Bürger diskutieren über das Wohnkonzept für die geplante Senioren-WG im „Sozial-Haus“.

Leonberg - Hausmeister vor Ort, gemeinsame Aktivitäten im Haus und lieber eine ambulante Betreuung statt Selbstverwaltung: Bei einer Informationsveranstaltung des Gemeindevereins Warmbronn und der Sozialstation Leonberg diskutierten Warmbronner Bürger über das Wohnkonzept für die geplante Senioren-WG im „Sozial-Haus“ auf dem Gelände des ehemaligen Stöckhof-Kindergartens. Das Interesse war groß, nur wenige Stühle blieben im Bürgertreff leer.

 

Wie berichtet, wird frühestens 2019 in der Stöckhofstraße ein vierstöckiges Gebäude entstehen, dessen Belegung seinesgleichen sucht: Dort sollen nämlich gleich mehrere Betreuungsangebote einen Platz finden: eine Tagespflege für Kleinkinder durch Tagesmütter im Erdgeschoss, eine betreute Jugendwohngruppe des Vereins Waldhaus darüber sowie eine Senioren-WG im zweiten Stock und eine weitere für ältere Menschen mit Demenz im Dachgeschoss, betreut durch die Sozialstation Leonberg.

Platz für bis zu acht Senioren

Was die WG im zweiten Stock angeht, ist bislang klar: Nach aktuellen Plänen sollen auf den 300 Quadratmetern bis zu acht ältere Menschen einziehen. „Neben barrierefreien Einzelzimmern wird es auch eine gemeinsame Küche und ein gemeinsamen Esszimmer geben, dazu mindestens zwei vollausgestattete Bäder“, erklärte der Geschäftsführer der Sozialstation Leonberg Reinhard Ernst, der mit Christiane Hug-von Lieven vom Gemeindeverein auf Ideenfang ging – das Feedback soll in die weiteren Planungen einfließen.

Ideen ließen nicht lange auf sich warten: „Ein Hausmeister, bestenfalls dauerhaft im Haus“, lautete eine der Anregungen. Andere wiederum befürworteten eine starke Gemeinschaft innerhalb des Hauses, ähnlich dem Konzept eines Mehrfamilienhauses, in dem der Opa den Kindern Nachhilfe gibt und diese im Gegenzug bei den Einkäufen helfen. „Das ist sogar erwünscht, zumal es im Erdgeschoss einen Gemeinschaftsraum geben wird“, betonte Hug-von Lieven.

Nach einer Gegenüberstellung zwischen einer selbst organisierten WG, die „ganz harte Form der Wohngemeinschaft“, wie Ernst diese mit einem Augenzwinkern nannte, bei der die Bewohner freie Hand für die Gestaltung der täglichen Aufgaben haben, sprach sich die Mehrheit für das Modell der ambulanten Betreuung aus – das letzte Wort sollte aber den Bewohnern vorbehalten sein. Dazu hätte es vermutlich auch des spaßigen Einwurfs einer Dame nicht bedurft, die mit Blick auf eine selbstverwaltete WG „Mord und Totschlag“ unter den Bewohnern prophezeit hatte.

Teuer, aber günstiger als betreutes Wohnen

Bei diesem Konzept sei der Träger für den Haushalt, die Versorgung und Gruppenaktivitäten zuständig. „Ausgenommen ist der Pflegedienst, da muss es eine freie Wahl geben“, erklärte Ernst. Auch wenn Angehörige in die Aufgaben eingebunden werden könnten: „Die vom Träger organisierte Wohnform ist teurer“, merkte er an.

Christiane Hug-von Lieven ergänzte: „Dennoch ist eine WG natürlich günstiger als Betreutes Wohnen.“ So könnten die Kosten für Haushaltshilfen geteilt werden, der Pflegedienst könnte gemeinsam die Gruppe betreuen und nicht zuletzt gebe es auch Zuschüsse von der Pflegeversicherung. Ernst konkret: „Ein Zimmer soll es zu marktüblichen Preisen geben.“

Ist eine WG überhaupt das Richtige?

Überzeugungsarbeit mussten die beiden bei der Wohnform leisten. Der ein oder andere zweifelte nämlich daran, ob eine WG überhaupt das richtige ist für Senioren. „Klar, die Gefahr besteht immer, dass einem das Abendessen aus dem Kühlschrank vor der Nase weggeschnappt wird“, sagte ein Zuhörer, der sich lachend an seine Studentenzeit erinnerte. Ernst beschwichtigte: „In Baden-Württemberg gibt es derzeit etwa 40 Senioren-WGs, was zeigt, dass es geht.“

Außerdem seien gerade die Warmbronner eine eingeschworene und offene Bürgerschaft. Dennoch: „Toleranz ist eine Voraussetzung“, betonte Hug-von Lieven. „Man muss sich auf die Sache wirklich einlassen.“ Am Ende brachte es Paramjeet S. Gill auf den Punkt und sprach dabei wohl der Mehrheit aus der Seele: „Ich bin froh, dass es eine Senioren-WG im Ort geben wird. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann will doch keiner von uns alleine seinen Lebensabend verbringen“, befand der Warmbronner und schob grinsend hinterher: „Da muss man halt seine Marotten ablegen!“