Kreis schließt Vertrag mit Planungsbüro. Bis Herbst 2020 sollen Pläne vorliegen, der Bau soll 2021 beginnen.

Leonberg - Der erste Schritt für den Wiederaufbau der abgebrannten Vergärungsanlage Leonberg ist getan. Nach europaweiter Ausschreibung ist nun ein Planungsbüro gefunden. Mit der Firma AWiPlan PPD GmbH aus Filderstadt wurde jetzt ein Generalplanervertrag geschlossen. „Der Vertrag ist eine wesentliche Voraussetzung, um die zerstörte Vergärungsanlage rasch wieder aufzubauen“, sagte Landrat Roland Bernhard.

 

2023 soll der Betrieb wieder starten

Nach Angaben des Landratsamtes werden die Überreste der abgebrannten Gebäude derzeit zurückgebaut. Bis zum Herbst dieses Jahres sollen die baulichen und technischen Planungen abgeschlossen sein, damit im Jahr 2021 mit dem Bau begonnen werden kann. Ziel ist es, dass der Neubau 2023 wieder in Betrieb gehen kann. „Für uns hat dieser Planungsauftrag höchste Priorität“, sagt Ulrich Hommel, Geschäftsführer von AWiPlan. Das Fachbüro habe langjährige Erfahrung in der Planung und im Bau von Bioabfallaufbereitungsanlagen“, heißt es aus dem Landratsamt.

Die neue Anlage wird etwa gleich groß wie die alte. 2018 wurden 38 000 Tonnen Bioabfälle aus dem Kreis Böblingen in Leonberg verarbeitet. Im Juni vergangenen Jahres wurde zudem eine Kooperation mit dem Landkreis Esslingen geschlossen, wonach zusätzliche 20 000 Tonnen von dort angeliefert werden sollten. Die neue Anlage wird derzeit für 60 000 Tonnen Bioabfälle geplant.

Abfallprodukte Strom und Wärme genutzt

Die Zusammenarbeit mit dem Kreis Esslingen wird fortgesetzt. Im Juni 2019 hatten die beiden Landräte Roland Bernhard und Heinz Eininger den Gründungsvertrag der Bioabfallverwertungsgesellschaft unterzeichnet. An dieser besitzt Böblingen 65 Prozent, Esslingen 35 Prozent. Umgekehrt ist es bei der Kompostwerk Kirchheim unter Teck GmbH. Dorthin werden derzeit auch die Bioabfälle aus dem Kreis Böblingen geliefert, bis die neue Vergärungsanlage steht.

Sobald diese wieder in Betrieb ist, soll wieder auf das vorherige Modell zurückgegriffen werden. In Leonberg werden die Bioabfälle fermentiert. Die dabei entstehenden Gase werden in einer Biogasanlage verbrannt, wodurch Strom gewonnen wird. Im Jahr 2018 waren das 6899 Megawattstunden Strom. Das entspricht einem Bedarf von 6000 Menschen für ein Jahr.

Auch die Wärme, die beim Gärprozess entsteht, wurde genutzt. Hier wurden 8500 Megawattstunden verzeichnet, was einem Verbrauch von 1700 Menschen während eines Jahres entspricht. Strom und Wärme wurden vom kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetrieb teils selbst genutzt, teils in die Netze eingespeist. Der Gärrest, der am Ende des Prozesses übrig bleibt, wird dann ins Kompostierwerk Kirchheim/Teck gebracht. Dort wird damit hochwertiger Kompost hergestellt.

Moderne Technik

„Mir ist besonders wichtig, dass wir in enger Abstimmung mit unseren Esslinger Partnern eine moderne, innovative Anlage errichten. Wir wollen die beste verfügbare Technik nutzen, um Bioabfälle möglichst hochwertig zu verwerten. Mit dem gewonnen Biogas ersetzen wir fossile Brennstoffe, was Umwelt und Klima schont“, sagt Roland Bernhard. Die neue Anlage soll bei gleicher Menge an Bioabfällen möglichst mehr Strom produzieren.

In der Nacht auf 11. September 2019 war ein Großbrand in der Vergärungsanlage Leonberg ausgebrochen. Mehrere Gebäude und große Teile der Anlage wurden komplett zerstört. Der Einsatz dauerte mehrere Tage, in den ersten Stunden waren rund 220 Feuerwehrleute vor Ort. Der Schaden wird auf 15 bis 20 Millionen Euro geschätzt. Noch am 11. September hatten die Verantwortlichen verkündet, die Verbrennungsanlage an gleicher Stelle wieder aufzubauen.