige Entscheidung gefallen ist.“ Das zeige, dass die Behörden die Kritik von Bürgern aufgriffen. Auch die Reaktionen der Leser sind überschwänglich.

„Sehr schön“, schreibt Sonja Bambey auf Facebook – und denkt schon über Kreiselkunst nach. „Die Vernunft siegt“, meint die Leonberger SPD-Fraktionschefin im Gemeinderat, Christa Weiß. Und Theo Kolintzikis schreibt: „Das nenne ich einen schönen Salto rückwärts.“

Noch ist aber nicht alles in trockenen Tüchern. Denn ein „richtiger“ Kreisverkehr braucht mehr Platz – bislang war die Stadt Gerlingen nicht bereit, einen Teil ihres Waldes dafür zu opfern. Etwa, als es früher um eine Abbiegespur ging.

Nun sagt der Bürgermeister Georg Brenner: „Ich kann mir schon vorstellen, dass der Gemeinderat sein Einvernehmen zu einem Kreisverkehr erteilt.“ Zu klären sind noch die Kosten. Bei ersten Gesprächen mit dem Stuttgarter Regierungspräsidium sei deutlich geworden, dass der Kreisel gegenüber der Ampel-Lösung fast 200 000 Euro mehr koste. Brenner und Schuler sehen mehr das Land in der Pflicht als die Kommunen: „Schließlich ist das vor allem überörtlicher Verkehr.“

All das muss noch geklärt werden. Bis dahin bleibt der Playmobil-Kreisel (fast) wie er ist. Manche bedauern gar, dass die in den vergangenen Tagen erblühte Protestkultur nun verwelkt, wie Leser Johannes Müller: „Schade, habe schon Demonstranten und Wasserwerfer im Kreisel gesehen.“