Was in den vergangenen vier Jahrzehnten das Erscheinungsbild der Stadt geprägt hat, trägt seine Unterschrift mit. Alwin Grupp, der am Samstag 75 geworden ist, war 35 Jahre lang für die CDU im Leonberger Gemeinderat aktiv.

Leonberg - Was in den vergangenen vier Jahrzehnten das Erscheinungsbild der Stadt geprägt hat, trägt seine Unterschrift mit. Alwin Grupp, der am Samstag 75 geworden ist, war 35 Jahre lang – davon 30 als Fraktionsvorsitzender – für die CDU im Leonberger Gemeinderat aktiv. An den Christdemokraten, die mit den Freien Wählern seit jeher in gutem Einvernehmen um den Status der mitgliederstärksten Fraktion konkurrieren, kam und kommt bei einer Entscheidung keiner vorbei.

 

Im Kriegsjahr 1940 in Nenningen geboren, das nach der Gemeindereform mit Weißenstein die Stadt Lauterstein bei Göppingen bildet, ist Alwin Grupp mit sieben Geschwistern in einem schwäbisch-katholischen Elternhaus aufgewachsen. Ein Bruder, der als Gymnasiast mit 16 als Offizieranwärter eingezogen wurde, fiel in den letzten Kriegstagen. Die Eltern hatten eine kleine Landwirtschaft. Der Vater war auch Fleischbeschauer und Messner.

Der Glaube prägt

„Wir sind in einem katholischen, aber nicht konservativen Elternhaus aufgewachsen“, sagt Alwin Grupp. „Der Glaube wurde einfach gelebt. Als Kind war man Ministrant und ins Kirchengeschehen eingebunden – wir als die Söhne des Messners etwas mehr.“ Und doch scheint der katholische Glaube die Kinder stark geprägt zu haben, denn ein Bruder wurde Priester, zwei andere sind Pallottiner-Padres geworden. Die Pallottiner sind kein Orden, sondern eine 1836 gegründete Gesellschaft apostolischen Lebens. Die Pater kennen keine Gelübde gegenüber Gott wie bei Mönchs-Orden üblich, sondern versprechen ihrer Gesellschaft Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam und selbstlosen Dienst. Auch eine der drei Schwestern war kirchlich tätig.

Alwin Grupp hat sich anders entschieden. Nach dem Abitur in Göppingen trat er die württembergische Notar-Laufbahn an. Nach einer sechsjährigen Ausbildung war der Weg zum Bezirksnotar geebnet. Doch Alwin Grupp zog es in die freie Wirtschaft, und so kam er im August 1968 als frisch verheirateter Notariatsassessor zur Leonberger Bausparkasse ins Versteigerungswesen. Der Leobau ist er bis zum Ruhestand 2004 treu geblieben.

„Politische Hochzeit“

Am 1. April 1968 läuteten die Hochzeitsglocken. „Es war eine politische Hochzeit“, scherzt Alwin Grupp. Mit 17 Jahren ist er der Jungen Union (JU) beigetreten, als er mit 21 volljährig wurde, der CDU. „Es war die Partei, die meiner Lebenseinstellung, meinem Werteverständnis und meiner Erziehung am nächsten kam“, sagt Alwin Grupp. Auf einer Seminarveranstaltung wurde dem stellvertretenden JU-Kreisvorsitzenden Grupp nahegelegt, sich um das Fräulein Ursula Risse aus seinem Kreisverband zu kümmern. „Aus dem Kümmern wurde die große Liebe“, bekennt Alwin Grupp.

Ehefrau Ursula hat kurz als Lehrerin in Merklingen unterrichtet, bevor sie an der Leonberger August-Lämmle-Schule eine Stelle bekam. Die Tochter Dorothea wurde 1973 geboren, Sohn Matthias folgte drei Jahre später. Ein weiterer Schulwechsel folgte 1996, als Ursula Grupp Rektorin der Mörikeschule wurde, wo sie 2008 in den Ruhestand ging. „Sie hat mir immer den Rücken für mein politisches Engagement freigehalten“, sagt Alwin Grupp dankbar.

Versprechen wurden eingehalten

Im Jahr 1970 nahm der CDU-Stadtverband Leonberg den 30-Jährigen auf, 1975 wurde er in den Gemeinderat gewählt. Von 1980 an war Alwin Grupp Fraktionsvorsitzender und ist es bis zur Sitzung im Oktober 2010 geblieben. Als Erfolg verbucht er, dass es in der ersten Legislaturperiode nach der Eingemeindung gelungen sei, die Höfingen, Gebersheim und Warmbronn gemachten Versprechen einzuhalten. „Auch den Bau der Stadthalle führe ich in der Rubrik Erfolge“, ist Grupp zufrieden.

Wenig erfreut sei er darüber, dass es mit dem Leobau-Gelände nicht so richtig weitergehe, sagt der 75-Jährige. „Ich hätte es am liebsten gesehen, das Gebäude wäre erhalten geblieben und eine Firma mit bis zu 1500 Arbeitsplätzen, die wie die Leobau um die zehn Millionen Euro Gewerbesteuer gezahlt hätte, wäre eingezogen“, bekennt der CDU-Mann. Reine Wohnbebauung sei nicht das Gelbe vom Ei, doch das sei seine persönliche Meinung. „Wer sich aus seinen Ämtern zurückzieht, soll sich im Hintergrund halten“, befindet der Jubilar.

Seit vielen Jahrzehnten ist der passionierte Koch – „ich mach den besten Kartoffelsalat“ – und Wanderer Alwin Grupp im Deutschritterorden aktiv. Getreu dem Leitspruch „Helfen und Heilen“, betreibt dieser Kliniken, Hospize und Altenheime in Deutschland, Österreich, Südtirol und neuerdings in Tschechien und der Slowakei.