Den Höfinger Kunstmarkt übernimmt nach 21 Jahren ein Dreigespann aus Heimat- und Kulturverein, Obst- und Gartenbauverein und der Stadt.

Leonberg - Als Metzgermeister Walter Hörnstein vor 21 Jahren zum ersten Mal in seinem „Höfle“ eigene Kunstwerke und die von Freunden ausgestellt hat, besaß er überhaupt keine Genehmigung, wie er verschmitzt zugibt. „Aber das war mir egal“, bekennt der knitze Schwabe.

 

Und jetzt am Sonntag wird er dafür groß gefeiert, denn Hörnsteins Höfle hat sich zum Publikumsmagneten für Kunstinteressierte aus der ganzen Region gemausert.

Nach einem Drehorgelspieler und 21 Gongschlägen mit dem Hammer freut sich Ortsvorsteherin Bärbel Sauer, dass der beliebte Kunstmarkt auch in Zukunft weitergeführt werden kann: Ein Dreiergespann aus Uwe Freund (Organisation), Bettina Brösamle (Schriftverkehr) und ihr selbst (Kontakt zu den Ämtern) wird jetzt die Veranstaltung stemmen. Sie bedankt sich bei Walter Hörnstein, der „die Latte hoch gelegt hat“, und hebt hervor, dass hier keine Standgebühren erhoben werden, da es von städtischer Seite einen Zuschuss gebe. Bärbel Sauer hat extra ein goldenes Staffelholz gebastelt, das nun feierlich von Hörnstein an das neue Dreierteam weitergereicht wird.

Etwa 50 Aussteller bieten an ihren Ständen Kunst und Kunsthandwerk

Dabei ist auch Madame Aurelie Cholley aus der Partnerstadt Belfort, die schon seit zehn Jahren regelmäßig den Höfinger Kunstmarkt besucht.

Bei bestem Sommerwetter flanieren Kunstinteressierte die Stände entlang – es sind etwa 50 Aussteller – die ein vielfältiges Angebot aus Malerei, Fotografie und Kunsthandwerk zeigen.

Uwe Freund, 1. Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins – der übrigens auch über einen Arbeitskreis „Kunstportal“ verfügt – zeigt künstlerische Naturfotografie, darunter eine fragile Pusteblume im Gegenlicht. Ute Heiland zeigt Bilder und Karten in Öl und Acryl: abstrakte Strukturen, aber auch Landschaften. Renate Wild hebt als   Besonderheit unter ihren Keramikstücken die Figuren in „Raku-Brand“ hervor, die im offenen Feuer gebrannt werden.

Klaus Dentler ist mit „Fliegenden Frauen“ da – Keramikfiguren, den fröhlichen „Nanas“ von Niki de St. Phalle nachempfunden. Ein paar Stände weiter erfährt der Besucher, dass Beton-Gartenzwerge gerade „voll im Trend“ liegen, dass man aus Treibholz Objekte gestalten kann und ein Wellholz von Drechslermeister Markus Günther besonders gut in der Hand liegt.

Die Landschaften von Manfred Moser sind von den Impressionisten inspiriert, die „sur le motiv“, also draußen, gemalt haben, und Katja Dunsch, eine echte Höfingerin, zeigt lebensfrohe Acrylmalerei.

Auch der Stand von Michael Kern mit Grafik, Kalligrafie, Typografie und Kunst ist umlagert – schon die Zitate laden zum Nachdenken ein: „Spontaneität will gut überlegt sein“ oder „Mach’s wie Gott – werde Mensch!“

Sommerfest des Obst- und Gartenbauvereins auf dem neuen Rathausplatz

Auf dem neu gestalteten Rathausplatz feiert gleichzeitig der Obst- und Gartenbauverein sein Sommerfest mit kulinarischen Genüssen, vor dem Brunnen mit einer Skulptur von Walter Hörnstein „Der Hirte“ singt der Liederkranz Gebersheim unter Leitung von Marcus Dippold fröhliche Trinklieder und schmettert: „Bube, Dame, König, As!“

Zum Kunstmarkt haben auch drei Ateliers geöffnet: Irmgard Werner entführt den Besucher in ihrer „Black and White“-Serie auf Pfade, die erst noch entdeckt werden müssen – auf Wege, Umwege und Abwege im Leben. Helene und Gerhard Kollhammer zeigen Skulpturen, sowie Acrylbilder. Gerhard Kollhammer kennt Walter Hörnstein noch aus Schulzeiten und hat manchen kreativen Wettbewerb mit ihm ausgefochten. André Liener ist ein Newcomer  beim Kunstmarkt: Als Forstwirt hat er von Berufs wegen die Kettensäge in der Hand – warum also nicht mal was schnitzen? So sind Tannenbaum und Pilze entstanden – vielleicht folgt ein Wildschwein demnächst.

Für Walter Hörnstein ist es kein Abschied – der Kunstmarkt ist ja direkt vor seinem Haus, er kann nun sehen, wie das Dreigespann das Ereignis weiterführt – er selbst macht weiter Kunst und für Freunde auch köstliche Wurst . . .