Am Leonberger Westanschluss soll ein zehn Hektar großes Gewerbegebiet entstehen. Das könnte noch Jahre dauern und viel Geld kosten.

Leonberg - Der erste Schritt für das neue Gewerbegebiet am Längenbühl ist getan. Wenn alles wie geplant klappt, dann kann voraussichtlich in drei Jahren damit begonnen werden, das Gebiet auch zu entwickeln. Die Stadt stellt nun außerplanmäßig die Summe von 1 020 000 Euro in den Haushalt ein, um sich Optionen auf die für das Gewerbegebiet notwendigen Grundstücke zu sichern. Auch die Deckung des Betrages ist gesichert. Das Geld stammt von den drei Millionen Euro, die für den Rückkauf des Stromnetzes im Haushaltsplan eingestellt waren – was inzwischen obsolet geworden ist, weil dieser Rückkauf jetzt über die Stadtwerke erfolgt.

 

„Wir hatten inzwischen ein erstes Treffen mit dem Großteil der Grundstückseigentümer, das äußerst positiv verlaufen ist“, sagt der Leonberger Sozial- und Finanzbürgermeister Ulrich Vonderheid. Das sei nicht einfach gewesen, denn im Vorfeld hätten erst mal die Grundstückseigentümer ermittelt werden und ein Vertragswerk ausgearbeitet werden müssen. „Weil zahlreiche Erbengemeinschaften darunter sind, handelt es sich um einen Kreis von weit über 100 Personen, was das sensible Thema nicht einfacher macht“, weiß der Bürgermeister aus Erfahrung .

In den kommenden Wochen erhalten nun alle Grundstückseigentümer ihre individuellen Angebote. Insgesamt handelt es sich um eine Fläche von etwas mehr als elf Hektar. Davon gehören der Stadt selbst gegenwärtig nur knapp 3500 Quadratmeter, der Rest ist in Privatbesitz. Gegenwärtig wird der Großteil der Fläche landwirtschaftlich genutzt. In diesem Verfahren stellt das Jahresende 2012 einen Scheidepunkt dar. „Dann ziehen wir für den Gemeinderat ein Zwischenfazit, ob sich das Gewerbegebiet in einer überschaubaren Zeit entwickeln lässt“, so Bürgermeister Ulrich Vorderheid.

Anfang März hatte der Gemeinderat mehrheitlich beschlossen, im Gewann Längenbühl ein Gewerbegebiet zu entwickeln. Die Verwaltung wurde beauftragt, die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern aufzunehmen. Denn ziehen die nicht mit, ist das Vorhaben gescheitert. Seit geraumer Zeit herrscht im Gemeinderat Konsens darüber, dass die Stadt ein neues Gewerbegebiet braucht. Zunächst waren die Haltungen der verschiedenen Fraktionen unterschiedlich,was die Vorgehensweise und vor allem die Lage für ein neues Gewerbegebiet anbelangt. Mit dem Längenbühl sind die Räte einen Kompromiss eingegangen. Die Freien Wähler hatten den Standort ins Gespräch gebracht.

Die CDU hatte ursprünglich das Gebiet auf der anderen Seite des Hertich, südlich der Autobahn, als neues Gewerbegebiet favorisiert. Die SPD lehnt ein Gewerbegebiet am Längenbühl nach wie vor ab und bevorzugt das Gebiet Pfad in Höfingen. Die FDP sah im Hasensaul an der Rutesheimer Straße eine Möglichkeit für die Gewerbeansiedlung. Die Gabl ist nicht gegen das Areal Längenbühl, beharrt aber darauf, dass nur erschlossen wird, wenn auch gebaut wird. Am Ende haben bis auf die SPD sich alle dem Gebiet Längenbühl abgefunden.

„Jetzt ist es sinnvoll, so viele Verträge wie möglich abzuschließen, doch dafür muss eine Deckung im Haushalt vorhanden sein“, so Vonderheid. Natürlich fließe erst Geld, wenn alle Voraussetzungen geschaffen sind, um das Gebiet auch zu verwirklichen. Die 1 020 000 Euro, die als außerplanmäßige Ausgaben gelten, sind der größte Betrag, der ohne Nachtragsetat eingestellt werden kann. „Wir gehen davon aus, dass diese Summe bis zum Jahresende ausreicht“, sagt der Finanzbürgermeister. Auch wer früh verkaufe, habe keine Nachteile zu befürchten: Denn sollte jemand später einen höheren Quadratmeterpreis bekommen, erhalten den alle anderen nachträglich auch. „Aber eines ist klar: Niemand wird jemals mehr für diese Grundstücke bezahlen als wir“, betont der Finanzbürgermeister Ulrich Vonderheid.