Der Lions Club Solitude hat Sara Rilling eine Bratsche gespendet, damit sie in zwei bolivianischen Kinderheimen ehrenamtlich Musikunterricht erteilen kann. Die Künstlerin bringt seit vielen Jahren den ärmsten der Armen die Musik nahe.

Leonberg - Bratschen-Klänge sind auch auf den Fluren der Leonberger Kreiszeitung eher die Ausnahme. Wenn sie dann auch noch vom Instrument einer Virtuosin wie Sara Rilling stammen, dann sind sie ein musikalischer Genuss, der aber leider nur kurz andauerte. Denn die Künstlerin war nicht gekommen, um hier zu konzertieren, sondern um eine Bratsche entgegen zu nehmen.

 

Mit dieser Bratsche – das Instrument ist auch als Alt-Violine oder Viola bekannt – hat es eine besondere Bewandtnis. Sie ist nämlich eine Spende des Lions Club Solitude und sie wird die Künstlerin in wenigen Tagen nach Bolivien begleiten.

Hohe künstlerische Akzente

Beim jährlichen Benefiz-Konzert des Lions Club Solitude im Juni 2012 im Weißen Saal von Schloss Solitude haben Rahel und Sara Rilling (Violine und Bratsche) gespielt, zusammen mit Rahel Rillings Ehemann, dem Cellisten David Adorján, und dessen Bruder Gabriel, einem Violinisten. Es war das erste Mal, dass mit den beiden Töchtern Helmuth Rillings, die in Warmbronn aufgewachsen sind, Musikerinnen aus Leonberg im Schloss bei einem Benefizkonzert des Lions Club zu Gast waren. Dabei haben die Musiker nicht nur hohe künstlerische Akzente gesetzt. „Das Streichquartett hat so zusammen musiziert, dass nicht mehr einzelne Stimmen auseinanderzuhalten waren, sondern das Ensemble hat als lebendige Einheit Geschichten erzählt und Welten erstehen lassen“, hieß es am Tag nach dem Konzert in der Leonberger Kreiszeitung.

Sara Rilling hat bei dieser Gelegenheit den Vorstand des Lions Club auch für ihre ehrenamtliche Tätigkeit begeistern können. Sie hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, Kindern Musik nahe zu bringen. Von 2000 bis 2012 hat sie sich 19 Mal in den Slums von Venezuela aufgehalten und mit Kindern Musik gemacht.

„In meinem Musikerleben war ich sehr viel unterwegs, ich habe in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, gelebt, unterrichtet und gesehen, wie die Musik die Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten verbinden und berühren kann“, sagt die Künstlerin. „Auch die ärmsten Kinder in den Slums sind begeistert und wissensdurstig, wenn es um Musik und Instrumente geht“, hat sie erfahren.

Unterstützung zugesagt

Diese ehrenamtliche Tätigkeit kam auch nach dem Benefiz-Konzert des Lions Club Solitude zur Sprache. „Wir haben Frau Rilling damals versprochen, dass sie auf unsere Unterstützung zählen kann, wenn sie Hilfe benötigt“, sagt Claus Briem im Rückblick. Er war damals der Präsident und ist gegenwärtig der Schatzmeister des Club. „Dieses Versprechen lösen wir nun ein“, so Briem.

Der Club, dessen Mitglieder aus Ditzingen, Gerlingen und Leonberg kommen, unterstützt mit dem Erlös seiner caritativen Aktivitäten traditionell Hilfsprojekte für Kinder und Jugendliche in der Region, aber als international aufgestellte Organisation auch Hilfsprojekte weltweit. „Dass wir nun eine Möglichkeit gefunden haben, jemanden zu unterstützen, der von Leonberg aus international tätig ist, ist eine glückliche Fügung, die wir gerne wahrnehmen“, freut sich Jochen Kitzig, der Präsident des Lions Club Solitude. „Wir sehen Sara Rilling nun als unsere Botschafterin.“

„Gekauft wurde die Bratsche mit dem Erlös, den der Club unter anderem mit seinen Aktivitäten auf dem Nikolausmarkt erwirtschaftet hat“, sagt Lions-Mitglied Wieland Storek. Aus diesem Erlös ist kürzlich auch eine Spende über 2000 Euro an die LKZ-Hilfsaktion „Lichtblicke“ gegangen.

In wenigen Tagen wird Sara Rilling nun gemeinsam mit ihrem Ehemann zu einem weiteren ehernamtlichen Einsatz aufbrechen, der voraussichtlich etwa drei Wochen dauern wird. „Mein Ehemann ist zwar Historiker, er spielt aber Klavier, und so wird er sich auch in den Musikunterricht einbringen“, sagt die Künstlerin. Das Ziel sind zwei Kinderheime in den bolivianischen Städten Santa Cruz und San Jose.

Über Freunde, die wissen, dass sich Sara Rilling für soziale Projekte stark macht, hat sie erfahren, dass dort Hilfe gebraucht wird. „Einen Musiklehrer gibt es nicht und ein Musikinstrument ist so etwas wie ein Wunder“, kennt sie die Reaktionen der Kinder aus ihrer bisherigen Tätigkeit. Im Gepäck wird sie noch einiges an Unterrichtsmaterial dabei haben, denn es fehlt auch an Bleistiften, Papier, Heften. In einem der Kinderheime wird die gespendete Bratsche auch verbleiben. „Ich hoffe, dass sich ein Kind besonders für dieses Instrument interessiert“, sagt die Künstlerin.